Röhrnbach. Sucht man ein unbeschwertes Gesprächsthema, landet man oft unweigerlich beim Wetter. So einfach scheint es aber mittlerweile nicht mehr zu sein, über das zu sprechen, was da oben am Himmel passiert. Es ist nicht mehr heiter bis wolkig, es ziehen vielmehr dunkle Gewitterwolken auf. Denn im Winter ist es nicht mehr zwingend kalt, wie in den zurückliegenden Monaten spürbar wurde. Der vielzitierte und -diskutierte Klimawandel wird immer offensichtlicher – und polarisiert. Dass die durchschnittlichen Temperaturen steigen, ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Doch ist das Ganze nun von Menschenhand gemacht – oder der normale Lauf der Dinge?
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Vielleicht bald ein zeithistorisches Bild? Der Bayerwald – genauer gesagt das Wasserrad bei Schwarzenthal – überzuckert mit Schnee. Foto: Georg Knaus
Für Sven Plöger scheint die Antwort auf diese Frage klar. Als Diplom-Meteorologe, der mit seinen ARD-Wetteransagen zu deutschlandweiter Bekanntheit gelangte, setzt er auf die wissenschaftliche Karte, auf eindeutig belegbare Beweise. Und die sprechen aus seiner Sicht eine unmissverständliche Sprache. Das Onlinemagazin da Hog’n hat sich im Rahmen eines Vortrages des 56-Jährigen im HAIDL-Atrium in Röhrnbach mit Sven Plöger zum Interview getroffen.
Herr Plöger, hinter dem Bayerischen Wald liegt ein Winter, der diesen Namen nicht verdient hat. Das Wetter erinnerte eher an Spätherbst mit viel Regen und Dauernebel. Braucht es noch mehr Zeugen für den Klimawandel?
Eigentlich nicht. Trotzdem werden wir immer mal wieder staunen. Auch darüber, dass es in Zukunft natürlich mal Winter mit viel Schnee geben kann. Nur nimmt die Wahrscheinlichkeit dafür immer mehr ab, aber: Die Kaltluft ist ja nicht ganz weg von dieser Welt. Sie wird phasenweise an uns herangeführt. In den vergangenen Jahren gab es ja häufiger mal sehr schnell sehr viel Schnee. Dieser Februar war übrigens durchschnittlich wärmer als ein normaler März. Das sollte uns zu denken geben.
„Ja, wir haben einen Klimawandel!“
Keine guten Aussichten.
Ja, wenn wir sehen, wie auf der Welt die Unwetter zunehmen, die Waldbrände, die Ozean-Temperaturen. Der Meeresspiegel steigt, die Gletscher bilden sich zurück, wir verlieren Lebensraum. Dann muss man klar sagen: Wir haben ein großes Problem vor Augen. Und bezogen auf das Problem machen wir noch vergleichsweise wenig, um es zu beseitigen. Wir sind gefordert, mehr zu machen.
War das in diesem Winter noch Wetter – oder bereits Klima?
Wetter ist das tägliche Geschehen mit all seiner Variabilität. Bis zu vier Wochen im Rückblick spricht man von Witterung, also auch Wetter. Spricht man von Klima, ist ein Zeitraum von mindestens 30 Jahren ausschlaggebend. Sieht man sich die vergangenen drei Jahrzehnte genauer an, erkennt man einen sich massiv beschleunigenden Trend, der deutlich schneller ist, als die Natur allein produzieren würde. Die Energie, die heute in der Atmosphäre steckt, ist viel größer als sie ohne uns Menschen wäre. Ja, wir haben einen Klimawandel! Und ja, dieser ist maßgeblich durch uns verursacht. Aber: Überlagert haben wir immer Wetterschwankungen.
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Sven Plöger ist Meterologe, aber auch Fernsehmorderator und Buchautor. Sein Schwerpunkt-Thema: der Klimawandel.
„Ein Grund zur Sorge“
Das heißt?
Das ist im Grunde wie an der Börse. Wir können einen steigenden Trend haben, aber trotzdem mal ein paar Tage mit sinkenden Kursen. Das ist kein Widerspruch. Übersetzt auf das Klima: In einem Trend zur Erwärmung sind kalte Phasen natürlich möglich. Das milde Wetter in diesem und vielen der vergangenen Winter ist ein typisches Zeichen dafür, dass sich das Klima verändert. Weil die Wahrscheinlichkeit für solche Temperaturen einfach höher wird.
Wie sorgenvoll ist Ihr Blick auf die Entwicklung des Wetters/Klimas?
Das kommt auf den Ort, an dem man sich befindet, an. In der Arktis ist der Eisrückgang dreimal so schnell wie es vor 20 Jahren die mahnendsten Forscher prognostiziert haben. Es geht also wesentlich schneller in die aus unserer Sicht falsche Richtung. In Regionen, in denen es massivste Waldbrände gegeben hat – wie jüngst im Mittelmeerraum, in Kanada oder vor einiger Zeit in Australien -, wird man besonders sorgenvoll in die Zukunft blicken. Die Temperaturen in Ozeanen, in denen enorme Energie steckt, steigen – sie sind einer der Gründe, warum die Veränderungen so massiv sind. Das ist auch ein Grund zur Sorge.
„Bisher haben wir als Gesellschaft versagt“
Die Alarmglocken müssten also deutlich hörbar schrillen.
Die Sorgen und Ängste müssen eigentlich eine Motivation sein. Wir sehen aber seit Jahren, dass das nicht so ist. Derzeit haben wir die höchsten Emissionen von Treibhausgasen überhaupt. Wir haben es weltweit aber nur geschafft, die Zunahme zu reduzieren. Nicht aber, dass sie abnehmen. Bisher haben wir also als Gesellschaft versagt. Umso wichtiger ist es, die Chancen zu erkennen: Wo sind die Stellschrauben?
Ja, wo sind sie denn?
Wir müssen gewisse Dinge in unserem Kopf verändern. Gelingt das nicht, kommen wir an den Punkt, wo Eltern ihren Kindern ins Gesicht sagen müssten: Euch soll es später mal schlechter gehen als uns. Wenn man das nicht tun will, landen wir beim Wort Haltung. Wie stehen wir zu dem Thema? Sind wir bereit, die wissenschaftlichen Erkenntnisse anzunehmen, auch wenn sie nicht erfreulich sind? Und sind wir darüber hinaus bereit, unsere eigenen Möglichkeiten zu erkennen und zu handeln? Dafür muss man übrigens nicht gleich der perfekte Mensch sein – jeder Schritt in die richtige Richtung ist besser als nichts zu tun. Alles zu ignorieren oder sich die Welt schönzureden ist mindestens dumm, vor allem aber gegenüber nachfolgenden Generationen hochgradig unfair.
Gefragter Mann: Sven Plöger ist nicht nur als „Wetterfrosch“ regelmäßig im TV zu sehen
Wir müssen aber auch den finanziellen Punkt sehen. Es gibt Studien, die sagen, jeder nicht vernünftig in den Klimaschutz gesteckte Euro wird mit zwei bis elf Euro zurückzuzahlen sein. Das bedeutet übersetzt, dass es kaum eine bessere Anlage für die Zukunft gibt, als die in vernünftigen Klimaschutz. Aber es ist natürlich eine langfristige Strategie, denn anfangs sind zweifellos Investitionen für eine Transformation hin zur Nachhaltigkeit notwendig. Ein ganz einfacher Grundsatz: Derjenige, der die Umwelt verschmutzt, darf nicht reicher werden, als der, der sie schützt. Eine Banalität. Wir diese Rahmenbedingung fehlt, tun wir leider dauernd das Falsche.
Um es mit Ihren Worten auszudrücken: Wir sind dumm!
Klingt hart, aber ich halte es tatsächlich nicht für sonderlich intelligent, wissentlich die eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören. Schließlich hat uns die Wissenschaft bereits vor 30, 40 Jahren vorhergesagt, wie es werden wird.
„Unser Anteil am Klimawandel ist leider erheblich“
Noch einmal konkret nachgefragt: Ist der Klimawandel vom Menschen gemacht – oder, wie in grauen Vorzeiten, der normale Lauf der Dinge?
Die Erde war mal ein gefrorener Eisballen. Die Erde war auch mal viele, viele Grade wärmer als heute. Klima war also nie konstant, aber die Geschwindigkeit der Veränderung war noch nie so hoch wie heute und dieses Tempo bekommt die Natur alleine nicht hin. Die lässt sich nur durch unsere Treibhausgasemissionen erklären. Die aktuelle Erwärmung wird dadurch erzeugt, dass wir derzeit auf jedem Quadratmeter 3,3 Watt mehr im System haben und das führt bei einer fünf Billiarden Tonnen schweren Atmosphäre auf einen 2,7 Grad-Pfad – und das ist eben mehr als die 1,5 Grad, die wir politisch für noch erträglich befunden haben. Unser Anteil am Klimawandel ist leider erheblich und wir machen keine wirklich geeigneten Anstalten, das in den Griff zu bekommen.
Drastische Worte.
Der Planet braucht nicht uns. Wir brauchen ihn. Das muss uns klar werden. Das hat mit Respekt zu tun und so sind wir wieder bei der Haltungsfrage. Ohne eine solche wird es nicht klappen. Da draußen findet Physik statt und die ist für uns und unsere Wünsche taub. Ob uns das gefällt oder nicht, interessiert naturwissenschaftliche Prozesse nun mal nicht.
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Regel oder Ausnahme? Heuer erlebte Mitterdorf eine fast „normale“ Wintersaison – mit vorzeitigem Ende aufgrund Schneemangles. Foto: Hog’n-Archiv
„Vor 50 Jahren angefangen?“
Im naheliegenden Skizentrum Mitterdorf, knapp über 1.000 Meter gelegen, werden 20 Millionen Euro in die den Ausbau investiert. Auch wenn sie vielleicht keinen ganz genaueren Einblick in die Entscheidungen vor Ort haben, aber: Ist dieses Geld gut angelegt?
Aus klimatischer Sicht ist das schlicht Unsinn. Früher konnte man dort Skifahren, in der Zukunft nur noch selten. Vielleicht muss man die Frage so stellen: Hätten wir vor 50 Jahren angefangen in einer Region Wintersport zu betreiben, wo gar kein Schnee liegt? Ich vermute nicht und drum sollten wir es heute auch nicht tun. Es ist schwierig, an Dingen festzuhalten zu wollen, egal ob sich Rahmenbedingungen ändern oder nicht.
„Ignoriert man die Wissenschaft, versenkt man Geld“
Persönlich liebe ich das Skifahren und da, wo es möglich ist, sollten wir uns dieses Vergnügen freilich gönnen. Klar, kann man dem wichtigen Wirtschaftszweig Wintertourismus auch mit Schneekanonen etwas unter die Arme greifen. Aber es gibt Grenzen – bei Energie- und Wasserverbrauch sowie bei den Kosten. Und wenn es zu warm ist, ist eine Schneekanone irgendwann sinnlos. Auch das ist Physik. Und klar, es mündet am Ende in die finale Frage: Wieviel Skitourismus ist in Zukunft denkbar, wenn dafür durch die Erwärmung immer mehr Fläche verloren geht. Können unsere Berge – vorwiegend die Alpen – beliebig viele Menschen aufnehmen? Und wollen wir das?
Was wäre intelligent im Falle von Mitterdorf?
Dass man sich auf die Veränderung einstellt. Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig und die Region braucht ihn. Wenn ich aber investieren will, ist es vernünftig, die Klimaprognosen zu beachten und nach Alternativen zu suchen. Ignoriert man wissenschaftliche Erkenntnisse, versenkt man hart erwirtschaftetes Geld. Das wäre nicht gerade klug. Welche konkreten Möglichkeiten sich für Mittendorf ergeben, muss vor Ort überlegt werden – das ist nicht die Aufgabe eines Meteorologen.
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2010 wurde Sven Plöger auf dem Extremwetterkongress in Bremerhaven als „Bester Wettermoderator Deutschlands“ ausgezeichnet.
„Schüsselerlebnis Sturm Lothar“
Sie haben sich 1988/89 dazu entschlossen, Meteorologie zu studieren. Also vor 35 Jahren. Hätten Sie damals gedacht, dass Sie mit Ihrer Arbeit einmal so im Mittelpunkt stehen, wie es nun der Fall ist – und teilweise sogar damit polarisieren?
Die wachsende Bedeutung des Themas habe ich vermutet. Dass man damit polarisiert, nicht. Ich hatte angenommen, dass der Weg von der Erkenntnis zum Handeln leichter wäre und wir alle mehr tun und weniger Zeit darauf verwenden würden, uns die Welt mit teils völlig wirren Beiträgen schönzureden. Mein Schlüsselerlebnis in Sachen Klimawandel: 1999, als Sturm Lothar wütete. Ich war damals im Alpenraum und habe selbst eine Böe mit 180 Kilometern pro Stunde erlebt. Ich habe gesehen, wie 30 Prozent des Waldes vor meiner Nase umgestürzt sind. Ein sehr emotionales Erlebnis!
Was ich zuletzt immer mehr gesehen habe, ist die enorme Geschwindigkeit, mit der die Klimaänderung voranschreitet. Für mich als Naturwissenschaftler sind sehr viele Dinge offensichtlich: Für nachfolgende Generationen wird das, was wir derzeit tun, extrem schwierig werden. Was ich derzeit nach und nach lerne – und dies ist gleichzeitig eine der Erkenntnisse der vergangenen Jahre: Die Gesellschaft tut sich enorm schwer, Veränderungen zu akzeptieren, aus der eigenen Wunschwelt herauszutreten und zu sehen, dass da draußen eine Realität ist, die einfach stattfindet.
„Bin kein Ideologe, Aktivist oder Missionar“
Haben Sie ein Beispiel?
Der Physik ist es gleichgültig, was wir machen oder uns wünschen. Wenn da draußen etwa kein Weizen mehr wächst, weil es ihm einfach zu trocken ist, dann spielt das für die Natur keine Rolle. Für uns wäre das aber blöd, denn wir sollen wir dann unsere Ernährung sichern? Klar, hier habe ich jetzt stark überzeichnet. Aber es macht deutlich, wie sehr die Realität und die Wunschwelt immer weiter auseinandergehen. Die Frage ist: Wann ist das Gap, also die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit so groß, dass jemand hineinfällt?
Sagen Sie es uns.
Genau das ist es, woran ich derzeit arbeite. Der psychologische Teil meiner Arbeit. Ich bin kein Ideologe, Aktivist, Missionar oder Mensch mit erhobenem Zeigefinger. Ich möchte nur die Wissenschaft übersetzen. Und zwar so, dass sie jeder verstehen kann. Das ist die Grundlage meines Handelns und Denkens.
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Eine seit Jahren fest verankerte Hog’n-Rubrik: Das allwöchentlich erscheinende „Woid-Weda“ unseres Wetterexperten Martin Zoidl.
„Werde selten angegriffen“
Polarisiert das Wetter wie noch nie? Werden Sie angefeindet, nur weil Sie Fakten präsentieren?
Eine anstrengende Frage (schmunzelt). Dazu werde ich oft befragt und ich sage wiederkehrend, dass ich wirklich selten angegriffen werde. Der einfache Grund: Ich bin nicht in Social Media vertreten. Ein Klimaforschungsleugner hat ja nichts davon, mich persönlich anzuschreiben und mich anzugreifen. Er will ja keine inhaltliche Diskussion mit mir, sondern er will einen Shitstorm freisetzen. Er möchte, dass ihm ganz viele dabei zugucken, wie er mich angreift und er möchte, dass sich die Leute dann seinem Angriff anschließen.
Nun aber genug davon, denn ich habe weder Lust noch Zeit, mich mit solchem Mumpf zu beschäftigen. Es gibt in der Gesellschaft so viele interessierte und interessante Menschen, die sich Gedanken machen und mir diese schreiben, dass ich durchaus Hoffnung habe, dass wir noch einiges werden drehen können. Da muss man hinschauen, dumpfes Zeug ist langweilig.
Ein Zufall, ein Irrtum – und die Fernsehkarriere war gestartet
Klingt schlüssig. Woher kommt eigentlich Ihre Begeisterung für das Wetter?
Ich habe wohl ein Wetter-Gen. Bereits als kleines Kind musste ich jedes Gewitter, jeden Blitz anschauen. Ich fand das total aufregend. Damit hatte ich ein Alleinstellungsmerkmal in meiner Familie. Es ist so spannend, ein so komplexes System physikalisch zu verstehen, das gleichzeitig – Stichwort: Ästhetik der Unwetter – optisch so beeindruckende Dinge hervorbringt wie etwa eine Gewitterwolke.
Wie haben Sie es geschafft, vom Meteorologen zum allseits bekannten ARD-Wetterfrosch zu werden?
Man muss einfach so verdammt gut aussehen wie ich (lacht herzlich) – und Subjekt, Prädikat und Objekt in die richtige Reihenfolge bringen können. Per Zufall fand ich den Weg ins Radio. Ein Radiotrainer hat mich getestet und gemeint, ich sei eine Goldgrube. Na, wenn der das so sagt… Irgendwann fehlte an einem Tag durch einen Irrtum bei der Planung dann ein Wettermoderator fürs TV. Ich hatte noch nie vor einer Kamera gestanden, wurde aber verdonnert, einzuspringen und nun – 25 Jahre später – bin ich immer noch da. Der ARD-Job macht mir Freude, auch wenn das Wetter inzwischen eher mein Hobby ist. Das Thema Klimawandel nimmt mittlerweile den größten Raum ein.
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„Es ist so spannend, ein so komplexes System physikalisch zu verstehen, das gleichzeitig optisch so beeindruckende Dinge hervorbringt wie etwa eine Gewitterwolke“ Foto: Hog’n-Archiv
Panik? Abstumpfung?
Die ARD-Sache ist dann im Vergleich zum Themenfeld Klimawandel wohl eher eine Spielerei.
Spielerei kann man nicht sagen. Es ist die Arbeit mit Naturwissenschaft, Sprache, Menschen und auch mit Humor. Und im Fall einer Unwetterlage ist es maßgeblich, wie ich sie transportiere. Hier gilt es abzuwägen, in welcher Größenordnung gewarnt werden muss. Man darf nicht zu wenig warnen, um nicht für böse Überraschungen zu sorgen. Man darf aber auch nicht zu viel warnen, ansonsten droht Panik oder – wenn man zu oft tut – Abstumpfung.
Wird denn zu oft und zu stark gewarnt?
Von mir und meinen unmittelbaren Kollegen, mit denen ich zusammenarbeite glaube ich: Nein. Was andere sagen und machen, kann ich nicht beurteilen. Überdies sind die regionalen Unterschiede sehr groß. Bei einem Unwetter wird nicht jeder Ort einer Region in gleichem Maße betroffen sein. Deswegen spreche ich immer von Gewitterpotenzialen,
Ahrtal-Katastrophe: „Das Wort Lebensgefahr ist gefallen“
Wie war das im Falle des leider deshalb zu trauriger Berühmtheit gelangten Ahrtals?
Zwei Tage vorher habe ich im Fernsehen gesagt, dass es gefährlich wird. Das Wort Lebensgefahr ist gefallen. Ich kann mich nicht erinnern, ein anderes Mal so gesprochen zu haben. Welche Konsequenzen dann jeder Einzelne für sich daraus zieht, liegt nicht in meiner Hand. Und ich bin natürlich auch keine behördliche Warnkette. Hier hat vieles nicht funktioniert und daraus müssen wir lernen.
Für die Meteorologie ist die engere Zusammenarbeit mit den Hydrologen eine wichtige Aufgabe. Denn wir schauen, was der Regen macht, bis er den Boden erreicht und der Hydrologe beschäftigt sich mit dem Wasser, nachdem es den Boden erreicht hat.
Abschließend der Blick in die Zukunft – oder anders gefragt: Wie wird das Wetter?
(lacht und verstellt seine Stimme) Wechselnd bewölkt mit einzelnen Schauern…
Wir wünschen Ihnen viel Sonnenschein! Danke für das Gespräch.
Interview: Helmut Weigerstorfer