Der laut Bayerischem Landesamt für Denkmalpflege auf das Hoch- oder Spätmittelalter zurückgehende Burgstall befindet sich ungefähr zwei Kilometer westsüdwestlich der Stadt Zwiesel nahe dem Nordufer des Schwarzen Regens. Da Hog’n mit einem weiteren Blick in das jüngst erschienene Buch „Keltenschanzen, Ringwälle, Burgställe“ von Manfred Böckl.
Am besten erreicht man den Burgplatz, wenn man Zwiesel auf der Langdorfer Straße (St2132) in Richtung Westen verlässt, die Abfahrten zur Reisachmühle und zur Paulisäge passiert, die mit der Langdorfer Straße eine Kreuzung bilden, und dann etwa 800 Meter nach dieser Kreuzung nach links auf eine Nebenstraße abbiegt, die einen nach zirka 300 Metern zu einem Einödanwesen mit Namen Burgstall führt.
Gab es eine Kernburg und einen Vorburgbereich?
Von dieser Einöde aus geht man auf einem Feldweg etwa 600 Meter weit bis zum Schwarzen Regen. Dort stößt man auf einen querlaufenden, am Fluss entlangführenden Weg. Hier hält man sich rechts. Und nach circa 400 Metern sieht man rechter Hand ein kleines Waldstück, das von Wiesen umgeben ist. In diesem Wäldchen, das eine niedrige Hügelkuppe bedeckt und Langdorf-Burgstall genannt wird, liegt (um 49°00’22.27’’N 13°11’22.63’’O) der Burgstall.
Der Burgplatz hat einen Durchmesser von circa 80 Metern und scheint in einen Kernburg- und einen Vorburgbereich gegliedert zu sein, wie die noch sichtbaren Wall- und Grabenzüge vermuten lassen. Im Detail sind folgende Relikte der ehemaligen Festung zu erkennen: Auf dem Areal der einstigen Hauptburg sind noch mit Erdreich bedeckte Fundamentspuren von wahrscheinlich mehreren Gebäuden auszumachen; außerdem wird der Kernburgbereich von einem noch ungefähr zwei Meter tiefen Graben mit außen vorgelagertem Wall umfasst.
An einer Stelle weitet sich dieser Wall- und Grabenzug in südöstlicher Richtung aus; vermutlich umschloss er hier einst ein Vorburggelände. In einiger Entfernung vom Kernburgareal gibt es im Süden und Westen des Burgplatzes nochmals Wallgräben, die teilweise mehrere parallele Züge bilden, und im Nordosten des Burgareals (in Richtung des Einödanwesens) sieht ein verfüllter Grabenabschnitt so aus, als sei er einst überbrückt oder überbaut gewesen.
Wahrscheinlich herrschten hier die Degenberger Ritter
Außer den Wall- und Grabenanlagen ist auf dem Burgstall nichts mehr erhalten; Mauerreste sucht man vergebens. Und was die Geschichte der kleinen Burg angeht, so kann man nur Vermutungen anstellen. Sicher ist, dass die gesamte Gegend im 12. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts den Grafen von Bogen gehörte; danach war die Region herzoglich, und ab dem Jahr 1324 herrschten die Degenberger Ritter, denen damals auch die Burg Weißenstein bei Regen gehörte, im Zwieseler Raum.
Und das heißt: Wenn die Kleinburg schon im Hochmittelalter erbaut wurde, geht sie wohl auf die Bogener Grafen zurück; stammt sie jedoch aus dem Spätmittelalter, dann ist sie wahrscheinlich unter der Ägide der Degenberger errichtet worden. Und der Zweck der Festung am Schwarzen Regen: Vermutlich sollte sie einen Handelsweg kontrollieren, der entlang des Flusstales von Bayern nach Böhmen führte.
Manfred Böckl/ da Hog’n
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