Neureichenau. Droben auf dem Dreisessel passiert gerade so einiges: Der Berggasthof wird von Grund auf saniert und ein neuer Wirt hält Einzug: Philip Schmöller lautet der Name des neuen Pächters der auf 1.333 Metern Höhe gelegenen Wirtschaft. Er will Anfang Juli die große Neueröffnung feiern. Doch bis dahin gibt’s noch viel zu tun…

Die Bauarbeiten am Berggasthof Dreisessel sind in vollem Gange. In gut drei Monaten soll neu eröffnet werden.
26 Jahre jung ist Philip Schmöller, der nach dem Abschied von Dreisesselwirt Frank Tiedtke Ende März die Pacht des Gasthauses übernimmt. Die Idee, sich dafür zu bewerben, entstand während des Corona-Lockdowns: „Ich war mit Freunden hier oben am Dreisessel zum Tourengehen verabredet. Sie haben mir erzählt, dass ein neuer Pächter gesucht wird für den Berggasthof“, erinnert sich der gelernte Koch. Und seitdem ließ ihn der Gedanke nicht mehr los, das Traditionshaus zu übernehmen.
Aus dem Sternerestaurant in die Küche am Dreisessel
Der gebürtige Waldkirchner hat in seiner Heimatstadt 2015 Abitur gemacht. Danach folgte der Entschluss, eine Ausbildung zum Koch zu absolvieren. Es verschlug ihn aus diesem Grunde nach Mittenwald, zwischen Karwendelgebirge und Wettersteingebirge: Ein Sternekoch bildete ihn dort aus.
Die nächste Station: München. Hier arbeitete er im Zweisterne-Restaurant „Dallmayr“. Zuletzt machte Philipp Schmöller seinen Küchenmeister in Regenstauf. Und nun kehrt er zurück in seine Heimatregion. Wirt auf dem Dreisessel zu werden – das ist ein Job, für den er gerne wieder in den Woid kommt. „Der Dreisessel ist eine Herzensg’schicht für mich“, sagt der junge Mann mit überzeugtem Brustton. Als aktiver Sportler – im Winter auf Skiern, im Sommer auf dem Rad – ist er gerne auf dem Berg unterwegs und weiß genau, was er in „seinem“ Berggasthof den Gästen bieten will.
Schmöller will „Dreiländer-Küche“ anbieten
Vor allem regionale Küche soll ab Juli den Gästen kredenzt werden. „Ich möchte Dreiländer-Küche anbieten“, verrät der 26-Jährige. Bayerische, österreichische und tschechische Gerichte soll das Angebot beinhalten, sechs bis acht verschiedene sollen in saisonalem Wechsel auf der Karte stehen. „Da ist dann sicher für jeden Geschmack etwas dabei“, ist Schmöller überzeugt. Zudem möchte er im Berggasthof Kochkurse anbieten: „An Freitag- oder Samstagabenden – oder gerne auch auf Anfrage“, erklärt er.
Sofort loslegen kann der junge Gastronom aber nicht: In den nächsten drei Monaten wird der Berggasthof oben am Dreisessel erst einmal von Grund auf modernisiert. Die neuen Fenster sind schon drin, derzeit werkeln Bauarbeiter im Obergeschoss, wo die Zimmer für Übernachtungsgäste renoviert, das Gemeinschaftsbad erneuert und für den Wirt eine Pächterwohnung neu eingerichtet wird.
Neue Küche, neue Heizung, neue Sanitäranlagen
Danach ist die Küche dran: „Hier wird energetisch saniert“, erklärt Schmöller. „Wir bekommen auch eine neue Lüftung mit Wärmerückgewinnung.“ Geheizt wird in Zukunft mit Pellets statt mit Gas. Und die Renovierungspläne gehen noch weiter: „Die Terrasse soll vergrößert werden, darunter wird es einen Carport geben“, schildert der neue Pächter die Pläne.
Auch die Sanitäranlagen im Berggasthof werden in den nächsten Wochen komplett neu gemacht. Das sei dringend nötig gewesen, gibt der Wirt zu. Denn die alten Toiletten hatten schon lange keinen guten Ruf mehr. „Oben, gleich neben dem Gastraum, wird es außerdem künftig eine behindertengerechte Toilette geben“, informiert Schmöller weiter. Der Eingangsbereich soll ebenfalls barrierefrei gestaltet werden.
Jede helfende Hand ist willkommen
Finanzieren muss die Renovierungsarbeiten ein kleiner Verein: Der „Bayerische Waldverein – Sektion Dreisessel“ ist offizieller Eigentümer des Berggasthofes. Auch wenn die Kosten hoch sind und die Endsumme derzeit noch gar nicht absehbar ist: „Die Komplettsanierung war unumgänglich“, bekräftigt Walter Bermann, Vorsitzender der Waldvereins-Sektion sowie des Fördervereins, der für die Sanierung des Dreisesselhauses ins Leben gerufen wurde. Dass hohe Kosten entstehen werden, dessen war man sich von Anfang an bewusst. Schließlich handelt es sich um ein historisches Gebäude: vor 134 Jahren, im Sommer 1889, wurde das Dreisesselschutzhaus erstmals eröffnet.
- Hier entsteht die neue Pächterwohnung
- Für die Gäste wird es zwei neue Duschräume geben
- Hier kann man ab Sommer übernachten
„Seit die Arbeiten laufen, folgt eine Überraschung auf die nächste“, sagt Bermann und seufzt. Das Dach habe komplett instand gesetzt werden müssen, da es undicht und an vielen Stellen nur unzureichend repariert worden war. „Dann haben wir festgestellt, dass auch die Mauern feucht sind.“
Um die Sanierungsarbeiten finanziell stemmen zu können, sammelt der „Förderverein Dreisesselschutzhaus“ nach wie vor Spenden. „Wir freuen uns aber auch über jeden, der auf der Baustelle mitanpacken möchte“, unterstreicht Bermann. „Da gibt es so viel, für das wir helfende Hände gebrauchen können – wie aktuell fürs Ausräumen der Küche.“
Ab Mai gibt’s eine Brotzeithütte vor dem Gasthof
Damit Wanderer und Radler am Dreisessel in den nächsten drei Monaten nicht ohne Brotzeit auskommen müssen, plant der neue Dreisesselwirt ab Mai eine Hütte aufzustellen. Hier soll es Getränke und Kleinigkeiten zu essen geben. Ein Umstand, der wohl vielen Wanderern gelegen kommen dürfte, denn: Die Wirtsleute der einige Höhenmeter tiefergelegenen „Dreisesselalm“ haben jüngst ihren Betrieb eingestellt.
Anfang Juli soll die große Neueröffnung stattfinden. Dann können Gäste auch endlich wieder oben auf dem Dreisessel übernachten: 16 Betten stehen dann zur Verfügung, aufgeteilt auf Ein- bis Vierbettzimmer. Das Gasthaus wird wieder geöffnet und die neue Küche in Betrieb genommen sein. „Natürlich sind wir im Juli auch bei den beiden großen Sportevents mit am Start: sowohl beim 3Kings-3Hills-Festival freuen wir uns auf die Besucher, als auch beim Tag des Sports“, blickt Philipp Schmöller voraus.
Der neue Dreisesselwirt wird dann viel Zeit auf dem Berg verbringen: In der Küche des Gasthofes und als Gastgeber rund um die Uhr: „Wenn wir Übernachtungsgäste haben, werde ich gemeinsam mit meiner Freundin die Pächterwohnung nutzen und oben auf dem Berg bleiben“, erklärt er. Für freie Tage will er aber die gemeinsame Wohnung in Fürholz behalten, um dort etwas abschalten zu können.
Wie oft das möglich sein wird, weiß er noch nicht. Aber es wäre für ihn auch kein Problem, wenn er die meiste Zeit im Berggasthof verbringen würde: „Koch ist ein Fulltimejob, das weiß ich“, sagt er und lacht. „Da kann mich nichts mehr schocken.“
Sabine Simon
Wer den „Förderverein Dreisesselhaus“ finanziell oder mit tatkräftiger Hilfe auf der Baustelle unterstützen möchte, kann sich gerne an Walter Bermann wenden:
Telefon: 0160-906 30821 oder 08584-1433
Bankverbindung „Förderverein Schutzhaus Dreisessel e.V.“:
IBAN DE03 7406 1101 0201 8124 16
BIC GONODEF 1RGS
Betreff: Spende Schutzhaus Dreisessel