Grafenau/Zenting. Noch im Juli hätten Rita Hagl-Kehls Antworten wohl für Unverständnis gesorgt. Heute, im September, ist ihr Ziel nach wie vor ambitioniert, aber hat laut jüngsten Umfragen an utopischem Charakter eingebüßt: Ihre SPD soll am 26. September stärkste Kraft und Spitzenkandidat Olaf Scholz ins Kanzleramt gehievt werden, fordert die SPD-Direktkandidatin für den Wahlkreis Deggendorf. Als größte Herausforderung sieht die 50-jährige parlamentarische Staatssekretärin im Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz den Klimawandel sowie die Veränderung der Arbeitswelt – und die Erfolge ihrer Partei auch als solche zu verkaufen.
Es braucht Politikerinnen mit Lebenserfahrung
Da Hog’n: In einem Satz: Politikerin sein bedeutet für mich…
Rita Hagl-Kehl: … sich der Sorgen und Nöte der Menschen anzunehmen und ihr Leben zu verbessern.
Wieso glauben Sie, ist deshalb gerade der Deutsche Bundestag der richtige Ort für Sie und Ihre Arbeit?
Weil im Bundestag Politikerinnen nötig sind, die Lebenserfahrung mitbringen und wissen, was es heißt zu arbeiten, Kinder zu erziehen und sich ehrenamtlich zu engagieren. Außerdem braucht der Bayerische Wald eine starke Stimme in Berlin, die in den vergangenen Jahrzehnten kaum vertreten war.
Wählen ab 16
Was sind für Sie auf Bundesebene derzeit die wichtigsten und drängendsten Themen?
Sowohl die nötigen Veränderungen aufgrund des Klimawandels als auch der Transformation der Arbeit, bedingt durch die Digitalisierung, sozial zu gestalten.
Und auf kommunaler Ebene? Was braucht es in der Region?
Mehr Breitband, mehr Netzabdeckung, bessere Verkehrsanbindung und ÖPNV.
In Niederbayern ist die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen traditionell eher gering. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Wie ließe sich das ändern?
Der Bundestag wird weniger wahrgenommen als die kommunale Ebene, obwohl wir die Gesetze machen, die das Leben der Menschen beeinflussen. Meiner Meinung nach bräuchten wir mehr politische Bildung in den Schulen und eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre.
Nur die SPD!
Müssten Sie eine Partei abseits Ihrer eigenen wählen, welche wäre das – und warum?
Die SPD gibt es seit über 150 Jahren und sie musste nie ihren Namen ändern, weil sie immer demokratisch war und nie ihre Ziele verkauft hat. Damit gehöre ich der ältesten Partei an – ich würde nie eine andere wählen.
Woran muss Ihre eigene Partei in Zukunft am meisten arbeiten?
Dass unsere Arbeit und unsere Erfolge besser wahrgenommen werden.
„Möchten auf jeden Fall den Kanzler stellen“
Schafft es Annalena Baerbock (Grüne) ins Bundeskanzleramt, wäre das für Deutschland…
Für mich gibt es nur das Ziel, dass Olaf Scholz Kanzler wird. Über andere Optionen mache ich mir keine Gedanken.
Für Sie und Ihre Partei: Mit welchem Wahlergebnis wären Sie zufrieden?
Auf jeden Fall möchten wir stärkste Kraft werden und den Kanzler stellen.
da Hog’n
Im Vorfeld der Bundestagswahl am 26. September 2021 verschickte da Hog’n Fragebögen an alle Direktkandidatinnen und -kandidaten aus den Wahlkreisen Deggendorf (227) und Straubing (231). Wir stellen sie in unregelmäßigen Abständen an dieser Stelle vor.