Waldkirchen. Am Ende war das Ergebnis eindeutig: Eine Mehrheit von 66 Prozent hat sich für das Ratsbegehren des Waldkirchener Stadtrats ausgesprochen. Damit steht fest: Am Standort der alten Mittelschule baut die Stadt eine Zentralgrundschule. Wenn es nach Bürgermeister Heinz Pollak geht, soll sie bereits in drei bis vier Jahren stehen. Die Dorfschulen werden dann geschlossen. Das Bürgerbegehren, das für ihren Erhalt kämpfte, erhielt nicht genügend Stimmen – und scheiterte.
Als „Vertrauensbeweis“ gegenüber Stadtrat und Bürgermeister bezeichnet Rathaus-Chef Pollak die Entscheidung. 2.048 Bürgerinnen und Bürger hatten dafür gestimmt, dass der Stadtratsbeschluss aus dem Oktober 2022 umgesetzt werden soll. „Es freut mich, dass das Ergebnis so eindeutig ausgefallen ist und dass eine Zweidrittel-Mehrheit hinter dem Entscheid des Stadtrats steht“, teilt der Bürgermeister auf Hog’n-Nachfrage mit. „Ich war immer überzeugt davon, dass der Großteil der Waldkirchener versteht, dass es die einzig mögliche Lösung ist.“
Stadtkern wächst rasant: Platzprobleme in der Grundschule
Der Neubau einer Grundschule im Zentrum der Stadt soll mit einem Schlag viele Probleme auf einmal lösen: Die Grundschulstandorte Holzfreyung und Böhmzwiesel sind stark sanierungsbedürftig. An der Grundschule im Stadtkern hocken zu viele Kinder auf zu engem Raum beisammen. Essen müssen die Grundschüler hier in mehreren Schichten, weil die Mensa ebenfalls zu klein ist. Eine eigene Turnhalle hat die Maria-Ward-Grundschule nicht – und es fehlt Platz für die Nachmittagsbetreuung.
Dass es in der Grundschule im Stadtkern immer enger wird, hat mit der stetig steigenden Einwohnerzahl zu tun. Neubaugebiete sprießten in den vergangenen Jahren aus dem Boden, Waldkirchen hat sich zu einem Magneten vor allem für Familien entwickelt. Die Zahl der Einwohner knackte erst kürzlich die 11.000er-Marke.
Die umliegenden Dörfer hingegen wachsen nicht so rasant wie der Stadtkern. Hier hat man eher mit gegenläufigen Problemen zu kämpfen: zu wenige Schulanfänger in Karlsbach und Holzfreyung, Kombiklassen müssen gebildet werden. Der Lehrermangel in Bayern macht daraus ein Problem: Wenn Lehrkräfte in den Dorfschulen relativ kleine Klassen betreuen, fehlen diese in der Grundschule im Zentrum.
Harter Schlag für alle, die für Dorfschulen kämpften
Für die Initiatoren des Bürgerbegehrens zum Erhalt der Dorfschulen ist das Abstimmungsergebnis ein harter Schlag. Die Karlsbacher etwa sind zurecht stolz auf das, was sie aus ihrer kleinen Grundschule gemacht haben. Ein buntes Spektrum an Möglichkeiten haben sie für die Schüler geschaffen – die Kinder können im Schulgarten mithelfen, in der Bücherei schmökern oder gemeinsam kochen.
Jedoch: Deutlich mehr Schüler hätten die Dorfschule in Karlsbach besuchen müssen, um den Erhalt des Standortes dauerhaft zu sichern. Eine Schulsprengel-Änderung wäre nötig gewesen. Mit Diskussionen zwischen Stadtverwaltung und Eltern, die nicht mit der Zuteilung zur Dorf- oder Zentralgrundschule einverstanden gewesen wären, sei bei diesem Vorgehen wohl zu rechnen gewesen.
Und natürlich spielt auch in Sachen Grundschul-Sanierung beziehungsweise -Neubau das Thema Finanzen eine entscheidende Rolle. Der Neubau wird nur gefördert, wenn deutlich mehr Schüler künftig im Stadtkern zur Schule gehen. Das darf man kritisieren. Der Waldkirchener Stadtrat kann daran aber nichts ändern.
Straffer Zeitplan für die Bauarbeiten
Unterm Strich bedeutet die Entscheidung an der Wahlurne nun, dass es zu einer Lösung kommt, die relativ rasch umgesetzt werden kann – und die die wenigsten Folgeprobleme mit sich bringt. „Wenn man sich in den Nachbargemeinden umschaut, wird deutlich, dass wir sowieso länger an den Dorfschulen festgehalten haben als andere“, sagt Pollak. In Jandelsbrunn oder Neureichenau beispielsweise ist dieser Entschluss schon vor Jahren gefallen.
Der Zeitplan hin zur Zentralgrundschule ist straff: „Ich hoffe, dass wir die Bauarbeiten in drei bis vier Jahren fertig abgeschlossen haben“, blickt Pollak voraus. Den Bau der neuen Mittelschule habe man in nur drei Jahren gestemmt. Bei der Grundschule käme noch der Abriss des alten Mittelschulgebäudes dazu, was die Sache etwas komplizierter macht. Allem voran muss nun der Kauf des Nachbargrundstückes der ehemaligen Mittelschule abgeschlossen werden. Dort soll der neue Busparkplatz entstehen.
Damit so schnell wie möglich gebaut werden kann, sollen die Planungen von Schule, Straßenführung, Parkplätzen und Turnhalle nun rasch beginnen – und im Anschluss die Ausschreibungen anlaufen. Bürgermeister Pollak will in der nächsten Stadtratssitzung außerdem bereits die Nachnutzungskonzepte für die Dorfschul-Gebäude vorstellen.
Sabine Simon
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