Unterunsbach/Rieding/Kothmaißling. Das bayerische Musikkabarett-Trio „Da Huawa, da Meier und i“ hat vor kurzem seine neue CD „‚D’Würfel san rund“ veröffentlicht, mit der es sensationell in die deutschen Comedy-Charts eingestiegen ist – auf Platz eins. Wenn man sich so die drei Männer auf dem Plattencover anschaut, könnte man meinen, die Burschen haben sich der traditionellen bayerischen Stubnmusi verschrieben. Dabei spielt die Volksmusik gar keine so große Rolle. Die Multi-Instrumentalisten vermischen Reggae, Folk oder Blues mit heimatlichen Klängen. Der harmonische Dreigesang drückt den Liedern seinen ganz eigenen Stempel auf. Die Interaktion mit dem Publikum, das bei manchen Liedern zum Mitsingen angeregt wird, macht jedes Live-Konzert von „Da Huawa, da Meier und i“ zum Mitmach-Event.
Mit ihren humorvollen, politischen sowie sozialkritischen Texten bleiben sie immer oberhalb der Gürtellinie. Beim aktuellen Programm erzählen sie von Politikern und Lobbyisten, die sich wie ein „Fahnderl im Wind“ drehen. Überhaupt kein Verständnis haben sie für die vielen „Jammerlappen“, die sich über jede Kleinigkeit aufregen. Sie thematisieren Energiekrise, Ökoboom, die Globalisierung und warnen vor einem Werteverfall unserer Gesellschaft.
Christian Maier („Da Huawa“ aus dem niederbayerischen Unterunsbach), Matthias Meier („Da Meier“ aus dem oberpfälzischen Rieding) und Siegi Mühlbauer („und I“ aus dem oberpfälzischen Kothmaißling) bieten mit ihrer neuen CD zünftig-komisches Musikkabarett. Im Interview mit Jason Ditshej erzählt „da Huawa“, warum sich der Niederbayer vor den Oberpfälzern nicht fürchten muss, was er von Windrädern im Bayerischen Wald hält, was er von den Politikern nach der Hochwasserkatastrophe erwartet – und ob man im bayerischen Paradies „Tschüss“ sagen darf.
„Ich pack das nicht, wenn schon die Kinder ‚Tschüss‘ sagen“
Grüß Gott Huawa. Wie begrüßt man sich denn in Bayern standesgemäß?
Servus. Hawedere. Oder man sagt: Hej. Du kannst auch nur mit dem Kopf wackeln oder einen kurzen Nicker nach oben machen. Bei guten Spezln reicht das völlig …
„Tschüss“ darf man in Bayern jedoch nicht sagen, oder?
Ja mei. Jeder so, wie er’s mag. Ich vertrag’s halt nicht. In meiner Familie gibt’s das auch, dass die Kinder vom Kindergarten nach Hause kommen und ‚Tschüs, Onki‘ sagen. Das pack ich nicht! (lacht) Und deswegen habe ich das Lied ‚Bitte sog net‘ geschrieben – eigentlich also für meine Nichten und Neffen.
Aber sind wir Bayern nicht auch tolerant? Oder bestehst Du darauf, dass dann auch die Preiß’n das „Servus“ verinnerlichen?
Die können das schon sagen, wenn ihr Ursprung woanders ist. Aber meine Wurzeln sind hier. Man muss wissen, wo man her kommt. Und trotzdem kann man weltoffen sein. Ich glaube, dass es einfacher ist, wenn man mit sich selber zufrieden ist.
In der Band bist Du da „Huawa“, obwohl Du eigentlich Christian Maier heißt. Nennen Dich Deine Freunde und Verwandten auch so?
Bloß, wenn’s mich ärgern wollen. Wir spielen so drei Konzerte pro Woche mit 2.000 Leuten am Abend. Und wenn ich dann zu Hause wieder etwas überdreht und abgehoben bin, dann sagen’s zu mir: ‚Hej Huawa, kimm a moi wieder a bissl owa‘. Doch das tut mir auch gut. Ich kenne eben meine Wurzeln und weiß, wo ich hingehöre. Sonst sprechen’s mich eher mit meinem anderen Spitznamen an …
Du hast noch einen anderen Spitznamen? Verrate Ihn uns doch!
(lacht) Der ist nix Besonderes. Zu mir sagen alle Snorre. Das ist der kleine Rot-Blonde aus Wickie.
Wie kam’s denn dazu?
Jetzt bin ich ja zwei Meter groß. Doch früher war ich der Kleinste, weil die anderen immer ein paar Jahre älter waren. Ich war immer aufmüpfig und habe mit den anderen gerauft. Deswegen haben sie mir diesen Spitznamen gegeben. Wie Snorre habe ich auch den einen Zahn auf der rechten Seite, der ein bisserl nach außen steht (lacht).
„Ein Niederbayer genügt vollkommen für zwei Oberpfälzer“
Du bist ein echter Niederbayer, die beiden anderen Bandmitglieder Oberpfälzer. Gibt’s Reibereien?
Am Anfang musste man sich erst einmal etwas besser kennenlernen. Es ist schon eine andere Mentalität. Der Niederbayer ist etwas offener, aber häufig auch ein bisschen falsch. Für den Oberpfälzer gilt: ‚Wenn i Di mog, dann mog i Di!‘ Das zeigt er Dir aber nicht sofort. Da musst Du lang dran arbeiten. In Niederbayern darfst Du Dich jederzeit zum Stammtisch dazusetzen. Die Leute reden dann mit Dir – aber sie verarschen Dich dann auch, weil du ein Fremder bist.
In der Oberpfalz schauen sie Dich gar nicht an. Die sagen auch nicht ‚Servus!‘. Da kommst Du als Fremder ins Wirtshaus rein und meinst, dass da gar keiner drin sitzt. Und wennst immer wieder kommst und die Leute Dich dann kennen, dann bist herzlichst eingeladen. Aber bei uns in der Band passt’s schon: Ein Niederbayer genügt vollkommen für zwei Oberpfälzer (lacht).
Beim ersten Lied auf Eurer CD („Jeda is oana“) stellt Ihr Euch alle drei musikalisch vor und macht Euch a bisserl über den Oberpfälzer Dialekt lustig. Dieses „whou hou“ hört man aber auf den restlichen Songs nicht mehr …
Das liegt daran, dass ja auch ich die Lieder geschrieben habe. Und deswegen sind die Texte alle auf Niederbairisch. Aber mit dem ‚ouh ouh‘ spielen wir immer gerne auf den Konzerten. Wenn das Publikum dann noch anders spricht als wir selbst, haben wir insgesamt drei Dialekte. Wir fragen die Leute: ‚Wie würden es die beiden anderen sagen, wie sag’s ich und wie sagt Ihr es?‘ Der Zugang über den Dialekt ist viel persönlicher. Dadurch wird der Kontakt zum Publikum leichter. Und verstehen tut’s auch jeder.
„Wir halten der Gesellschaft den Spiegel vor – aber wir schimpfen nicht“
Bist du der alleinige Songwriter oder steuern die beiden anderen auch Texte und Melodien bei?
Im neuen Programm sind alle Lieder von mir. Bei den Zwischensequenzen ist aber jeder von uns frei. Am Anfang haben wir einen roten Faden, den man später aber auch verlassen kann. Wir lassen uns immer einen Freiraum, um mit den Leuten kommunizieren zu können. Wenn Du zu starr im Programm drin bist, würde Dich ein jedes Bierkrugscheppern aus dem Konzept werfen. Aber wenn wir auf das Scheppern reagieren, wird’s schon wieder persönlicher. Das ist dann eben live.
Apropos live. Bei Eurem Lied „Sternkinder“ macht Ihr Euch über die Playback-Superstars im Musikantenstadl und bei den Casting-Shows lustig. Wär der Musikantenstadl mal was für Euch?
Nein, wir halten der Gesellschaft den Spiegel vor. Wir schimpfen ja auch nicht drüber. Wenn die Leute das lustig finden und meinen, dass das ein rechter Blödsinn ist, dann haben sie es entweder verstanden oder auch nicht. Das halten wir offen. Wir sagen weder, dass es schlecht noch gut ist.
Eure neue Platte heißt „D´Würfel san rund“. Wie kam es zu diesem Titel?
Es ist momentan so viel los, dass man gar nicht mehr weiß, auf welche Richtung man sich festlegen soll. Du meinst immer, dass Du was versäumst. Alle fünf Minuten schaust Du aufs iPhone, ob Du bei Facebook oder WhatsApp eine Mitteilung bekommen hast. Es ist ein ständiges Rennen! Ich bin jetzt kein erzkonservativer Mensch, aber gewisse Werte – wie man zum Beispiel mit Nahrung und Lebensmitteln umgeht – haben sich verändert. Und da bleiben die Würfel auch nicht mehr stehen. Die fallen und kugeln immer weiter. Sie sind rund. Wir versuchen auch hier den Zeitgeist widerzuspiegeln. Und dann sind wir hoffentlich aktuell, wenn die Platte rauskommt.
„Hirn einschalten: Wenn die Lage stimmt, ist ein Windrad gut“
Eure Texte sind tatsächlich brandaktuell. Beim Song „Spitzlbua“ gibt’s ja Parallelen zur amerikanischen Spionageaffäre „Prism“ …
Vor einem Jahr hat’s in Bayern ja schon einen ähnlichen Fall gegeben, als sich ein Spionagevirus im Internet verbreitet hat. Es werden immer Fälle passieren, die man dem ‚Spitzlbua‘ zuschreiben kann. Wir haben da wirklich keine hellseherischen Fähigkeiten. Aber man vergisst das wieder so schnell, weil ja auch zu viel passiert. Wir leben eben in einer globalisierten Welt. Wir bekommen jeden Scheißdreck mit, auch wenn in China ein Rad umfällt. Man kann sich gar nicht mehr auf das Wesentliche, das eigene Leben, konzentrieren.
Beim Song „Energiemix“ kritisiert Ihr das Wirtschaften mit den erneuerbaren Energien. Habt Ihr selbst eine Photovoltaikanlage auf Euren Dächern?
(lacht) Nein, keiner von uns. Aber der Matthias hat Sonnenkollektoren, was ich sehr vernünftig finde.
Thema: Windräder im Bayerischen Wald: Gut oder schlecht?
Ich wohne ja gerade mal zwei Kilometer vom Kernkraftwerk Ohu entfernt – und das seit meiner Kindheit. Wenn statt dem Ding da ein Windradl stehen würde, wäre ich begeistert. Man muss aber das Hirn einschalten und auf die Leute schauen: Wenn die Lage gut ist, ist ein Windrad natürlich viel besser wie ein Kernkraftwerk. Wenn das nur wieder ein Schnellschuss ist, weil wir bis 2020 irgendeine Energiewende zahlenmäßig schaffen müssen, halte ich gar nichts davon.
„Solche negativen Sachen musst Du dann zu Hause im Schrank lassen“
Das Lied „Energiemix“ ist auch ein Paradebeispiel dafür, wie Ihr mit dem Publikum kommuniziert. Es ist ein Reim-Wechselspiel zwischen der Band und dem Publikum …
Diese Interaktion mit dem Publikum mag ich sehr gerne, weil es die Leute etwas auflockert. Sie müssen sich darauf einlassen und singen. Das ist nicht gerade einfach, wenn man beim zweiten Lied schon selber mitmachen soll. Aber es ist lustig für die Leute – und auch für uns.
Die lustige Stimmung bei Euren Konzerten kommt auch auf Eurer CD recht gut rüber. Wie schafft Ihr es immer zu lächeln und gute Laune auf der Bühne zu vermitteln?
Es gibt Tage, an denen man ein dickes Fell braucht, weil Du zum Beispiel wegen eines traurigen Ereignisses nicht gut drauf bist. Aber solche negativen Sachen musst Du dann zu Hause im Schrank lassen. Wenn die Tour dann länger dauert, wird es umso anstrengender, weil Du Dir eine Art Schutzmantel aufbauen musst. Aber dann kommt der Moment, wo Du auf die Bühne gehst: Die Leute schauen Dich an und freuen sich. Und dann ist alles vergessen.
Als aufrichtige Bayern werdet Ihr aber vorher noch eine Halbe trinken, oder?
(lacht) Ja, aber natürlich nicht zuviel. Das Bier ist in Bayern ja ein Grundnahrungsmittel.
„Nach dem Jahrhundert-Hochwasser ist jetzt die Politik gefordert“
In Eurem Lied „Jammerlappen“ geht’s darum, dass sich heutzutage viele über belanglose Kleinigkeiten aufregen. Ist das Gejammere wirklich schon so schlimm?
Schau doch mal! Uns geht’s einfach zu gut!
Du meinst also, wir Bayern hätten keinen Grund zu jammern? Dürfen das nur die Menschen, die in ärmeren Ländern wohnen?
Ja. Wir könnten viel aufrechter und aufmerksamer durch unser Leben gehen. Wir machen aber häufig die Augen zu. Bei einer Flutkatastrophe in Asien gab es vor Kurzem 90 Tote – und in Sri Lanka war eine Überschwemmung mit 40 Toten. Da wird in unseren Medien aber so gut wie nichts darüber berichtet.
Bei unserem Jahrhundert-Hochwasser haben wir materielle Dinge verloren – was natürlich auch sehr schlimm für alle ist -, aber keine Menschenleben. Jetzt ist die Politik gefordert, die betroffenen Leute zu unterstützen und sich endlich vernünftige Gedanken über Ausbau und Ausbeutung von Flußlandschaften zu machen.
„Tradition soll erhalten werden, aber sie muss sich weiterentwickeln“
Ihr singt davon, dass Bayern für Euch das Paradies ist. Was macht Bayern so schön?
Die vier Jahreszeiten, die Abwechslung. Die Leute auf dem Land. Dahoam sein, die Gemütlichkeit. Und ich kämpfe auch für Bayern, wie etwa beim ‚Tschüss“, siehe oben (lacht).
So so, gegen das „Tschüss“ kämpfst Du an. Aber beim „Weißbier-Rasta“ vermischt Ihr Bayerische Mundart mit Reggae-Rhythmen. Diese Art von Weiterentwicklung ist also erlaubt?
Ha, das ist aber eine gute Frage! (lacht) Ich bin dafür, dass die Tradtition erhalten bleibt. Ich bin aber auch dafür, dass sie sich weiter entwickelt – sonst würde ja nichts Neues entstehen. Diesen Weg gehen wir schon seit Jahren. Wir verbinden den bayerischen Dialekt und manchmal sogar die bayerische Volksmusik mit Reaggae, Blues und vielem anderen mehr.
Reggae ist ja sehr beliebt in der Bayerischen Musik-Szene. Hans Söllner, der Keller Steff oder auch der Bürgermeista spielen bayerischen Reggae. Wieso eigentlich?
Wir sind ja im Süden von Deutschland zu Hause. Und ‚People from the South‘ sind immer anders. Andererseits haben wir auch die Lautsprache. Das Wort ‚umananda‘ klingt zum Beispiel sehr afrikanisch. Bei uns gibt es Dörfer, die heißen ‚Eabaschbo‘, ‚Ungschbo‘, ‚Essabo‘ – die könnten alle südafrikanisch oder südamerikanisch sein. Deswegen passt das so gut mit der Karibik zusammen.
Auf der Bühne immer mit Wollsocken – einfach gemütlicher
Aber trotzdem seid Ihr sehr bodenständig. Ihr geht zum Beispiel in Tracht auf die Bühne …
Ja, das ist aber eher eine Gemischt-Tracht, die wir uns selber zusammengestellt haben.
Und Du spielst auch immer mit Deinen Wollsocken?
Das hat sich einfach so ergeben. Wir waren viel unterwegs – und da haben mir immer die Haxen weh getan. Anfangs bin ich immer barfuß herumgelaufen, weil ich dann mehr Erdung auf der Bühne hatte. Das ist einfach gemütlicher. Und es ist wie dahoam, weil Wollsocken habe ich zu Hause auch an. Mit der Zeit hat sich das zu meinem Markenzeichen entwickelt. Die Leute schmeißen mir seitdem selbstgestrickte Socken auf die Bühne (lacht).
Bei den Comedy-Charts seit Ihr sensationell auf Platz eins eingestiegen. Was kann man denn in Zukunft von Euch noch erwarten?
Im Sommer spielen wir in vielen Bierzelten, im Herbst dann im Cirkus Krone (–> Tickets) – ein absolutes Highlight! Dann läuft das Programm wieder rund zweieinhalb Jahre, danach schreib ich wieder was Neues, wenn mir was einfällt (lacht). Allerdings habe ich jetzt schon damit begonnen, Ideen zu sammeln. Es passiert ja jeden Tag etwas Interessantes …
Huawa, vielen Dank für das nette Gespräch! Viel Erfolg weiterhin und … Tsch… äh – Servus!
Interview: Jason Ditshej