FRG/REG. „Schwarz-braun ist die Haselnuss, schwarz-braun wählt da Woid“ – so kommentierte ein Hog’n-Leser das Wahlergebnis im Landkreis Regen. Und ein anderer meinte gar: „Ich schäme mich, in einem Landkreis geboren zu sein, in dem die SPD nicht mehr Stimmen bekommt als die AFD.“ Gemeint ist der Landkreis Freyung-Grafenau. Wie schon bei den vorangegangenen Bundestagswahlen konnte die „Alternative für Deutschland“ auch 2021 wieder viele Stimmen im Bayerischen Wald für sich verbuchen. Wohingegen die CSU – wie die Union auf Bundesebene – deutlich Federn lassen musste.

Jeweils drei Direktkandidaten in den beiden Wahlkreisen Straubing (Rainer, Grundl, Miazga) und Deggendorf (Erndl, Hagl-Kehl, Al-Halak) schafften den Sprung in den Deutschen Bundestag. Grafik: Wahlenübersicht/ da Hog’n
Doch werfen wir zunächst einen Blick auf die Wahl der Direktkandidaten bzw. diejenigen regionalen Bewerber, die über die Liste in das höchste deutsche Parlament einziehen. Im Wahlkreis Straubing, zu dem der Landkreis Regen gehört, hat – wenig überraschend – CSU-Kandidat Alois Rainer mit 44,3 Prozent die meisten Erststimmen geholt. Bei der letzten Bundestagswahl vor vier Jahren kam er noch auf 47,6 Prozent (minus 3,3 im Vgl. zu 2017). Er bedankte sich via Facebook mit folgenden Worten bei seinen Wählern: „Ich weiß dies sehr zu schätzen und es ist für mich eine Ehre, Sie in den kommenden vier Jahren wieder mit vollem Einsatz im Bundestag vertreten zu dürfen.“ Für „unsere Heimat“ werde er weiterhin „alles geben“, um den „wirtschaftlichen Aufschwung, den unsere Region in den vergangenen Jahren erfahren hat, erfolgreich fortzusetzen“.
Aufgrund des Zweitstimmanteils wurden über die Liste erneut Erhard Grundl (4,68 Prozent) von Bündnis 90/Die Grünen („Danke!“ mit Victory-Zeichen) sowie Corinna Miazga (AFD, 15,3 Prozent) in den Bundestag gewählt.
Im Wahlkreis Deggendorf, zu dem der Landkreis Freyung-Grafenau zählt, hat CSU-Mann Thomas Erndl mit 37,4 Prozent die meisten Stimmen für sich behauptet. Dies entspricht einem Minus von 6,7 Prozent im Vergleich zu den Wahlen 2017. Doch er scheint mit dem Resultat zufrieden zu sein, wie er per Instagram-Post verlautbaren lässt: „Vielen Dank für ein tolles Ergebnis! Ich freue mich, meine Heimat weitere vier Jahre im Bundestag vertreten zu dürfen. Platz 2 in ganz Niederbayern ist auch nicht schlecht.“
Über die Liste hat es erneut die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesjustizministerium Rita Hagl-Kehl (SPD, 15,81 Prozent) geschafft. Neu im Parlament ist der Grafenauer Muhanad Al-Halak (FDP, 5,56 Prozent), der künftig die Interessen der Waidler in Berlin vertreten darf. „Unglaublich! Ich kann’s immer noch nicht glauben. Ich bin Mitglied des Deutschen Bundestages“, reagierte der 32-Jährige via Facebook überaus erfreut.
AfD-Hochburgen Neuschönau, Haidmühle und Innerzell
Nun also die Landkreis-Analyse der Zweitstimmen für die jeweiligen Parteien, die wir mit Freyung-Grafenau beginnen. In Philippsreut gab es dieses Mal die meisten Stimmen für die CSU (42,14 Prozent), die wenigsten erhielten die Christsozialen in Saldenburg (24,42). Die SPD bekam den größten Rückhalt in der Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte zugesprochen (22,44), den wenigsten in Neureichenau (10,54). Als AfD-Hochburgen entpuppten sich die Gemeinden Neuschönau (20,96), Haidmühle (19,7) und Innernzell (19,26) – seitens Fürsteneck (10,45) und Perlesreut (11,72) gab’s den geringsten Stimmenanteil für die „Alternative für Deutschland“.
Die FDP holte die meisten Zweitstimmen in Neureichenau (9,60), Waldkirchen (9,25) und Fürsteneck (8,29). In Haidmühle fiel der Zuspruch mit 3,28 Prozent eher mau aus. Die Grünen bekamen den Landkreis-Höchstwert in der Gemeinde Perlesreut (7,83) zugesprochen, in Philippsreut hingegen wurden sie kaum gewählt (3,19). Die Freien Wähler sahnten in Thurmannsbang (26,34), Fürsteneck (26,31) und Perlesreut (23,97) den Löwenanteil ab. In Freyung (11,32) und Spiegelau (13,55) gab’s hingegen wenig für sie zu holen.
FW mit vielen Stimmen in Patersdorf, Kollnburg und Arnbruck
Im Nachbarlandkreis Regen stimmten in Bayerisch Eisenstein die meisten Wähler für die CSU, die dort 43,04 Prozent erreichte. Die Frauenauer verteilten für die „Schwarzen“ lediglich 25,36 Prozent. Die Glasmacher-Stadt ist seit jeher als SPD-Hochburg bekannt: 30,19 Prozent der Gemeindebevölkerung wählten die Sozialdemokraten, die in der Gemeinde Achslach mit 8,54 Prozent untergingen. Hohen Stimmenanteile gab es für die AfD in den Gemeinden Gotteszell (20,07), Prackenbach (19,64) und Kirchdorf im Wald (19,36) – wohingegen sie in Bayerisch Eisenstein (10,36) und Frauenau (11,98) nur wenig Stimmen verbuchen konnte.
Die Grünen (landkreisweit insgesamt 5,59 Prozent) und die FDP (7,90 Prozent) erreichten in den Gemeinden des Landkreises Regen lediglich einstellige Ergebnisse, weshalb sie in den jeweiligen Statistiken erst gar nicht aufgeführt werden. Die Freien Wähler hingegen sind sehr wohl vertreten: Sie waren mit 24,36 in Patersdorf, 22,86 in Kollnburg und 22,42 Prozent in Arnbruck am erfolgreichsten. Die Frauenauer (9,31), die Lindberger (9,62) und die Zwiesel (10,98) schenkten ihnen indes weniger Vertrauen.
Stephan Hörhammer