Die Anfahrt zu dem Burgstall, der den schaurigen Namen „Teufelsturm“ trägt, erfolgt zunächst über die zwischen Passau und Freyung verlaufende B12. Bei der Abfahrt Hutthurm verlässt man die Bundesstraße und nimmt von Hutthurm aus die St2323 in Richtung Fischhaus. Etwa zwei Kilometer vor der Fischhauser Ilzbrücke biegt man nach links zum Weiler Kleeham ab – und durchquert den kleinen Ort dann Richtung Ilz. Vom Ortsrand aus wandert man auf einem Feldweg noch ungefähr 600 Meter weiter in Richtung Gewässer, bis man zu einem circa 25 Meter über dem Fluss liegenden dreieckigen und bewaldeten Hügelsporn gelangt: dem Burgstall Teufelsturm. Da Hog’n mit einem weiteren Blick in das jüngst erschienene Buch „Keltenschanzen, Ringwälle, Burgställe“ von Manfred Böckl.
Der Burgplatz ist an drei Seiten durch Steilhänge geschützt. Auf der Ostseite des Hügelsporns, wo das Gelände gegen Kleeham zu flach ausläuft, sind noch deutliche Überreste von Wall- oder Halsgräben zu erkennen. Im Westen des Hügelsporns, also der Ilz am nächsten, befindet sich ein offenbar künstlich geschaffenes und etwas erhöhtes Erdplateau von knapp 20 Metern Durchmesser. Hier muss einst der Kernbereich der abgegangenen Kleehamer Ilzburg gewesen sein.
1885 hat ein örtlicher Bauer Grabungen durchgeführt
Zu welcher Zeit die Festung erbaut wurde, lässt sich heute nicht mehr sagen. Man weiß nur, dass die ältesten mittelalterlichen Bayerwaldburgen auf das 11. und 12. Jahrhundert zurückgehen, und das könnte unter Umständen auch für die Burg bei Kleeham gelten.
Moderne archäologische Befunde zum Burgstall gibt es nicht. Vor mehr als einem Jahrhundert jedoch, 1885, unternahm ein örtlicher Bauer Grabungen auf dem Areal. Dabei entdeckte er am westlichen Rand des erhöhten Plateaus ein steinernes Turmfundament, das (wohl im Inneren) Seitenlängen von vier auf vier Fuß (je etwa eineinhalb Meter) aufwies – was für einen mittelalterlichen Bergfried, der rein als Fluchtturm diente, nicht ungewöhnlich war. Der Grabungsplatz ist als Eintiefung im Boden bis heute kenntlich. Und der Turm, der einst dort stand, wird dem Burgstall den Namen Teufelsturm gegeben haben. Vielleicht, weil er irgendwann vor langer Zeit als Ruine sehr unheimlich wirkte.
Wieso blieb die wertvolle Trense zurück?
Im Zuge seiner Ausgrabungen machte der Bauer noch weitere Funde. Er entdeckte Knochen, bei denen es sich um menschliche Gebeine gehandelt haben soll – außerdem Gebrauchsgegenstände unterschiedlicher Art.
Darüber hinaus kam ein Pferdeskelett ans Licht. Und im Maul des Ross-Schädels hatte sich noch eine vergoldete Bronzetrense erhalten, die mit einem Stangenzaum verbunden war. Dieses Zaumzeug wurde Anno 1885 auch grob datiert: auf das 13. oder 14. Jahrhundert, also das späte Hochmittelalter oder das frühe Spätmittelalter.
Und angesichts dieses Pferdeskelettfundes stellt sich eine brisante Frage: Wieso blieb die wertvolle Trense im Maul des toten Reittieres zurück? Warum wurde das kostbare Stück nicht, wie es üblich gewesen wäre, in der Sattelkammer der Burgstallung verwahrt, nachdem das Pferd verendet war?
Es hat wohl ein schrecklicher Kampf stattgefunden
Darauf gibt es eigentlich nur eine Antwort: Das Tier starb in einem Kampf, worauf ja auch der Fund von Menschenknochen in der Erde des Burgstalles hindeutet. Und das Kampfgeschehen muss so schrecklich gewesen sein, dass Tier- und Menschenkadaver danach nicht mehr auf übliche Weise bestattet oder beseitigt werden konnten – womöglich deshalb, weil die Ilzburg als unmittelbare Folge der brutalen kriegerischen Auseinandersetzung niederbrannte oder anderweitig bis hin zum Einsturz zerstört wurde.
Manfred Böckl/ da Hog’n
_______________________
„Keltenschanzen, Ringwälle, Burgställe“: 120 Ausflüge zu verwunschenen Plätzen im Niederbayerischen Hügelland und im Bayerischen Wald. Das Buch von Manfred Böckl mit diesem Titel ist hier bestellbar.