Neuschönau. Unsere Wälder sind geprägt von einem steten Werden und Vergehen im Einklang mit der Natur. Im Nationalpark noch mehr als auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Genau das trifft auch auf den Leiter des Schutzgebietes zu, wie Dr. Jörg Müller schmunzelnd feststellte. Der Vizechef führte durchs Programm der Amtsübergabe seines scheidenden Vorgesetzten Dr. Franz Leibl, der nun nach zwölf Jahren Dienstzeit im Hans-Eisenmann-Haus verabschiedet wurde. Begrüßt und vorgestellt wurde in diesem Rahmen dessen Nachfolgerin Ursula Schuster.

Staatsminister Thorsten Glauber (r.) gab beim Festakt im Hans–Eisenmann–Haus den Nationalpark Bayerischer Wald auch symbolisch in gute Hände. Ab dem 1. August leitet Ursula Schuster das Schutzgebiet und tritt in die Fußstapfen von Dr. Franz Leibl. Fotos: Nationalpark Bayerischer Wald
Es waren viele Gäste gekommen: Mitarbeiter des Schutzgebietes, Vertreter von Politik und Kirche, Kollegen aus Bayern, ganz Deutschland und dem benachbarten Böhmerwald. Die an Dr. Franz Leibl gerichteten Reden sind dabei durchwegs von Dank, Lob und Anerkennung geprägt gewesen. „Mir wurde gesagt, dass solche Worte nur bei Beerdigungen und Abschieden fallen“, kommentierte der bald ehemalige Nationalpark-Leiter mit einem Lächeln und ergänzte: „Aber ich gehe davon aus, dass alles, was gesagt wurde, auch so gemeint ist.“
- Dankesworte und Anekdoten aus der Zusammenarbeit mit Franz Leibl sowie gute Wünsche für Ursula Schuster gab es anschließend von der kommunalpolitischen Familie, zusammengefasst in einem kurzen Video.
- Bürgermeister Alfons Schinabeck überbrachte Grüße der Nationalparkgemeinden.
- Pavel Hubený, Leiter des Nationalparks Šumava (l.), und Dolmetscher Pavel Becka.
Am 1. Mai 2011 übernahm der gebürtige Straubinger die Leitung des ältesten Schutzgebietes der Bundesrepublik. Er trat damals die Nachfolge von Hans Biebelriether und Karl-Friedrich Sinner an – als erster Niederbayer in dieser Führungsposition. In seine Amtszeit fielen Sturmereignisse, der Kampf gegen den Borkenkäfer und viele weitere Herausforderungen. Doch auch einige Highlights wie die Ausweisung großflächiger Naturzonen, die Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Šumava und – als „Meisterstück“ (Landrat Sebastian Gruber) – die Erweiterung im Bereich Mauth-Finsterau.
„Inzwischen ist das Schutzgebiet eine Erfolgsgeschichte“
Leibl, so waren sich alle Laudatoren einig, habe stets mit seiner Expertise, aber auch mit viel Empathie überzeugt. Der „Biologe mit ganzen Herzen“, wie es Umweltminister Thorsten Glauber formulierte. Der „nie Dienst nach Vorschrift tat, sondern immer mehr“. Der es verstand, nicht oberlehrerhaft zu wirken und dennoch unentwegt sein Wissen weiterzugeben. Aufgrund seiner Authentizität sei er bei der Bevölkerung angekommen. „Die 50 Jahre des Nationalparks waren nicht immer einfach. Inzwischen ist das Schutzgebiet aber eine Erfolgsgeschichte – auch wegen Franz Leibl“, betonte Glauber.

Man kennt sich bestens: Thorsten Glauber hielt die Festrede – und diese war in Richtung Dr. Franz Leibl sehr persönlich.
Peter Südbeck, Vorstandsvorsitzender Nationale Naturlandschaften e.V. und Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, brachte zum Ausdruck, dass Nationalparks „die beste Idee im Naturschutz“ überhaupt sind – und sich diese ausgehend vom Bayerischen Wald „toll“ entwickelt habe. „Gelebt und entwickelt“ von Dr. Franz Leibl. Der 66-Jährige habe dabei nicht nur diesseits der Grenze Spuren hinterlassen, sondern auch jenseits. „Er hat die Kathedrale im Bayerwald fertiggestellt, aber auch an der des Šumava mitgebaut“, bekräftigte Pavel Hubený, Park-Chef auf tschechischer Seite. Der böhmische Naturschützer verdeutlichte damit, dass Leibl weit über seinen eigentlichen Aufgabenbereich hinaus sich für den Nationalpark-Gedanken eingesetzt hat. „Nur eins hat er nie gelernt…“, stellte Hubený abschließend amüsiert fest“, …nämlich einen Sliwowitz zu trinken“.
Ursula Schuster: „Die Messlatte liegt hoch“
- Amtschef Dr. Christian Barth (v.r.), Peter Südbeck, Landrat Sebastian Gruber, Landrätin Rita Röhrl, Dr. Franz Leibl, Ursula Schuster, Staatsminister Thorsten Glauber, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Regierungspräsident Rainer Haselbeck.
- Das Sven Ochsenbauer Duo sorgte für die musikalische Umrahmung.
- Ursula Schuster (v.r.), Staatsminister Thorsten Glauber und Dr. Franz Leibl.
Für derartige Genüsse hat Dr. Franz Leibl künftig wohl ausgiebig Zeit. Ganz im Gegensatz zu Ursula Schuster, die ab 1. August nicht nur sein Büro übernehmen wird, sondern auch in große Fußstapfen tritt. „Die Messlatte liegt hoch“, weiß die gebürtige Passauerin, die zuletzt im Umweltministerium beschäftigt war. Für sie war jedoch immer klar, „dass sie vom Schreibtisch in die freie Wildbahn“ will. „Die Freude auf die neue Aufgabe ist groß, doch sie ist auch eine hohe Verantwortung“, sagte die studierte Landschaftsökologin. Dass das Werden und Vergehen zum Kreislauf der Natur gehört, ist ihr offenbar bewusst. Dr. Franz Leibl ist als Nationalpark-Leiter vergangen, Ursula Schuster wird zu dessen Nachfolgerin werden…
Helmut Weigerstorfer