Passau/München. „An sich habe ich den Traumjob eines jeden 16-jährigen Gamers“, stellt Jenny lachend fest. Ab und zu hört sie das auch von anderen: “Wie, du wirst fürs World of Warcraft spielen bezahlt?“ Dahinter steckt eine neue Form der Sozialarbeit: Digital Streetwork.
Die gepiercte Brünette erklärt ihren Job gerne so: „Ich frag immer zuerst, ob diejenigen die klassische Streetwork kennen – also das auf der Straße Herumlaufen und Jugendliche Anquatschen. Wir sind auf der digitalen Straße unterwegs und orientieren uns an den Standards der klassischen Streetwork.“
Zocken nicht als Selbstzweck
Jenny arbeitet beim Bayerischen Jugendring (BJR) für das „Digital Streetwork Bayern“. Dieses Projekt ist in der Ausführung bisher ein Pilot: Hier arbeiten 14 digitale Sozialarbeiter, die jungen Menschen bei jeder Art von Sorge ein offenes Ohr schenken und dafür auf diversen Social-Media-Kanälen, in verschiedenen Gaming-Formaten, telefonisch oder im Einzelfall auch mit Beratungen in Präsenz zur Verfügung stehen.
Der BJR und Digital Streetwork bieten diese Dienste für ihre Kernzielgruppe der 14- bis 27-Jährigen kostenlos, anonym und durch die Schweigepflicht geschützt an. Deshalb dient das Zocken keinem Selbstzweck, sondern folgt methodischem Vorgehen. In jedes Spiel müssen sich die digitalen Streetworker zuerst einarbeiten. Schließlich gilt es, unterschiedliche Spielmechaniken und Gaming-Kulturen zu verstehen.
Jenny erklärt, welche Problematiken etwa in den Video-Spielen behandelt werden:
Da die 28-Jährige das Online-Rollenspiel „World of Warcraft“ nie privat genutzt hat, musste sie sich zuerst folgende Fragen stellen: „Wie funktioniert das hier überhaupt? Wie sind die Systeme? Gibt es Gilden, Allianzen? Wie ist der Umgangston? Wo kann ich wann am besten junge Menschen treffen? Was lässt sich gemeinsam machen?“ Die eigenen Fertigkeiten, mit denen man in dem jeweiligen Spiel vor anderen auftritt, sind nicht zu unterschätzen. „Natürlich spielt irgendwann keiner mehr mit mir, wenn ich der schlechteste Spieler der Gruppe bin und sich das rumspricht“, erklärt Jenny.
Auf die „Street Credibility“ kommt es an
Fabian Wiedel spricht in diesem Zusammenhang von der „Street Credibility“, die es braucht, um bei jungen Menschen zu punkten. Er hat an der Universität Passau zum Thema „Digital Streetwork“ promoviert und untersucht, inwiefern die Medienpädagogik von den neuen Sozialarbeitern profitieren könnte. Ihm zufolge hat die Digital Streetwork großes Potenzial, Problemen im Netz entgegenzuwirken. Ziel sei es, diese neue Art der Sozialarbeit in sämtliche Communities einzuschleusen, die das Netz zu bieten habe…
Die gesamte Story von Alina Hammer gibt es bei „PAblish“ zu lesen (einfach klicken)
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„PAblish“ lautet der Name der Projektplattform des Studienganges Journalistik und Strategische Kommunikation an der Universität Passau. Während ihres Studiums können sich dabei Studierende aller Semester in verschiedenen Praxiskursen auf unterschiedlichen medialen Plattformen in den Tätigkeitsfeldern Journalismus und Public Relations ausprobieren. In Zusammenarbeit mit dem Onlinemagazin da Hog’n werden in diesem Rahmen ausgewählte Projekte der verschiedenen Kurse präsentiert.
da Hog’n