Mauth. Vom kleinen, beschaulichen Bayerwald-Dorf Mauth in die große, weite Welt der Volksmusik – diesen Weg sind Thomas „Tom“ Graf und Sebastian „Basti“ Hackl in den vergangenen Jahren gegangen. Dennoch haben sie nicht vergessen, woher sie eigentlich kommen. Die beiden Musikanten stehen weiterhin für Bodenständigkeit, Bayerwoid-Tradition und Heimatverbundenheit – was auf ihrem neuen Album „a’zwickt“ einmal mehr deutlich wird. Hauptsächlich alte, fast schon vergessene Waidlerlieder befinden sich auf der druckfrischen CD. Das Onlinemagazin „da Hog’n“ hat sich mit Basti über das neue Werk unterhalten. Außerdem hat Hog’n-Praktikantin Michele Bauer die Platte einmal genauer unter die Lupe genommen – und auch zum G’winga gibt’s ebbs (dort stehen auch die Gewinner!)!
Fröhlicher Einstieg, sanfter Ausklang af da neia Schei’m. Wos megds Ihr domit aussong?
Natirle is d’Liadaauswahl ned ganz willkürle. Man vasuachd, ba da Anordnung an gewissen Spannungsbogen afzumbau. Des foid uns am leichdan, wenn ma luste startnd – und nochdenkle afhean. Mia vasuach ma natirle, dass ma a scheene Abwechslung einebringand. Mit’n letzdn Liad mechd ma d’Zuhörer mit an nachdenklichn, owa aa mid an guadn G’fühl entlassn.
„Dass ma hoamkema ka, muas ma hoid a easchd moi fuat“
Steht bei engane Liada a Botschaft im Vordergrund – oder geht’s hauptsächle um Unterhaltung und Tradition?
Des hama uns in letzda Zeit efta gfrogd. Oft weand grod bei de nachdenklichn Waidlerlieder Botschaften eine interpretiert. Mia empfind ma des owa eher so, dass de Liada für sich sprechand. Man muas koa versteckte Botschaft dahinter eawoadn. Es duads, wenn mas wirken losd. Bei de lustign Liada steht da Unterhaltungswert natirle im Voadagrund. Mia suach ma hoid traditionelle Liada oder Couplets, iwa de aa mir locha dadnd, wenn mas wo hean dadnd.
„Im Woid do bine dahoam“ – des wiad b’sunas betont. Dreibts eng efta amoi fuad? Und wia lang dauads, bis eng s’Hoamweh eihoid?
Natirle treibts uns imma wida moi fuat – alloa scha beruflich gseng. Boid mias ma wida af England. Es is owa wiakle so, dass i mi afs Hoamkema gfrei. Owa dass ma hoamkema ka, muas ma hoid a easchd moi fuat.
Wie kemds es eigentle zu engane Liada?
Uns inspiriert’s am bestn, wenn ma iwa uns seijwa lochand. Mia hama owei lang im Auto unterwegs. Do bassiad efta moi a Krampf – oder wos Lustigs. Und sechane G’schichten vaoawad ma in unsam Programm. Zu de Liada ka i nur song, dass ma mia de Stiggl ned suachand – se findnd uns. Des is a Sach, de kann ma ned eazwinga. Manchmal muas ma nua in Text a bissl auffrischen. Mia ham aa des Glück, dass uns verschiedenste Mensch’n oids Not’nmaterial zuakema lossnd. Do wea ma ganz oft ang’sprocha, ob ma sowas brauchen kinand. Do song ma nia ned na.
Af da CD gibt’s aa reine Instrumentalstiggl. Is des ned langweile?
Na, sicha ned. Immerhin hand ja de Stickl a va mia. I woas, dass ned oile damid wos afanga kinand. Owa so han i d’Möglichkeit, dass i mi ausdrugga ka.
„Bierzeijda hand ned unsane Weijd“
Wos sogt’s zu da Beschreibung vo Männer und Frauen in engane Liada – realitätsnah oder -fern?
Kimd iatzt af s’Liad draf a (lochd). Owa ba ‚Wenn i amoi heirat‘ heat ma, denk i, d’Satire scha aua. Generell ka ma owa song, dass d’Herz-Schmerz-G’schichtn vom Musikantenstadl lang ned so ehrlich hand wia unsane Liada. A vorg’heuchlde heile Welt findt ma bam richtigen Volkslied eher selten. Meistens hand volksmusikalische Liebeslieder tragisch. Do stirbt imma irgendwer oda man segt se nimma. Mia sing ma, wenn’s um Beziehungen geh soid, liawa iwa lustige und übertriebene Alltagssituationen aus dem Liebesleben.
Wos hand engane Zukunftspläne?
Mia moch ma uns driwa kui Gedankn mea. So wias kimd, so kimd’s. So hama bis iatzt imma am bestn gfoan. Owa Bierzeijda hand ned unsane Weijd. Des is a ned de richdige Präsentationsfläche für echte Volksmusik. D’Leid mengan do liawa feian und ned zuahean. Da hod mas dann scha schwar, dass ma seiner Linie treu bleibt. Mia griangs dann scha immer wieder hin. Wea uns scha moi in da Wirtshausstum gseng hod und glei draf af an Volksfest, der versteht wos i do moan.
Interview: Michele Bauer und Helmut Weigerstorfer
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A’zwickt-Rezension: Heimatliebe, Wirtshaus und Gaude
„Do muas oana hiwean“ – das fängt ja schon mal gut an! „Hiwean“ muss man aber definitiv nicht, wenn man es wagt, ins neue Album „a’zwickt“ der beiden Waidlerbuam Tom und Basti reinzuhören. Man merkt sofort, mit wie viel Witz und Leidenschaft die beiden Musikanten an alte, heimische Melodien herangehen. Ihre Musik lässt sich mit Stichworten wie Heimat(-liebe), Tradition, Wirtshaus und Gaude beschreiben, da sie auch genau auf diese Faktoren wertzulegen scheinen.
Verständnisprobleme: Abhilfe durch Übersetzungen?
Mitschunkeln und Mitsingen ist hier Programm. D’Buam singen über alles, was die Menschen im Bayerischen Wald beschäftigt: „Zu am gscheidn Bayer ghead a Wampn“ ist eine bekannte Tatsache – dass man dazu aber auch musizieren kann, wusste zuvor wohl niemand. Jedenfalls nicht bevor man „Mei Wampn“ einmal gehört hat. Ein Lied mit viel Charme und Schmunzelfaktor. In viel Ironie ist auch der Rest des Albums verpackt – durchaus was für die Humorvollen unter uns, die sich Musik für kleine Lacher zwischendurch zu Gemüte führen. Auch an die Entspannung für geplagte Seelen haben die beiden Mauthler gedacht – und so auch zwei reine Instrumentalstücke eingebaut, bei denen man sich einfach mal zurücklehnen und genießen kann.
Wer jetzt aber nicht der eingefleischte Bayer ist, wird mit den nach Mundart gesungenen Stücken wohl Schwierigkeiten bezüglich des Verständnisses haben. Einfach aufzunehmen ist dieser Dialekt bekanntlich nicht. Da wird man sich länger einhören müssen, bis man auch den Sinn der Lieder kapiert. Wobei man es ja auch so handhaben kann, dass man die Texte mehr oder weniger ignoriert… Denn: Den Melodien, fernab vom Gesang, kann man sicherlich gut lauschen – auch wenn sie dann für manchen doch etwas zu eintönig erscheinen. Zu kompliziert darf da nichts sein. Durchaus fraglich ist aber, ob man mit den durchweg bayerischen Liedern nicht absichtlich Hörer außerhalb des „großen Waldes“ vermeidet – und das Album indirekt nur für die eigene Heimat herausgibt. Ein Heftchen mit „Übersetzungen“ zur CD wäre da vielleicht eine Idee, um diese marginale Unstimmigkeit zu überbrücken.
Im Bayerischen Woid, do bin i dahoam!
Heimatverbunden sind bekanntlich beide Musiker. Als Waidler kann man hier bestimmt nicht objektiv blieben, aber Tradition und Heimatliebe sind doch irgendwie immer wos Guads. „Da Urbayer“ schlechthin wird sich in fast jedem Liedchen selbst erkennen – und knapp außerhalb des Bayerischen Waldes schon an der berüchtigten „Woidkrangad“ leiden. Die Folge: Er muss zurück und unter den heimatlichen Holzgewächsen wieder Frieden finden.
Wer sich nicht als Fan von langsamen Stücken bezeichnet, bleibt auf dieser CD größtenteils verschont – doch das „Lusenliad“ wird dann definitiv nicht zu den Favoriten zählen. Dieses Werk ist eine wahrhafte Hommage an das Heimatland: „Im rauschenden Bayerischen Woid, do bin i dahoam“, wird hier häufig mit Inbrunst verkündet. Vielleicht etwas zu häufig? Das ist wohl Geschmackssache.
Erwähnenswert ist, dass die beiden Künstler mit ihren Instrumenten und der bayerischen Sprache umzugehen wissen. Beim Hören der Platte fühlt man sich sofort in echte Gastwirtschaftsstimmung versetzt, vermisst ganz automatisch den Bierkrug vor sich und die schafkopfspielenden Stammtischleut‘. Es macht sich schnell das Gefühl breit, man sitzt mitten im örtlichen Wirtshaus und lauscht den Gesprächen rund um einen herum. Dieses Empfindung beim geneigten Zuhörer hervorzurufen, ohne es „gekünstelt“ wirken zu lassen, ist doch eine recht respektable Leistung.
Fazit: G’miadle und herzerwärmend
Alles in allem: ein Album von Zweien aus Bayern – für Bayern! Und das nicht nur für diejenigen, die sich bereits zu den Anhängern der traditionellen bayerischen Volksmusik zählen, sondern auch für die, die es noch nicht sind – und vor allem noch werden wollen. Denn hiermit bieten einem Tom und Basti die ideale Gelegenheit zu erkennen, wie g’miadle und herzerwärmend derartige Musik sein kann – gerade jetzt im Herbst, wenn die Kälte wieder Einzug hält.
Michele Bauer
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Afg’miagt! Da Hog’n verlost 3 x 1 neue „a’zwickt“-CD von Tom und Basti. Schickt uns dazu einfach eine E-Mail an info@hogn.de mit dem Betreff „a’zwickt“. Wichtig: Vergesst Eure Kontaktdaten nicht! Einsendeschluss ist der 30.09.2015. Vui Glick!
Gewonnen haben: Waldemar Zimmermann aus 75438 Knittlingen, Renate Lang aus 16515 Oranienburg und Michaela Nohl aus 94481 Grafenau. Herzlichen Glückwunsch!
da Hog’n