Zwiesel. Vier Wochen hatten die Verhandlungspartner Zeit, um sich über die Zukunft des Rabensteiner Hotels „Bavaria“ Gedanken zu machen, sich einig zu werden, um das geplante Asylheim abzuwenden und dort stattdessen einen Betrieb mit sozialer Ausrichtung zu installieren. Genauso lange hatten die politischen Verantwortungsträger der Glasstadt Zeit, um sich nach alternativen Unterbringungsmöglichkeiten für Asylsuchende im Stadtgebiet umzuschauen – sofern sich die Verhandlungspartner einigen können. Denn das eine geht nicht ohne das andere. Die seitens der Regierung gewährte Vier-Wochen-Frist ist jedenfalls abgelaufen – und wird nochmals verlängert.
Jene vier Wochen ist es also her, dass auf dem Zwieseler Stadtplatz demonstriert wurde – gegen die Umwandlung des Hotels „Bavaria“ in eine Unterkunft für bis zu 140 Asylbewerber in einem kleinen Dorf mit 700 Einwohnern. Ein Unterfangen, das nicht nur von Seiten der heimischen Bevölkerung als gänzlich unverhältnismäßig betrachtet wird (da Hog’n berichtete). Und während draußen ca. 350 Menschen ihren Unmut über das Vorhaben kundtaten, diskutierte im Rathaus-Inneren Staatsminister Joachim Herrmann mit Vertretern der Regierung von Niederbayern, des Landkreises Regen, der Stadt Zwiesel sowie der Rabensteiner Bürgerschaft über Lösungsmöglichkeiten, wie man weg von der Asylheim-Idee hin zu einer alternativen – optimalerweise touristischen oder pflegerischen – Nutzung des Hotel-Komplexes kommen kann.
Neuer Stichtag ist nun der 6. Dezember
Nach einer guten Stunde wurde schließlich verkündet, dass es einen neuen Investor brauche, der dem aktuellen Besitzer aus Liechtenstein, der sich das Hotel per Vorvertrag gesichert hatte, die Immobilie abkauft, um eine neue Verwendung dafür zu realisieren. Wie Arnold Sporrer, Sprecher der Rabensteiner Dorfgemeinschaft, damals mitteilte, gebe es einen solch potenziellen Investor bereits. Dieser müsse sich mit dem Liechtensteiner Investor sowie den ehemaligen Hotelbetreibern an einen Tisch setzen, um sich binnen jener vier Wochen handelseinig zu werden, so die Auflage der Regierung. „Der eine Investor steigt aus dem Vertrag aus, der andere steigt ein – und nutzt das Gebäude nicht als Asylheim. Das wäre die gewünschte Lösung“, fasste es Neu-Landtagsabgeordneter Stefan Ebner kurz und knapp zusammen.
Parallel dazu wurden Zwiesels Bürgermeister Karlheinz Eppinger und die Stadtverwaltung von der Regierung von Niederbayern damit beauftragt, im Stadtgebiet Ausschau nach alternativen Möglichkeiten für die Unterbringung von 140 Asylsuchenden – diese Zahl muss erfüllt werden – zu halten. Verschiedene Objekte seien in der Folge geprüft worden, wie der Rathaus-Chef nun auf Hog’n-Nachfrage mitteilt. „Einige Häuser im Stadtbereich kommen in Frage“, berichtet Eppinger. Man könne jedoch noch nicht offiziell verlautbaren, um welche Gebäude es sich handelt, solange die „Bavaria“-Investoren keine Übereinkunft getroffen haben und die Sache nicht in trockenen Tüchern sei. Denn sollte keine Einigung erzielt werden und es nicht zum Weiterverkauf kommen, wird wohl die Umnutzung des Rabensteiner Hotels in eine Asylunterkunft nicht ausbleiben. „Die Regierung von Niederbayern muss letzten Endes dann auch noch der möglichen neuen Örtlichkeit für die Asylbewerber zustimmen“, erklärt der Bürgermeister.
Wie Karlheinz Eppinger weiter mitteilt, hat sich MdL Stefan Ebner aufgrund der nicht einzuhaltenden Vier-Wochen-Deadline jüngst an Staatsminister Herrmann und Niederbayerns Regierungspräsident Rainer Haselbeck gewandt – mit der Bitte, den Zeitrahmen nochmals auszuweiten, da die Verhandlungen zwischen den Investoren noch nicht beendet seien. Der Fristverlängerung wurde stattgegeben, wie der CSU-Landtagsabgeordnete gegenüber dem Hog’n nun informiert: Neuer Stichtag ist der 6. Dezember.
Neu-Investor will Inklusionshotel für Gehörgeschädigte
Mit dem neuen Termin kann auch Arnold Sporrer leben, denn seiner Meinung nach läuft die „Causa Rabenstein“ noch „in die richtige Richtung“. Ihm sei bewusst, dass derartige Geschäfte, bei denen es um Millionenbeträge geht, nicht von jetzt auf gleich dingfest gemacht werden, sondern es Zeit benötige, bis sich die Handelspartner einig sind. Dies wüssten gewiss auch die Regierungsvertreter, weshalb die Gewährung der Fristverlängerung nachvollziehbar sei.
Wie Sporrer berichtet, habe sich der ursprüngliche, aus der Region stammende Investor für die mögliche Übernahme des Bavaria-Hotels vom Verhandlungstisch zurückgezogen, nachdem man mit den Vorstellungen des Liechtensteiner Investors kein Übereinkommen erzielen konnte. An seine Stelle sei nun eine international tätige Stiftung gerückt, die das Gebäude als Inklusionshotel für gehörgeschädigte Menschen betreiben möchte. Dies bestätigt auch Bürgermeister Eppinger. Aktuell würde der Neu-Investor sich in Sachen staatlicher Fördergelder beraten lassen, die für eine Investition in das Rabensteiner Hotel beantragt werden könnten, heißt es. „Nichts Genaues weiß ich allerdings auch nicht, weil ich bei den Verhandlungen nicht dabei bin“, sagt der Rathaus-Chef.
„Wir hoffen, dass sich die Sache für uns gut ausgeht“, zeigt sich Arnold Sporrer weiter optimistisch. Doch schwer abzuschätzen sei der Ausgang allemal. „Ich sehe es aber nach wie vor positiv, dass es nach vier Wochen immer noch einen Investor mit ernsthaftem Interesse gibt und der Liechtensteiner Eigentümer offenbar immer noch bereit ist, das Hotel zu verkaufen.“
Stephan Hörhammer