Die Feiertage sind ja immer so eine Sache. Für die einen bedeuten sie ruhiges Beisammensein im Kreise der Liebsten. Für die anderen Stress und Hektik. Immer mehr Menschen verbringen die Feiertage auch allein oder feiern diese gar nicht. Lebt man – wie ich – im Ausland, dann sind die Feiertage immer ein Wechselbad der Gefühle…
Selbstverständlich wäre ich gerne bei meiner Familie in Deutschland, wenn im Dezember der Tannenbaum geschmückt oder im Frühjahr Ostern gefeiert wird. Ich habe jedoch das große Glück, ein paar Verwandte in Kalifornien zu haben und so nicht komplett allein zu sein. Die Holidays, wie sie hier heißen, sind für mich immer wieder etwas Besonderes – gerade in Amerika, wo so vieles größer und pompöser ist als anderswo, wird man schon Wochen zuvor auf die nächsten Festlichkeiten hingewiesen.
Vom Valentine’s Day zum Galentine’s Day
Im November, kurz vor Thanksgiving, waren die Läden voll mit Kürbiskuchen, Starbucks verkaufte den bekannten „Pumpkin-Spiced-Latte“ und überall konnte man „Stuffing“ und „Cranberry Sauce“ kaufen. Das erste Thanksgiving war für mich so, wie man es aus Filmen und Serien kennt: gemütlich, amerikanisch – und mit jeder Menge Essen verbunden. Nach dem Essen hatte jeder am Tisch die Möglichkeit das auszudrücken, wofür er oder sie gerade dankbar war – eine Tradition, die ich auch außerhalb von Thanksgiving sehr schön finde.
Ein weiterer Feiertag, der in den Staaten schon Wochen vorher nicht zu verkennen ist: der Valentinstag. Bereits kurz nach Weihnachten beginnen die Geschäfte damit, ihre Dekoration auf die Farben Rosa und Pink abzuändern; Restaurants und Cafés bieten saisonale Besonderheiten und in den Supermärkten gibt es Luftballons und herzförmige Süßigkeiten zu kaufen. Wer annimmt, der Tag der Liebenden sei ausschließlich für Paare gedacht, irrt sich jedoch gewaltig.
Seit einigen Jahren ist die Abwandlung in den „Galentine’s Day“ – eine Wortneuschöpfung aus „Girls“ und „Valentinesday“ – zum Trend geworden. Freundinnen treffen sich dabei zu gemütlichen Abenden, trinken pinke Cocktails und schauen Liebesfilme; andere gehen aus und zelebrieren die Freundschaft unter Frauen. In den USA ist es außerdem nicht unüblich, Valentinskarten an Lehrerinnen, Freunde oder andere Bekannte und Verwandte zu verschenken – schließlich muss Liebe nicht immer romantisch sein.
Irisch, Christlich, Mexikanisch – Feiertage sind bunt
Einen knappen Monat später, am 17. März, feiern viele Amerikanerinnen und Amerikaner den St. Patrick’s Day. Der eigentlich irische Feiertag wird gerne genutzt, um ein grünes Outfit zu tragen und sich mit Freunden zu treffen – häufig in Verbindung mit jeder Menge Alkohol. Nachdem dann auch die letzten grünen Muffins verkauft sind, beginnen die Geschäfte bereits mit der Osterdekoration. Obwohl es ein christlicher Feiertag ist, der Landesweit zelebriert wird, hat man in den Staaten – anders als in Deutschland – zu Ostern nicht frei.
Durch die Nähe zu Mexico wird auch der 5. Mai – El cinco de Mayo – gerne in den USA gefeiert. Kalifornien hat eine vergleichsweise hohe Population von Menschen aus Mexiko, die diesen Tag häufig im Kreise von Freunden und Familie und mit traditionellen mexikanischen Gerichten zelebrieren.
Kurze Zeit später, am letzten Montag im Mai, findet der Memorial Day statt. Dieser Tag ist kein klassischer Feiertag, sondern ein Gedenktag. Er dient der Erinnerung an die gefallenen Soldaten des US-Militärs.
Unabhängigkeitstag & Halloween
Der nächstgrößere Feiertag findet dann im Juli statt: Am „Fourth of July“, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, haben die meisten Amerikanerinnen und Amerikaner frei. Geschmückt wird – wie sollte es anders sein – dann in den Farben der Amerika-Flagge: rot, blau und weiß. In fast jedem Ort gibt es außerdem ein (kontrolliertes) Feuerwerk – das eigenständige Böllern vor der Haustüre ist hier verboten. Der 4. Juli ist für viele Menschen ein Tag der Gemeinschaft – wenn ein ganzes Land von der Größe der USA gemeinsam feiert, löst dies eine besondere Stimmung aus. Viele Bewohner sind stolz auf ihr Land und begehen diesen Tag voller Dankbarkeit.
Ähnlich groß wie der Valentinstag wird in den USA auch Halloween gefeiert. Schon Wochen zuvor sind die Läden voll mit Kostümen, Keksen in Form von Kürbissen und weiteren Leckereien im Halloween-Stil. In Los Angeles gibt es verschiedene Halloween-Paraden, bei denen verkleidete Menschen die Straßen entlang ziehen und gemeinsam feiern. Für Kinder ist „Trick or Treating“, also das verkleidete Herumziehen in der Nachbarschaft ein besonderes Abenteuer. Die Kostüme sind in den USA übrigens nicht immer gruselig – ähnlich wie zum deutschen Fasching ist hier alles erlaubt: Vom Popstar bis zur Mumie sieht man sämtliche Kostüme.
Etwas Besonderes
In den USA mag vieles größer sein – so auch die Feiertage. Und während der kapitalistische Hintergedanke oftmals kritisiert wird, hat das Feiern sämtlicher Festtage auch etwas sehr Positives: Für mich als Zugezogene ist es etwas Besonderes, ein Geschäft zu betreten und sofort zu spüren, welcher Feiertag demnächst ansteht. Außerdem sind all diese Anlässe eine schöne Gelegenheit, sich mit Freunden zu treffen und eine gute Zeit zu haben.
Malin Schmidt-Ott
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Wie lebt es sich wirklich in den USA? Nach ihrem Gewinn in der Green-Card-Lottery, über die sie im Rahmen der Hog’n-Serie „Auswandern in die USA“ berichtete, zog die ehemalige Passauer Studentin Malin Schmidt-Ott im Sommer 2023 nach Santa Monica im Los Angeles County, wo sie seitdem lebt. In der neuen Hog’n-Reihe „Von Bayern nach L.A.“ wird es um Gemeinsamkeiten von und Unterschiede zwischen Deutschland und Kalifornien gehen. Die Autorin wird den Lesern einen Einblick in den amerikanischen Alltag bieten, es werden Extremsituationen beleuchtet und Einblicke in die Besonderheiten Hollywoods vermittelt.