Runding. Noch vor fünf Jahren war Martin Schönberger als „Industriekauffrau“ tätig und mit seinem Beruf alles andere als zufrieden. Inzwischen ist der 35-Jährige aus dem Landkreis Cham als „Helmut A. Binser“ in der Kulturszene kein Nobody mehr und steht jährlich mehr als 120 mal auf der Bühne. Der Rundinger ist glücklich – und das nicht nur, weil er bei seinen Auftritten ab und zu eine Halbe Bier trinken kann. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht der Kabarettist über sein typisch-bayerisches Lieblingsgetränk, über seine Eigenheiten in Sachen Kleidung und über die thematischen Inhalte seines Programms.
Helmut: Im Anhang Deiner E-Mails ist der Spruch „Gedichte von Wassertrinkern sind in der Regel schlecht und geraten schnell in Vergessenheit“ von Horaz zu lesen. Ist das Dein Lebensmotto?
Nein, ganz so ist es nicht. Diesen Spruch habe ich gelesen und sehr lustig gefunden. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, ihn an meine E-Mails dranzuhängen. Allerdings denke ich mir seit vier Jahren, dass ich den Satz auch wieder mal löschen könnte (lacht). Gott sei Dank habe ich immer mit denselben Leute zu tun. Und denen ist es mittlerweile egal, dass dieser Spruch mit dabei steht. Man sieht: Die lustigen Geschichten passieren oft ungewollt – und meistens ist ein bisschen Bier mit dabei (lacht).
„Ich kann während meiner Arbeit gemütlich ein Bier trinken“
Es ist bekannt, dass Du während Deiner Auftritte die ein oder andere Halbe trinkst. Warum?
Ganz einfach: weil mir das Getränk schmeckt. Und das, seitdem ich mindestens 16 Jahre alt bin. Es gehört zu Bayern wie der Ferrari zum Zuhälter. Es ist jetzt nicht mein Markenzeichen – ich trink’s halt einfach. (überlegt) …ich hab schon einen tollen Beruf. Ich kann mir während meiner Arbeit gemütlich ein Bier kredenzen (lacht).
Gibt es aufgrund des Konsums von Alkohol auf der Bühne auch negative Stimmen – immerhin hast Du eine gewisse Vorbildfunktion?
Ich denke nicht, dass ich eine Vorbildfunktion habe. Wenn ich als Lehrer oder Pfarrer arbeiten würde, wäre das was anderes. Ich trete ja hauptsächlich in Wirtshäusern und Bierzelten auf – da trinkt das Publikum ja nicht nur Limonade… Dennoch gibt es auch Ausnahmen: Vor zwei Monaten habe ich in Ingolstadt in einer Schule gespielt, bei einer von Schülern organisierten Veranstaltung – da hab ich natürlich kein Bier auf der Bühne getrunken.
Man kennt Dich eigentlich nur mit schwarzem T-Shirt, schwarzem Hut und Jeans. Besteht Dein ganzes Leben eigentlich nur aus Marotten?
Ganz so schlimm ist es nicht, nein. Ich sehe das Ganze eher von einer praktischen Seite. Zu Beginn meiner Karriere hatte ich verschiedene Bühnenoutfits, mit denen vor allem meine Freundin sehr unzufrieden war (lacht). Mit einem schwarzen T-Shirt, einem schwarzen Hut und einer Jeans hingegen kann man fast nichts falsch machen. Irgendwann habe ich dann meine Bühnenklamotten auch im Privatleben angezogen – ich hab’s gern einfach und bequem.
Du scheinst a bisserl unzufrieden mit Deinem echten Namen „Martin Schönberger“ zu sein – oder warum hast Du Dich für den Künstlernamen „Helmut A. Binser“ entschieden?
… da Bud Spencer einen Künstlernamen hat, möchte ich natürlich auch einen (lacht). Bei meinem ersten Auftritt, vor etwa sieben Jahren in meinem Heimatdorf, wollte ich unerkannt bleiben. Deshalb habe ich zum Wirt gesagt, er soll mir einen Decknamen geben. „Helmut“ heißt einer meiner früheren Arbeitskollegen, „Binser“ dürfte vielen durch die Serie „Irgendwie und Sowieso“ bekannt sein – und das „A“ habe ich dem früheren Club-Chef Michael A. Roth zu verdanken, wobei ich betonen möchte, dass ich einen anderen bayerischen Fußballverein präferiere. Inzwischen ist es so, dass ich sowohl auf „Martin“ als auch auf „Helmut“ höre.
„Ich liebe es, Menschen zum Lachen zu bringen“
Gibt es denn Unterschiede zwischen „Martin Schönberger“ und „Helmut A. Binser“?
Da gibt es nicht viele Abweichungen. Das, was ich sage, denke ich auch – ich verstell‘ mich nicht. Ab und zu ziehe ich höchstens den Bauch ein, wenn ein Fotograf ein Bild knipst (lacht). Spielt man auf der Bühne eine Rolle, gibt es viele Herausforderungen. Im Gespräch mit Zuhörern müsste man dann immer überlegen, wie die Figur handeln würde, die man spielt. Sicher, es gibt viele, die das brillant können wie Matthias Egersdörfer und Rolf Miller, die ich beide sehr verehre. Für mich hingegen ist die Bühne so etwas wie ein verlängerter Stammtisch. Man kann seine Meinung sagen, muss aber auch mit Kritik leben können. Generell liebe ich es, Menschen zum Lachen zu bringen.
Du bist in Runding im Landkreis Cham direkt neben der Kleinkunstoase „Liederbühne Robinson“, wo Bruno Jonas und Fredl Fesl ihre ersten Auftritte hatten, aufgewachsen. Welche Rolle spielte Kabarett deshalb in Deiner Kindheit und Jugendzeit?
Ich bin zwar als Kind einmal in der Liederbühne aufgetreten – so richtig kennenlernt habe ich diese Location aber erst als jungen Mann. Nachdem ich Anfang der 2000er bei fast jeder Veranstaltung vor Ort war, hat mich Liederbühnenwirt Walter Thanner gefragt, ob ich denn nicht Lust hätte, an der Kasse zu sitzen – knapp sieben Jahre habe ich das dann gemacht. Mein Verdienst war ein kostenloser Eintritt und a Bier. Meiner Meinung nach war dieses Engagement ein triftiger Grund, warum ich mich immer mehr fürs Kabarett interessiert und mich für diesen Beruf entschieden habe.
Du warst auch mit „Da Huawa, Da Meier und i“ als Tourbus-Fahrer unterwegs. Wie ist es dazu gekommen?
Wiederum ein Zufall (lacht). Ich kenne die drei Mitglieder eigentlich recht gut, deshalb haben sie mich gefragt, ob ich diesen Dienst übernehmen könnte. Im Nachhinein hat mir das sehr geholfen, weil ich die Branche dadurch nach und nach kennengelernt habe. Zudem war es eine herrlich ereignisreiche Zeit. Mit den Jungs kann man nämlich so einiges erleben…
Allgemein gefragt: Welche Inhalte greifst Du besonders gern auf?
Momentan fällt mir auf, dass viele Leute mit einem ständigen Blick auf das Handy durch die Gegend laufen. Kürzlich habe ich ein paar Jugendliche in München beobachtet, die wären fast in eine Baugrube gefallen. Solche Impulse bekommt man eigentlich ständig. Dann muss man nur noch ein Lied daraus machen – und scho basst die Brez’n!
„… aber der Oberlehrer bleibt zu Hause“
So richtig politisch sind meine Programme allerdings nicht. Da gibt’s genügend hochklassige Kollegen, die sich diesen Themen widmen. Ich lasse aktuelle Ereignisse miteinfließen – aber der Oberlehrer bleibt zu Hause. Letztlich will ich gemeinsam mit meinem Publikum eine gute Zeit haben. Persönlich stehe ich total auf Josef Hader. Bei ihm geht’s auch grundsätzlich mehr um die Gesellschaft, als um die Regierung.
Abschließende Frage: Wo sehen wir Dich in zehn Jahren?
Ich glaube, ich werde mich viel in Wirtshäusern rumtreiben und musizieren. Vielleicht klappt auch noch das ein oder andere Nebenprojekt. Ob als Schauspieler oder Buchautor – ich möchte gerne noch sehr lange kreativ arbeiten, weil mir das die größte Freude bereitet. Ich durfte mein Hobby zum Beruf machen. Das macht mich sehr glücklich.
Vielen Dank für das Interview. Und alles Gute weiterhin.
Interview: Helmut Weigerstorfer