Thannberg. „Zum Dichten hod mi mei Schwesda brocht, sie hod ma dod oans zum 18. gmochd“, stellt sich Gabriela Hochleitner in ihrem neuen Reime-Büchlein namens „Oft gehd’s bled her“ vor und erklärt weiter, wie sie zu ihrer Leidenschaft gekommen ist: „Wir ham ihr dann oans zur Hochzeit gschrim, und irgendwie is ma des dann blim.“
Die 30-Jährige aus Thannberg bei Thurmansbang liebt es im Waidler-Dialekt zu dichten und zu reimen, das wird dem Leser schnell klar. Da Hog’n hat sich mit ihr über ihr jüngst erschienenes Werk unterhalten, sie danach gefragt, wann es bei ihr zuletzt „bled herganga“ ist und warum sie bairische Redensarten gerne „besonders schlecht“ ins Hochdeutsche übersetzt…
„Das Leben versorgt mich mit reichlich Material“
Gabriela: Auf „Ebs zum Locha fia enk Grantla“ folgt „Oft gehd’s bled her“. Worum geht’s in Deinem neuen Büchlein?
Es handelt wieder von amüsanten Alltagssituationen, wie beispielsweise vom Loswerden unliebsamer (Weihnachts-)Geschenke, über das Prioritäten setzen oder ein winterliches Rezept. Alles natürlich auf Bairsch und in Reimform, wie man es aus dem ersten Band kennt.
Wie kommst Du auf die schmissigen Verserl? Was inspiriert dich?
Die grausame Realität (lacht). Viele Gedichte handeln von wahren Begebenheiten, manche wurden noch etwas gewürzt oder Geschichten miteinander kombiniert. Aber tatsächlich braucht es davon immer nicht viel, da mich das Leben mit reichlich Material versorgt.
Was genau fasziniert Dich am Reimen, am Dichten? Worin liegt „der Zauber“ für Dich?
Ich empfinde es als witziger, wenn sich die Geschichte reimt und man den Reim dann auch dementsprechend betonen kann. Es kommt viel lustiger rüber, als würde ich die Geschichte einfach nur so erzählen. Gleichzeitig transportieren meine tiefgründigen Gedichte wie in meinem Werk “Momente des Erwachens” durch die Reime so viel mehr Gefühl. Eines dieser Gedichte wurde sogar von der Brentano-Gesellschaft in die diesjährige Ausgabe der Frankfurter Bibliothek gedruckt. Es war eine große Ehre für mich zu sehen, dass auch meine hochdeutschen Gedichte Anklang finden.
Du hast Dein neustes Reim-Werk wieder in Mundart verfasst. Fällt es dir leicht oder schwer im Dialekt zu dichten?
Ich hatte tatsächlich auch mal die Idee, mein Buch “Ebs zum Locha fia enk Grantler” in hochdeutscher Übersetzung herauszugeben, bin daran aber kläglich gescheitert. Ich bevorzuge daher – für die lustigen Versionen – eindeutig den bairischen Dialekt. Es wird einfach trockener und gnadenlos ehrlich. Es macht einen Unterschied, ob ich schreibe “Er schaut zwar ned so guad aus, dafia hoda olle Zähn, de wos hoid… kreiz und quer drin stehn”… oder… ja genau…. – wie soll man das lustig auf Hochdeutsch ausdrücken??
„Da merkt man erst, wie wichtig einem die Sprache ist“
Dennoch ist es eine Art Hobby von Dir geworden, besonders „schlecht“ zu übersetzen?
Ja, das macht mir einfach Spaß – und mein Mann ist daran nicht ganz unschuldig. Aus Scherzen untereinander entsteht dieses bairische Hochdeutsch. Mittlerweile habe ich auch Postkarten mit schlechten Übersetzungen wie „Do feids o vom Boa weg – Da fehlt es ja vom Knochen weg“ oder „Dua di ned obe – Tu dich nicht runter“ anfertigen lassen. Diese sind in Frankfurt nicht so gut angekommen, aber in Bayern sind sie sehr beliebt. Ist wohl einfach unser Humor!
Wie wichtig ist Dir der Waidler-Dialekt generell?
Für mich fühlt sich Dialekt wie ein Stück Heimat an. Im Ausland etwa freut man sich doch direkt und atmet auf, wenn man sich mit jemandem gut auf Bairisch unterhalten kann. Da merkt man erst, wie wichtig einem die Sprache ist – und der Wunsch sich nicht verstellen zu müssen. Und ganz ehrlich: Wir Waidler können den Dialekt ja doch nicht ganz ‚abschalten‘. Auch wenn wir uns noch so sehr bemühen, werden wir immer wieder entlarvt werden.
Früher hieß es in den Schulen der Region, dass man möglichst schnell und gut Hochdeutsch lernen und sprechen können sollte. Damit man „draußen in der Welt“ zurechtkommt, beruflich erfolgreich ist. Man hat sich fast schon a bissal geniert für seine Mundart. Heute ist das – Gott sei Dank – anders. Warum ist Dialekt wieder „in“?
Ich denke, es zieht uns irgendwie wieder mehr hin zur Tradition. Wir wollen alle diese Zusammengehörigkeit spüren, einen Sinn im Leben haben und wahrhaftig echt sein. All das ist in Traditionen zu finden und macht unser Leben so besonders. Keiner will Teil einer grauen Masse sein. Wir haben eine Heimat und sind nicht irgendwer. Und all das kann ich fühlen, wenn ich die lachenden Menschen sehe, die sich über das Gelesene freuen – diese Zusammengehörigkeit und diese Freude am Dialekt.
„Das ist für mich das schönste Feedback“
Welches ist Dein persönliches Lieblingsgedicht?
Ganz klar: “Partnersuche” aus “Ebs zum Locha fia enk Grantler”, weil die Zuhörer dabei immer so herrlich lachen können. Damit kann sich wohl jeder ganz gut identifizieren. Bei “Oft gehd’s bled her” ist es definitiv “Zamhaifa”, weil hier bei der Pointe sehr gelacht wird. Das ist für mich das schönste Feedback und eine Bestätigung, dass ich meinen Job wohl gut gemacht habe. Hierbei geht es darum, wie zwei Kinder versuchen, ein unliebsames Geschenk loszuwerden. Das ist gar nicht so leicht, wenn die so groß sind…
Und wann ist es für Dich zuletzt „bled herganga“?
Ganz aktuell bei der Thannberger Christbaumversteigerung. Wir wollten eigentlich am Sonntag darauf zum Adventsmarkt in Thurmansbang, aber leider sind wir erst nachmittags aufgewacht und waren nicht wirklich in Stimmung für Glühwein. Aber mei, es war halt echt g’miatlich – und oft gehd’s hoid bled her (lacht). Es gibt übrigens auch Gluppal mit der Aufschrift “Oft gehd’s bled her” – passend fürs Volksfest…
Du hast für 2024 gewiss schon wieder was in Planung, oder? Falls ja: Was kannst Du schon verraten?
Mir schwebt sogar schon der Titel vor: “Fia d’Kulturbanausen”. Ich schreibe unter anderem über Sissi und König Ludwig, aber auch über das Wandern und den ein oder anderen Nachbarschaftskrimi. Inspiriert wurde ich dabei von meiner Illustratorin Nicole, die mich gebeten hat, für ihre Karikaturen ein passendes Gedicht zu formulieren. Sie lieferte mir die witzigen Fakten – und ich kreierte daraus den Start für den nächsten Band, bevor der letzte überhaupt fertig war.
Natürlich habe ich auch schon Band drei meiner Urban-Fantasy-Reihe sowie das ein oder andere Kinderbuch und weitere Roman-Ideen im Kopf… Ich bin selbst sehr gespannt, was 2024 alles für mich bereithält.
Hier gibt’s die Hochleitner-Reime
Wo sind deine Werke überall zu finden?
Puh… so ziemlich überall. Die bairischen Bücher sind bereits in vielen regionalen Buchhandlungen vertreten, genauso einige Romane. Online kann man sich alle Bücher bei Thalia, Amazon oder signiert aus meinem eigenen Onlineshop www.zeilenherz.de holen.
Wir sagen danke für die Beantwortung unserer Fragen – und weiterhin: Ois Guade!
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer