Rabenstein. Die Triebfeder ist keinesfalls Rassismus. Das will Johannes Garhammer sogleich klarstellen – und somit eventuellen Gerüchten mit aller Vehemenz von Vornherein entgegentreten. Der Grund, warum die Dorfgemeinschaft von Rabenstein, zu der der 60-Jährige zählt, es ablehnt, dass im 4-Sterne-Hotel „Bavaria“ in dem Zwieseler Ortsteil Flüchtlinge untergebracht werden, ist die Unverhältnismäßigkeit sowie die intransparente Vorgehensweise der derzeitigen Eigentümer. „Natürlich sind deshalb gewisse Emotionen da“, berichtet Garhammer auf Hog’n-Nachfrage. „Es geht um den Tourismus im Ort und um die Sicherheit der Bürger.“
Gerüchte gab es um das wohl beste Haus am Platz – laut Garhammer „einer der schönsten Orte des Bayerischen Waldes“ – zuletzt einige. Nachdem die langjährige Eigentümer-Familie das „gut laufende“ Luxushotel verkauft hat, „wurde darüber diskutiert, ob da oben vielleicht Betreutes Wohnen reinkommt“. Auch über ein Asylheim wurde bereits gemunkelt. Konkrete Informationen über die Nutzung des Objektes gab es bis dato aber nicht. „Wir leben im Endeffekt von Bruchteil-Infos. Vom Hörensagen. Von Beobachtungen.“
„Am Samstag sind die letzten Gäste abgereist“
Und von der Berichterstattung. Denn ein entsprechender Artikel in der Lokalzeitung am 14. September, dass Flüchtlinge im „Bavaria“ untergebracht werden sollen, schlug im 700-Einwohner-Örtchen ein wie die sprichwörtliche Bombe. „Das war am Donnerstag. Kurze Zeit später wurde die Website abgemeldet. Am Samstag sind die letzten Gäste abgereist. Seitdem ist da oben alles dunkel in der Nacht. Den Mitarbeitern wurde schon vor einiger Zeit gekündigt, wie wir jetzt erfahren haben“, berichtet Garhammer weiter.
Über rund 140 Betten verfüge das Hotel derzeit. „Wenn, wie bei solchen Unterkünften üblich, die Zimmer mit Stockbetten ausgestattet werden, sind wir schnell bei 300“, macht Garhammer deutlich. „Und das ist einfach zu viel.“ Eine derart große Zahl von Asylbewerbern würde des Dorfgefüge schlicht und einfach sprengen. „Das Dorf hat Angst – vor dem Ungewissen, vor der Menge.“ Rabenstein hätte auch überhaupt nicht die Möglichkeit, für so viele Flüchtlinge die passenden Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen. Es gibt kein Wirtshaus im Ort, keinen Laden – und auch die Busverbindung ist suboptimal.
„Wir sind ein Sackgassen-Dorf. Der schönste Ort überhaupt – aber auch pure Pampa“, beschreibt Garhammer die Lage. „Es liegt doch auf der Hand, dass Fremde – egal ob nun Flüchtlinge oder nicht – hier aggressiv werden, wenn sie praktisch einkaserniert werden.“
„Das wird von höherer Stelle entschieden“
Johannes Garhammer und seine Rabensteiner Mitbürger haben deshalb am Sonntag eine Bürgerversammlung initiiert. Man wollte sich Gehör verschaffen und auch zuhören, was Bürgermeister Karl-Heinz Eppinger und weitere politischen Mandatsträger zu sagen haben. „Man hat rausgehört, dass die Stadt Zwiesel die entsprechende Nutzungsänderung ablehnen wird. Doch letztlich wird das wohl von höherer Stelle entschieden werden“, bangt Garhammer. Auch Thurmansbangs Bürgermeister und Freie-Wähler-Landtagskandidat Martin Behringer war zugegen – und berichtete, wie seine Kommune dieses Thema handhabt. „MdL Ralf Stadler hat ebenso gesprochen. Aber nachdem er nur gehetzt hat, haben wir ihm das Mikrofon abgedreht und ihn rausgeworfen“, informiert der 60-Jährige.
Man wolle nicht politisch missbraucht werden in Wahlkampf-Zeiten, betont Garhammer noch einmal. Allen voran nicht einen Generalverdacht gegen eine Gruppe von Menschen aussprechen. Man wisse auch, „dass die Flüchtlings-Situation in Deutschland immer prekärer wird – und diese Leute natürlich auch wo untergebracht werden müssen“. Aber was zu viel ist, ist nunmal zu viel. Rabenstein wehrt sich (u.a. mit einer Online-Petition) gegen die mögliche Nutzung des „Bavaria“-Hotels als Flüchtlingsunterkunft – aus genannten Gründen. Und das hat nichts mit Rassismus zu tun…
Helmut Weigerstorfer
Zweckentfremdung des Zwieseler Hotels Bavaria
Macht dieses weitere unrühmliche Beispiel Schule, dürfte es sich wie ein Lauffeuer von Hoteleigentümer zu Hoteleigentümer herumsprechen, eine sichere Geschäftsidee zu verwirklichen, indem durch Vermietung des kompletten Hotels oder einer Pension usw. an die jeweilige Kommune (Stadt oder Gemeinde) eine risikolose Geldeinnahme zu praktizieren ist.
Abgesehen von der Relation der Einwohnerzahl (600) und der aufzunehmenden Flüchtlinge (150) – mithin 4:1 dürfen die Gefahren durch die überwiegend männlichen Bewohner nicht unterschätzt werden.
Es sollte noch darauf hingewiesen werden, dass die Aufnahme von Asylbewerbern immer noch gegen geltendes Recht verstößt, sofern die Flüchtlinge nicht auf dem See- oder Luftwege die deutsche Grenze passieren, weil das Betreten des vorherigen sicheren Drittstaates eine Einwanderung auf deutsches Territorium verbietet. Es liegt folglich ein fortgesetzter Rechtsbruch vor.
Dietmar Purschke