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Start im Landkreis FRG Grenzgänger & Brückenbauer: Dreisesselkellner Dušan Žampach

Grenzgänger & Brückenbauer: Dreisesselkellner Dušan Žampach

veröffentlicht von da Hogn | 15.11.2023 | kein Kommentar
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Dušan Zampach in seinem Element: Fast 25 Jahre lang trug er im Berggasthof Dreisessel zur Völkerverständigung bei. (Fotos: Privat)

– český –

Vimperk/Dreisessel. Mitten im Winter kam Dušan Žampach als Kellner in das Berggasthaus am Dreisessel. Der 28. Januar 1991 war sein erster Arbeitstag. Der junge Mann nutzte die Grenzgängerregelung, die es Menschen aus der Tschechoslowakei ermöglichte, in der bayerischen Grenzregion zu arbeiten. Vater Žampach, Zöllner am Grenzübergang Philippsreut-Strážný, hatte den Kontakt zu den Wirtsleuten Ernst und Christine Ebner geknüpft, fuhr den Sohn im geliehenen Škoda hinauf auf den 1.333 Meter hohen Berg.

Dušan war damals 20 Jahre alt und wollte bis zum Herbst bleiben, um dann das Studium an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Prag fortzusetzen. Aus den geplanten sechs Monaten wurden fast 25 Jahre. Bis zum November 2015 brachte Dušan Žampach auf dem Berg im Dreiländereck Bayern-Böhmen-Österreich Menschen aus den verschiedenen Ländern zusammen – immer freundlich und souverän, auch in der größten Hektik.

„Dunkles Weißbier kommt gleich“

„Jetzt mach ma wieder Pinguin“, war der Standardsatz von Dušan, wenn er von der Freizeitkleidung in sein Kellner-Outfit wechselte: schwarze Schuhe, schwarze Hose, schwarze Weste über dem weißen Hemd, schwarze Fliege. Bei den Gästen machte der große blonde Mann Eindruck. „Den hat keiner übersehen. Er war der ideale Mann auf dem Dreisessel – zuverlässig, interessiert an den Menschen und einem reibungslosen Ablauf im Gasthaus“, urteilt noch Jahrzehnte später Walter Bermann, langjähriger Bürgermeister von Neureichenau. 

Schwitzen für die Freundschaft: Der Kontakt von Dušan Zampach (Mitte) zu den früheren Weggefährten Walter Bermann (re.) und Michael Held hält bis heute.

Dieser organisierte nach der Grenzöffnung zur Tschechoslowakei jedes Jahr im Berggasthaus ein Treffen mit Kommunalpolitikern und Vertretern von Vereinen und Verbänden aus dem Dreiländereck. „Je voller der Saal, desto mehr ist Dušan zur Höchstform aufgelaufen“, erlebte Bermann ein ums andere Mal. Der Förster Michael Held, erst Leiter des Forstamtes und dann des Forstbetriebs Neureichenau, zu dem das Dreisesselgebiet gehört, war fast jeden Tag oben auf dem Berg. „Dunkles Weißbier kommt gleich“, hieß es bald zur Begrüßung. Der tschechische Kellner kannte schnell die Wünsche seiner Stammgäste.

Im Laufen Deutsch gelernt

Aufgewachsen ist Dušan Žampach in Vimperk/Winterberg, einer kleinen Stadt im südböhmischen Landkreis Prachatice, rund 30 Kilometer von der Grenze zur Bundesrepublik Deutschland entfernt. Eine kurze Strecke auf der Karte, für den jungen Tschechen jedoch eine unerreichbare Welt hinter dem Eisernen Vorhang. Doch dann kam das Wendejahr 1989, das Dušan Žampach als Student in Prag erlebte. Immer mehr Menschen protestierten gegen das kommunistische Regime, machten im November die Samtene Revolution wahr. Im oberpfälzischen Waidhaus zerschnitten die beiden Außenminister Jirí Dienstbier und Hans-Dietrich Genscher den Grenzzaun, der das uralte Kulturland Böhmen über vier Jahrzehnte vom Westen abgeriegelt hatte.

Dušan Žampach als Dolmetscher mit einer deutsch-tschechischen Wandergruppe im November 2022.

Dušan Žampach suchte sofort nach einem Ferienjob in Deutschland, musste aber noch bis Ende Januar 1991 warten. Die Familie Ebner, die Kolleginnen und Kollegen unterstützten den jungen Tschechen, der das Kellnern erst lernen musste, nach Kräften. „Die hatten viel Geduld mit mir. Am Anfang sind einige Teller zerbrochen“, erinnert sich Dušan. Deutsch lernte er im Laufen – zwischen Tür und Angel. In der Küche bei Erich Fastner lag ein Wörterbuch, in dem er schnell nachblätterte, wenn er einen Begriff nicht kannte.

Die ersten Monate blieb Dušan auch über Nacht im Dreisesselhaus. „Wenn ich Heimweh hatte und ein bisschen traurig war, bin ich am Abend auf den Hochstein gegangen und habe ins Tschechische hinübergeschaut“, schildert er seine Gefühle von damals. Im Sommer 1991 kaufte er sich vom selbstverdienten Geld sein erstes Auto. Mit dem fuhr er dann jeden Tag zwischen Vimperk und dem Dreisessel hin und her, 66 Kilometer hin, 66 zurück. Nach den paar Monaten, die er eigentlich bleiben wollte, kam dann die Frage von Ernst Ebner: Ob er nicht ein Jahr dranhängen wolle?

Netzwerker und Nationalparkfan

Und Dušan Žampach verlängerte Jahr um Jahr, bis zum November 2015. Er empfand es durchaus als Privileg, im grenznahen Bayern gutes Geld zu verdienen, genoss das Pendeln zwischen den beiden Welten. Er war inzwischen Familienvater geworden. 1994 hatte er seine Freundin Gabi geheiratet, 1999 kam Sohn Ondřej zur Welt, 2007 Tochter Markéta. An den Wochenenden sah Dušan seine Frau und seine Kinder nicht – er arbeitete. „Ich bin mir oft wie eine alleinerziehende Mutter vorgekommen“, schaut Gabi Žampachova, Ärztin am Gesundheitsamt Strakonice, auf die Zeit bis Ende 2015 zurück.

Gabi und Dušan Zampach genießen die freien Wochenenden in ihrem Haus in Čkynĕ.

Dušan Žampach hat am Dreisessel viel mehr als professionellen Service geboten. Er war ein hervorragender Netzwerker, der dort, wo sich die drei Länder berühren, Menschen zusammengebracht hat. Es war ihm wichtig, immer wieder zu erklären, warum Tschechen anders ticken als Deutsche. Mit seinem böhmisch-bayerischen Dialekt warb er um gegenseitiges Vertrauen. Als Fan des Nationalparks Šumava baute er Berührungsängste zwischen tschechischen Rangern und bayerischen Förstern ab.

Als eines seiner schönsten Erlebnisse nennt er die Gemeinschaftsaktion im Januar 2007, als Orkan Kyrill große Teile des Dreisessel-Waldes umgelegt hatte. Im Zuge der Aufräumarbeiten sollten auf dem teils morastigen Weg zum Dreiländereck Bohlen ausgelegt werden. Der Nationalpark Šumava stellte die fertig gehobelten Bretter zur Verfügung, die Mitarbeiter dann verlegen sollten. Wie aber die Bohlen vom Parkplatz zum zwei Kilometer entfernten Bestimmungsort bringen? „Da haben wir Tafeln in Deutsch und Tschechisch geschrieben und die Wanderer gebeten, die Bretter ein Stück weit zu tragen. Und das hat funktioniert. Wie die Ameisen haben die Leute geschleppt“, freut sich Dušan Žampach noch heute.

„Brückenbauer als Beruf, das wär’s!“

Inzwischen arbeitet er als Logistiker im Süd-Ost-Verlag in Waldkirchen. An die Zeit am Dreisessel denkt er gerne zurück: „Die unterschiedlichen Gäste, die Gespräche mit den Leuten vermisse ich schon. Aber Gastronomie bedeutet Wochenendschichten – und das wollte ich nicht mehr!“ Wenn der Netzwerker Dušan einen Wunsch frei hätte, dann den: „Brückenbauer als Beruf, das wär’s!“

Heidi Wolf

(in Zusammenarbeit mit dem Magazin „Schöner Bayerischer Wald„)

– český –

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Schlagwörter: Berggasthof Dreisessel, Böhmen, Böhmerwald, Christine Ebner, Dreiländereck, Dreisesselhaus, Dušan Žampach, Eisernen Vorhang, Erich Fastner, Ernst Ebner, Ernst und Christine Ebner, Forstamt Neureichenau, Forstbetrieb Neureichenau, Gabi Žampachova, Grenzübergang Philippsreut-Strážný, Hans-Dietrich Genscher, Hochstein, Jirí Dienstbier, Michael Held, Nationalparks Šumava, Orkan Kyrill, Prachatice, Samtene Revolution, Skoda, Strakonice, Süd-Ost-Verlag, Tschechien, Tschechoslowakei, Vimperk, Waidhaus, Walter Bermann, Winterberg
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