Mauth. Dass inzwischen Emotionen mit im Spiel sind, will Josef Beer erst gar nicht bestreiten. Zu viel hat sich angestaut in den vergangenen Jahren – sprichwörtlich und wortwörtlich. Eigentlich gerade frisch renoviert und saniert, hat er seit Jahren mit enormen Wasserschäden in seinem Café in Mauth zu kämpfen. Für den Unternehmer ist die Ursache eindeutig: Im Rahmen der Errichtung eines barrierefreien Bürgersteiges wurden vor seiner Haustüre eklatante Fehler gemacht, sodass im darunterliegenden Kanal das Wasser – wie eigentlich gedacht – nicht abfließen kann, sondern austritt und bei größeren Niederschlagsmengen für Überschwemmungen sorgt.
Es hätte alles so schön sein können – und der würdige Abschluss arbeitsreicher Jahre. Anfang der 90er gekauft, hat Konditormeister Josef Beer das Gebäude der ehemaligen Bäckerei Kreupl zu einem schmucken Café umgebaut. Ein Ort der Begegnung, der den Charme des traditionsreichen Objekts nicht verloren hat. „Rund um meinen 50. Geburtstag wollte ich dann die Fassade noch einmal überarbeiten, sodass das Haus perfekt dasteht. Dafür habe ich eine Anerkennung beim Architekturpreis der Wolfsteiner Waldheimat erhalten“, blickt der 56-Jährige zurück. Auch die Terrasse vor dem Laden, direkt neben der Straße, wurde neu gestaltet. 2017/18 ist auch der Bürgersteig durch den Ort so umgebaut worden, dass er barrierefrei wird. Größere Erdarbeiten waren deshalb nötig.
„Was machen die da eigentlich?“
„An sich ist das ja eine gute Sache“, unterstreicht Josef Beer. „Aber schon während der Bauarbeiten habe ich mir gedacht: Was machen die da eigentlich?“ Regelmäßig hatte er die Fortschritte der an sein Privatgrundstück angrenzenden Installationen – einer Vorahnung folgend – bildlich festgehalten. „Ein Kanalrohr wurde aufgehauen – ob bewusst oder unbewusst, weiß ich nicht. Feststeht: Es wurde nicht mehr geschlossen“, wie Josef Beer beobachtete. Selbst bei einer Dichtheitsprüfung sei der Schaden nicht behoben worden. „Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass diese Kontrolle auch nichts mit dem Kanalrohr zu tun hatte, sondern damit, dass nebenan eine Halle gebaut worden ist – und beim Aushub natürlich kein Wasser austreten soll.“
Dieses Video ist aus Sicht von Josef Beer der Beweis dafür, dass der Kanal undicht ist
Josef Beer wies eigenen Aussagen zufolge die Handwerker sowie Gemeindemitarbeiter mehrmals auf den von ihm erkannten Missstand hin. Genauso wie seine Nachbarin, die dasselbe Schicksal ereilte. Ohne Erfolg, wie er berichtet. Das Erdloch wurde wieder geschlossen, der Bürgersteig darüber gepflastert. „Als ich dann die Terrasse nach dem Winter mit einem Hochdruckreiniger sauber gemacht habe, ist mir aufgefallen, dass das Wasser nicht abfließt“, erinnert sich der Konditormeister. Zunächst dachte er sich nichts weiter dabei, vermutete vielmehr, „dass der Split vom Pflastern noch einwirken muss“. 2019 fiel dann der Groschen. In Folge eines Unwetters wurde die Ladenfläche überschwemmt, die Lagerräume im Keller standen unter Wasser. „Und das hatte nichts mit den Regenmengen zu tun. Das Haus war 25 Jahre lang staubtrocken – selbst bei Regengüssen.“
Seit 2020 beschäftigt sich das Landgericht Passau mit dem Fall
Seit fünf Jahren steht für den 56-Jährigen nun fest: „Die Gemeinde ist Schuld dran.“ Eine selbst in Auftrag gegebene Kanalbefahrung bestätigte ihn darin, dass „das Rohr nicht mehr funktionsfähig“ ist. Mehrere Hinweise diesbezüglich in Richtung Gemeindeverwaltung wurden zwar zur Kenntnis genommen – doch mehr passierte nicht. Beer blieb, wie er im Hog’n-Gespräch herausarbeitet, nichts anderes übrig als den juristischen Weg einzuschlagen. Dass diese Mühlen langsam mahlen, ist hinlänglich bekannt. Zu seinem immer instabiler werdenden Nervenkostüm trug darüber hinaus bei, dass er mit seinem ersten Rechtsvertreter kein Glück hatte. Erst beim zweiten Anwalt, der ihn seit Ende 2022 vertritt, fühlt er sich gut aufgehoben.
Seit 2020 ist der Fall „Beer vs. Gemeinde Mauth“ Sache des Landgerichts Passau. Ein erster Besuch eines gerichtlich bestellten Gutachters verlief Beer zufolge „eigenartig“ – „in seinem Bericht stimmte vieles nicht überein“. Beim zweiten Vor-Ort-Termin mit demselben unabhängigen Prüfer, der Ergänzungsfragen zum ersten Gutachten nicht beantworten konnte und deshalb vom Landgericht erneut bestellt wurde, wurde dann der Bürgersteig geöffnet. „Aus meiner Sicht wurde dabei die Sache klar ersichtlich: Das Kanalrohr ist undicht“, betont Beer erneut (siehe auch Video). Noch steht aber das offizielle Ergebnis aus. Die ewige Geschichte scheint weiterzugehen. „Ich verstehe einfach nicht, warum sich die Gemeinde das alles antut. Die einfachste Lösung wäre doch, das Ganze zu reparieren – und gut ist es.“
„Ich gehe bis in die letzte Instanz“
Dem selbstständigen Konditormeister geht die Angelegenheit inzwischen an die Nieren. Nach außen hin wirkt er im Gespräch vollkommen ruhig. Ihm ist dennoch anzumerken, dass diese Sache sein Leben mittlerweile arg beeinträchtigt. Sämtliche Dokumente und Bilder dazu sind penibel abgeheftet. Viele Schreiben kann er fast auswendig runterbeten. „Es ist doch alles bewiesen“, wiederholt er sich, um sich dann selber einzugestehen: „Ich habe inzwischen schlaflose Nächte deswegen.“ Den bis dato entstandenen Schaden beziffert er auf einen mittleren fünfstelligen Betrag. Nicht nur aus diesem Grund ist für Josef Beer, der sich selber als „Gerechtigkeitsfanatiker“ beschreibt, klar: „Auch wenn ich mittlerweile weiß, dass im Rechtsstaat alles möglich ist: Ich gehe bis in die letzte Instanz.“
Auf Hog’n-Anfrage äußert sich die Gemeinde Mauth in Person von stellv. Bürgermeister Heiner Kilger wie folgt zur Thematik:
„Im beschriebenen Fall findet momentan am Landgericht Passau ein selbstständiges Beweisverfahren statt. Da es sich hierbei um ein laufendes Verfahren handelt, können zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Aussagen zum aktuellen Verfahrensstand getroffen werden. Die Gemeinde Mauth hat vollumfänglich alle Unterlagen, die zur Klärung des Sachverhalts beitragen könnten, dem Gericht vorgelegt und ist an einer Aufklärung des Falles sehr interessiert.“
Wie diese Angelegenheit endet, ist weiter offen. Für Josef Beer bleibt zu hoffen, dass die Sache – nach Jahren der Ungewissheit – ein baldiges Ende findet…
Helmut Weigerstorfer
Das Landgericht sollte Bürgermeister und Gemeinderat in der Mauth
zum Auswenig lernen der Eidesformel verdonnern,
außerdem sollen sich die Herren schämen, das man für einen “ Murk´s “
den die Gemeinde verursacht hat ein Gericht braucht.