Freitag, 3. April: Kein Fußball – egal, ob aktiver oder passiver Natur. Keine geselligen Stunden mit Verwandten und Freunden. Keine abwechslungsreichen Außentermine. Ich muss ganz offen und ehrlich zugeben, dass ich in manchen Momenten sehr mit der aktuellen Ausgangsbeschränkung und den damit verbundenen Verboten hadere. Meine Laune lässt deshalb manchmal zu wünschen übrig. Es gibt in der derzeitigen Coronakrise aber auch genau die gegenteilige Stimmungslage: Nämlich dann, wenn mir bewusst wird, welch privilegiertes Leben wir führen. Wir haben ein Dach über dem Kopf, brauchen nicht zu hungern, sind (grundsätzlich) gesund – und wir wohnen in einer der schönsten Gegenden überhaupt. Deshalb ist gerade in diesen Tagen vor allem eines angebracht: Dankbarkeit.

Angesichts dieser atemberaubenden Kulisse, die uns die Natur kostenlos zur Verfügung stellt, bleibt einem nichts anderes übrig, als dankbar zu sein. Fotos: Sandra Schmalzbauer
Während viele Menschen in den Großstädten bei frühlingshaften Temperaturen in ihren kleinen Wohnungen ausharren müssen und selbst Spaziergänge in den wenigen Parks in einer Art Hindernislauf enden, um ja den Mindestabstand einzuhalten, haben wir in den schier endlosen Weiten des Bayerischen Waldes ausreichend Gelegenheit dazu Frischluft zu tanken, die Natur zu erleben, die Zeit der Einsamkeit sinnvoll zu nutzen.
Wieder einmal war ein Schlüsselerlebnis nötig
Die manchmal klischeehaft als recht eintönig bezeichneten, menschenleeren Landstriche unserer Heimat stellen gerade in diesen Tagen einen unschätzbaren Luxus dar. Leider verabschiedet sich diese Erkenntnis auch bei mir viel zu oft in die hintersten Winkel meines Gedächtnisses – dann sehe ich häufig den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, wie es passenderweise so schön heißt. Ähnlich der Glaubensfrage war auch hier ein Schlüsselerlebnis nötig, um mein Bewusstsein wieder zu schärfen:

Familie Schmalzbauer während einer ihrer Touren – auf der Teufelsschüssel.
Beim regelmäßigen Blick auf den WhatsApp-Status meiner Freunde – derzeit eine der wenigen Möglichkeiten, um soziale Kontakte aufrecht zu erhalten – blieb ich bei einem Foto (siehe obiges Bild) von Sandra Schmalzbauer hängen, das mit dem einfachen, aber trotzdem vielsagendem Wort „Dankbarkeit“ versehen war.
Wie so oft hielt sie Stationen einer Woid-Wanderung mit ihrem Mann Ludwig sowie ihren Kindern Antonia und Korbinian mit der Handy-Kamera fest. Auf diese Weise möchte sie ihren Bekanntenkreis an den schönen Eindrücken ihrer Streifzüge durch den Bayerischen Wald teilhaben lassen. „Mir war einfach danach“, erklärt die 42-jährige Verwaltungsangestellte aus Aßberg bei Jandelsbrunn auf die Frage, warum sie bei ihrem jüngsten Status-Bild das Wort „Dankbarkeit“ verwendet hat. „Man sollte dankbar sein für unsere schöne Natur – und dafür, dass man diese mit seiner Familie erleben darf. Für die Freiheit, den Freiraum, den wir auch in der aktuellen Situation haben. Für das, dass wir gesund sein dürfen.“
Kostenloses Naturerlebnis, rund um die Uhr
Ganz unbewusst wird Sandra Schmalzbauer mit ihren Worten in diesen Corona-Krisenzeiten zum Vorbild für mich, für uns alle. Mit etwas mehr Dankbarkeit für all das, was wir haben und als selbstverständlich betrachten, lässt sich diese angespannte Phase gewiss leichter überstehen – dann braucht es auch keine egoistischen Hamsterkäufe oder Situationen, in denen man mit der Gesamtsituation hadert. Nicht zu vergessen: Das Naturerlebnis, das der Bayerische Wald einem bietet, ist kostenlos zugänglich, rund um die Uhr – auch unter Beachtung der Ausgangsbeschränkung…
Helmut Weigerstorfer
________________
Im Rahmen des Hog’n-Corona-Tagebuches beschreiben die Hog’n-Redakteure Sabine Simon, Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer abwechselnd die Auswirkungen der sog. Corona-Krise auf ihr Privatleben, auf ihr Umfeld und die generelle Situation im Bayerischen Wald.