Mitterfirmiansreut/Freyung. Es sollte eine „Überraschung“ werden, wie die Verantwortlichen der Umweltschutzorganisation „Mountain Wilderness Deutschland“ mitteilen. Für Freyung-Grafenaus Landrat. Für „die größte Umweltsünde in deutschen Berggebieten“. Der am Wörthsee ansässige Verein um Vorstand Michael Pröttel hätte den „Bock des Jahres“ gerne persönlich an Sebastian Gruber übergeben. Doch dazu kam es nicht. Aus Gründen.
„Für das Jahr 2023 geht die heiß begehrte Trophäe an Landrat Sebastian Gruber für sein ‚Herzensprojekt‘, den geplanten Ausbau des Skigebiets Mitterdorf zum Ganzjahres-Funpark mit einer Flyline – eine Chimäre aus Achterbahn und Seilrutsche – und einer aus fünf Linien bestehenden Canopy-Tour (diese Idee wurde bereits wieder verworfen – Anm. d. Red.), bei der an Stahlseilen hängende Ausflügler über die Baumwipfel schweben“, ist einer Pressemitteilung von Mountain Wilderness Deutschland zu entnehmen.
„Bock des Jahres“ per Post in den Bayerwald geschickt
Im Fokus der Kritik stehen vor allem die Rodungen für Pistenerweiterungen sowie die Anschaffung weiterer Schneekanonen und der Bau des geplanten Speicherbecken. „Trotz bestehender künstlicher Beschneiung wurde der Skibetrieb in dem (laut Eigenwerbung) schneesicheren Gebiet heuer bereits im Februar eingestellt. Was einmal mehr beweist, dass der Ausbau von vergleichsweise tief gelegenen Skigebieten in Zeiten des Klimawandels eine Verschwendung von Steuergeldern ist.“
Bei den Ausbauplänen werde „in Sachen Naturzerstörung geklotzt und nicht gekleckert“, heißt es im Rahmen einer „Laudatio“ weiter. Es sei dreist zu behaupten, wie Gruber dies beim Neujahrsempfang in Freyung getan hätte, „dass der Bestand nur modernisiert und nichts hinzugefügt würde“.
Weiters fragen die Verantwortlichen der Umweltschutzorganisation: „Ist ihnen nicht klar, dass auch Speicherbecken und Schneekanonen das Klimawandel-bedingte Ende des Skipisten-Tourismus gerade in den Mittelgebirgen allenfalls um ein paar Jahre aufschieben können?“ Bis dahin werde der Bayerische Wald mit Investitionen um 20 Millionen Euro, die aus dem Wirtschaftsministerium finanziert werden, verschandelt.
„Geht um Selbstinszenierung und mediale Aufmerksamkeit“
Im vergangenen Jahr wäre jene zweifelhafte Ehre nun also FRG-Landrat Gruber zuteil geworden. „Wir bemühten uns seit Jahresbeginn um einen Gesprächstermin zum Thema und bekamen Mitte Februar eine Absage“, berichtet Michael Pröttel und ergänzt: „Deswegen wurde der Bock des Jahres 2023 per Post in den Bayerischen Wald geschickt.“
Und was sagt der Landrat selbst dazu? „Der Kontaktaufnahme des Vereins Mountain Wilderness wird keinerlei Bedeutung und Relevanz beigemessen“, gibt dieser sich unbeeindruckt gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n – und fügt hinzu: „Der Verein ist mittlerweile von sehr einseitiger Ideologie geprägt, den aktuellen Verantwortlichen geht es ausschließlich um Selbstinszenierung und um mediale Aufmerksamkeit, weswegen es auch zu keinem Termin gekommen ist.“
Stephan Hörhammer
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