München/Finsterau. Der Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags hat am Mittwoch einstimmig entschieden, dass beim Freilichtmuseum in Finsterau kein Natur-Campingplatz des Nationalparks Bayerischer Wald entsteht. Mit der Erklärung von Umweltminister Thorsten Glauber wurde die Eingabe von Gegnern des Projekts für erledigt betrachtet.
Ausschlaggebend für das Votum war die Aussage Glaubers, dass es von Seiten des Freistaats Bayern keine Pläne gebe, auf einem Grundstück des Zweckverbands Niederbayerische Freilichtmuseen einen Natur-Campingplatz zu errichten. „Somit wird dem Anliegen der oben bezeichneten Eingabe entsprochen“, heißt es in der Antwort, die dem Onlinemagazin da Hog’n vorliegt. Wie berichtet, war das Projekt von Anfang umstritten, insbesondere die Vertreter des Natur- und Umweltschutzes brachten ihre Bedenken vor, jedoch auch Teile der Gemeinde-Bevölkerung äußerten sich dem Vorhaben gegenüber kritisch.
CSU-Abgeordneter Gibis gibt sich wortkarg
Die Eingabe wurde nach § 80/4 der Geschäftsordnung des Bayerischen Landtags, in dem die Behandlung von Petitionen geregelt steht, entschieden. Dort heißt es: „Sie (die Petitionen) werden auf Grund einer Erklärung der Staatsregierung oder auf Grund eines Landtags- oder Ausschussbeschlusses für erledigt erklärt.“ SPD-Landtagsabgeordneter Horst Arnold, Berichterstatter zur Petition, teilt auf Hogn-Nachfrage dazu mit: „Die Staatsregierung hat klipp und klar festgestellt, dass ein solches Objekt nicht in Planung sei und keinesfalls beabsichtigt. Es würde sich um eine Diskussion auf kommunaler Ebene handeln.“
Eine Entscheidung, die insbesondere die lokalen CSU-Politiker enttäuschen sowie überraschen dürfte. Waren sie es doch, die im April dieses Jahres den Stein ins Rollen gebracht hatten. So ein Campingplatz würde dem Nationalpark, dem Landkreis und der Gemeinde Mauth guttun, erklärten Landtagsabgeordneter Max Gibis, Landrat Sebastian Gruber sowie Bezirkstagspräsident und Vorsitzender des Zweckverbands niederbayerischer Freilichtmuseen Olaf Heinrich unisono. Keine „wilden Partys“ sollten dort gefeiert werden – vielmehr sollten Besucher, die die Ruhe und Natur zu schätzen wüssten, dort campieren.
Minister Glauber habe den Bau im Zuge der Erweiterung des Nationalparks Bayerischer Wald in Aussicht gestellt, hieß es damals in einer Pressemitteilung des Bezirks Niederbayern. Man müsse da jetzt dranbleiben, verlautbarte MdL Max Gibis, der bereits von einer Zusage sprach, dass eine derartige Einrichtung geschaffen werde. Zitat: „Nun wollen wir, dass wir auch das bekommen, was uns versprochen wurde.“
Auf Hog’n-Nachfrage zum aktuellen Entscheid des Petitionsausschusses gibt sich der CSU-Landtagsabgeordnete eher wortkarg: „Nachdem auch die Gemeinde dieses Vorhaben nicht mehr priorisiert hat, haben wir diese Forderung nicht mehr weiterverfolgt.“ Die Information, wann die Priorisierung seitens der Gemeinde aufgegeben und warum es dann überhaupt noch zur Abstimmung im Petitionsausschuss gekommen sei, bleibt Gibis bis dato schuldig. Sein Parteikollege und Zweckverbandsvorsitzender Dr. Olaf Heinrich lässt über die Bezirkspressestelle mitteilen: „Dem Zweckverband sind die Hintergründe der Entscheidung nicht bekannt, daher können wir dazu auch keine Stellung nehmen.“
BUND Naturschutz: „Ein Sieg für die Wiesenlandschaft“
Der BUND Naturschutz Freyung-Grafenau zeigt sich hingegen hocherfreut über das Votum des Petitionsausschusses. „Wir begrüßen die Aussage von Herrn Umweltminister Glauber, dass es von Seiten des Freistaats Bayern keine Pläne gibt, auf einem Grundstück des Zweckverbands Niederbayerische Freilichtmuseen einen Naturcampingplatz zu errichten. Ein Sieg für die dortige wunderschöne Wiesenlandschaft”, kommentiert Antje Laux, zweite Vorsitzende der BN-Kreisgruppe FRG. „Somit ist auch unserem Appell entsprochen, dass das Vorfeld unseres Nationalparks als besondere Kulisse einen entsprechenden Schutz des Landschaftsbildes braucht. Mit der Entscheidung gegen einen Campingplatz hat auch der Artenschutz seine entsprechende Beachtung gefunden“, ergänzt Beisitzer Dr. Peter Mayer, der bis vor kurzem noch als erster Vorsitzender fungierte.
Die Fläche, die für eine Campingplatz vorgesehen war, befinde sich im FFH-Gebiet „Ilz-Talsystem“ und genieße als ausgesprochen artenreiche Bergwiese sowohl nationalen als auch europäischen Schutzstatus. Sie sei malerisch in die strukturreiche Wiesenlandschaft des oberen Reschbachtals eingebettet. „Das Gebiet ist als Transitstrecke für seltene Schmetterlinge, etwa Bläulinge, bekannt, die hier ihre Futterpflanzen finden“, heißt es weiter in der BN-Pressemitteilung. Die Steinriegel, die die Fläche einrahmen, würden ein geeignetes Biotop für die seltene und geschützte Kreuzotter darstellen. „Hinzukommt, dass dieser Bereich ehemals für Wiesenbrüter ein wichtiges Gebiet war und künftig auch wieder für wiesenbrütende Vogelarten attraktiver gestaltet werden soll.“
Muthmann: „Hätte man sich alles sparen können“
„Die Entscheidung ist in der Sache richtig, denn es gibt bereits am Wistlberg in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark Bayerischer Wald einen Campingplatz“, kommentiert FDP-MdL Alexander Muthmann das Urteil des Petitionsausschusses, die mit den Stimmen der CSU gefallen ist. Damit bleibe von den angeblichen Plänen nichts übrig. Die Aufregung, die in der Region entstanden ist – den einen Hoffnung machen, bei den anderen Ängste schüren – hätte man sich laut Muthmann sparen können, wenn man nicht ein Projekt verfolgt hatte, das gar nicht angedacht war. „Der Petitionsausschuss hat Klarheit geschaffen.“
Schuberl plädiert für Alternative
Grundsätzlich ist der Tourismus in unserer Region ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor in diesem sonst eher strukturschwachen Gebiet – daher wäre prinzipiell ein Campingplatz eine gute Idee“, teilt Grünen-MdL Toni Schuberl auf Hog’n-Nachfrage mit. „Allerdings kommen in diesem Fall mehrere Faktoren zusammen, nach dessen zusammenfassender Bewertung wir Grünen das beabsichtigte Campingplatz-Projekt ablehnen.“ Dabei wiederholt Landtagsabgeordneter Schuberl nochmals seine Einlassung vom 16. Juli dieses Jahres:
- In Finsterau gibt es bereits einen durchaus schön gelegenen Campingplatz. Dieser ist zwar sanierungsbedürftig. Das läuft aber bereits. Die Errichtung eines zweiten Platzes in Finsterau würde wahrscheinlich – abhängig von der Finanzkraft des „neuen“ gegenüber des „alten“ Campingplatzes – zu einem ungünstigen Konkurrenzverhältnis führen. Denn aufgrund der örtlichen Gegebenheiten würden wohl beide Plätze die selbe Zielgruppe ansprechen: Wanderer und Mountainbiker mit Wohnmobilen. Mit Wohnwagengespann sind beide Plätze nur sehr eingeschränkt erreichbar. Und für den „klassischen“ zweiwöchigen Campingurlaub ist Finsterau als einer der 10 abgelegensten Orte in Deutschland denkbar ungeeignet.
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Finsterau hat ein durchaus gutes und nach unserer Bewertung ausreichendes Tourismusangebot. Wir „Wolfsteiner“ wünschen uns sanften Tourismus, der sich durch umweltverträgliche Touristenlenkung auszeichnet. Eine geballte Ansammlung von Ferienunterkünften sollte daher vermieden werden.
- Der neue Campingplatz soll auf einer FFH Fläche errichtet werden. Dies wird durch uns kategorisch abgelehnt, denn unser erklärtes Ziel ist der klima- und umweltverträgliche Tourismus. Ein neues und noch dazu überflüssiges Tourismusprojekt darf einfach nicht auf Kosten der Natur umgesetzt werden!
Toni Schuberl plädiert stattdessen für einen alternativen Campingplatz-Standort, der dazu beitrage, dass die Natur nicht zu Schaden komme, die örtliche Wirtschaft gestärkt und zur Entzerrung des Besucherandrangs im Bayerischen Wald beigetragen werde.
Eibl spricht von Kiosk, Spielplatz und weiteren Angeboten
„Natur- und Umweltschutzbelange mussten hier gegen den Nutzen durch touristischen Mehrwert abgewogen werden“, sagt Freie-Wähler-MdL Manfred Eibl. „Jedoch gibt es in der Region sehr gute Ideen. Diese wurden aufgegriffen. Im Zuge seines 50-jährigen Jubiläums und der beschlossenen Erweiterung wird der Nationalpark Bayerischer Wald für die Besucher noch attraktiver.“ Denn: Am Wistlberg wird Eibl zufolge ein Besucherschwerpunkt für barrierefreies Naturerleben geschaffen. „Im Mittelpunkt stehen die Errichtung eines Kiosks als Schaufenster der Region, eines Waldspielbereichs und weiterer Erholungsangebote für Nationalparkbesucher im Gelände.“
„Anderswo“-Campingplatz-Betreiber erleichtert
Auch die Betreiber des bestehenden „Anderswo“-Campingplatzes zeigen sich erfreut ob der jüngsten Entwicklung: „Gerade im Hinblick darauf, dass wir aktuell viel investieren hier und mit Hochdruck daran arbeiten, unsere Sanitär- und Außenanlagen sowie weitere Angebote neu aufzubauen, um im nächsten Jahr und in den folgenden einen schönen, naturnahen Bestands-Campingplatz wieder richtig zum Leben zu erwecken. Wir haben so eine tolle Lage hier oben und wir denken, dass sich unser Angebot super mit den anderen geplanten Maßnahmen zur Nationalparkerweiterung ergänzen wird“, teilen Steffen und Julia Lorenz auf Nachfrage mit.
Stephan Hörhammer