Viechtach. Literarisch auffällig geworden ist Harald Dobler bislang insbesondere durch sein ehrenamtliches Engagement beim Magazin des Viechtacher lichtung-Verlags, wofür er seit mehr als 30 Jahren Texte verfasst. Wobei genau genommen auch die bekannten „Querbeet“-Liederbücher, für deren zweiten und dritten Band er Mitte der 90er das Konzept erstellt hatte, seinem lyrischen Schaffensprozess zugerechnet werden dürfen. „Auf unebenen Wegen“ lautet der Titel des Gedicht- und Erzählbandes, der im Sommer dieses Jahres erschienen ist.
„Wollte an g’scheid’n Gedichtband“
Eigentlich ist Harald Dobler durch und durch Musiker und Liedermacher. Das Gitarre spielen, das er im Laufe seines (beruflichen) Lebens als Gitarrenlehrer zur Perfektion reifen ließ, hat sich der gebürtige Nürnberger überwiegend selbst beigebracht. Mit 23 nahm er am „Modellversuch Popularmusik“ an der Fachhochschule für Musik und darstellende Kunst in Hamburg teil, wo er unter anderem mit Peter Horton, Udo Lindenberg und Bill Ramsey musizierte. Auch Sängerin Ute Lemper („ein Weltstar“) gehörte diesem Jahrgang an, der erstmals Jazz- und Chansonsänger ausbildete.
„Jetzt, wo ich mit dem Gitarrenunterricht etwas kürzer trete, möchte ich wieder verstärkt in die künstlerische Richtung gehen“, sagt der 60-Jährige. Er möchte das Schreiben von Erzählungen und Gedichten, wie sie in seinem aktuellen Werk „Auf unebenen Wegen“ zu lesen sind, wieder forcieren. „Ich wollte einmal in meinem Leben einen g’scheid’n Gedichtband veröffentlichen“, berichtet der seit Langem im Bayerischen Wald lebende Viechtacher über die Entstehungsgeschichte. Und da er schließlich in einem Verlag tätig ist, hat er vor zwei Jahren spontanerweise einige Gedichte und Liedtexte an Geschäftsführerin Kristina Pöschl zur Begutachtung übergeben. „Sie wollte mehr davon“, blickt Harald Dobler freudig zurück. Bis zu seinem 60. Geburtstag sollte das Buch schließlich fertig sein.
„Ironischen Gedanken freien Lauf lassen“
Thematisch ist „Auf unebenen Wegen“ recht vielfältig ausgefallen: Aphorismen, Liedtexte, Erzählungen sowie lyrische, spöttische und (umwelt-)politische Texte finden sich darin wieder. Der Rabensteiner Glaskünstler „ChriSch“ (Christian Schmidt) lieferte die optische Gestaltung dazu. „Das Buch besteht etwa aus persönlichen Reflexionen über Stimmungen in der Natur, meine Sorgen über deren Zerstörung. Mein Wunsch ist es, dass die Menschen wieder mehr darüber nachdenken, wie sie sich der Natur gegenüber verhalten. Andererseits spotte ich auch einfach mal so vor mich hin und lasse meinen ironischen Gedanken freien Lauf“, sagt Harald Dobler. Einfach a bissal wild, a bissal „uneben“.
Inspirieren lassen hatte er sich bei den im Band enthaltenen Erzählungen insbesondere von Jaromir Konecny („Du wächst für den Galgen“), einem tschechischen Schriftsteller und Poetry-Slammer, der zwischen seiner katholischen Mutter und seinem kommunistischen Vater aufwuchs. „Als ich seine Kurzgeschichten gelesen habe, dachte ich: Der schreibt genau das, was mir ständig im Kopf umgeht, wenn ich an früher denke“, berichtet Dobler. Und vielleicht will er jetzt, da er mehr Zeit hat, schon bald ein weiteres Buch schreiben, das ausschließlich Erzählungen dieses Formats, das er in „Auf unebenen Wegen“ bereits hat anklingen lassen, beinhaltet. So lautet zumindest seine Absichtserklärung. Auf den Geschmack ist er jedenfalls gekommen…
Stephan Hörhammer
„Auf unebenen Wegen“, edition lichtung, 2020, Hardcover, 96 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 978-3-941306-35-6