Dienstag, 17. März: Bei vielen Amateurfußballern ist der Dienstag im Kalender dick angestrichen. An diesem Tag findet im Regelfall eine von zwei Trainingseinheiten pro Woche statt. Und nach unzähligen Laufkilometern auf frostigen Straßen wäre es wohl heute tatsächlich soweit gewesen, dass selbst im auf knapp 900 Metern hoch gelegenen Örtchen Herzogsreut das erste Mal auf dem Rasenplatz geübt werden hätte können – heuer aufgrund der warmen Temperaturen so früh wie seit Jahren nicht mehr.
Doch heute Abend wird das Flutlicht nicht angeknipst, der Sportplatz bleibt leer. In Folge der sog. Corona-Krise ist beim SC Herzogsreut, wie bei wohl allen Vereinen im Bayerischen Wald, der Spiel- und Trainigsbetrieb gemäß Aufforderung des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) bis mindestens 19. April eingestellt.
Als Abteilungsleiter der Sparte Fußball liegt generell eine ereignisreiche Zeit hinter mir. Eigentlich hatten wir am kommenden Wochenende unser Trainingslager geplant – Scheffau im Salzburger Land war als Ziel auserkoren. Diese vier Tage gemeinsam auf Reisen sind nicht nur ein sportliches Highlight, sondern vor allem auch in kameradschaftlicher Hinsicht sehr wichtig. Man muss dazu wissen, dass ein derart kleiner Verein wie der Sportclub Herzogsreut praktisch vom Miteinander lebt.
An der Basis des Sports geht’s ums nackte Überleben
Nichtsdestotrotz wurde der kompletten sportlichen Leitung relativ schnell klar, dass wir heuer nicht verreisen können. Schien es zunächst so, als würden wir deshalb auf unseren Reisekosten sitzenbleiben, steht inzwischen fest, dass wir eine kostenlose Stornierung durchführen können. Glück gehabt! Denn diese Summe im mittleren vierstelligen Bereich hätte die Vereinskasse arg in Mitleidenschaft gezogen…
Insgesamt ist die aktuelle Situation für viele Amateurvereine gleichbedeutend mit einer Reise ins Ungewisse. Die Spieler wurden allerorts in eine (so realistisch muss man sein) unbefristete Pause geschickt. Die Sportanlagen, in die die Ehrenamtlichen viele Stunden und auch Geld investiert haben, liegen brach.
Mit Zuschauereinnahmen ist in nächster Zeit genauso wenig zu rechnen wie damit, dass die Sponsoren, die ebenfalls unter finanziellen Druck geraten werden, dem Verein als existenzsichernde Gönner treu bleiben. Fernab der Millionenbeträge, die den Profis flöten gehen und deshalb in jenen elitären Kreisen zu Jammertiraden führen, geht es an der Basis des Sports schlicht und einfach ums nackte Überleben – so viel steht bereits jetzt fest, ohne sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen.
Das Hobbyfußballherz blutet derzeit vielen Waidlern – auch mir. Doch man muss die Situation rund um „König Fußbal“ auch vernünftig einordnen können, wie ich finde. Der Sport (egal, welcher Sparte), die eigentlich schönste Nebensache der Welt, wird in Anbetracht der Corona-Pandemie zur absoluten Nebensache. Zunächst einmal steht ausschließlich unsere Gesundheit im Fokus. Ist diese gesichert, können wir uns wieder um die anderen, im Vergleich eigentlich nichtigen Baustellen des Lebens kümmern.
Helmut Weigerstorfer
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Im Rahmen des Hog’n-Corona-Tagebuches beschreiben die Hog’n-Redakteure Sabine Simon, Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer abwechselnd die Auswirkungen der sog. Corona-Krise auf ihr Privatleben, auf ihr Umfeld und die generelle Situation im Bayerischen Wald.