Gut einen Kilometer östlich von Bischofsmais liegen – nicht weit voneinander entfernt – gleich zwei Burgställe. Der eine mit dem Flurnamen „Burgstall“ befindet sich nahe des kleinen Dorfes Hochdorf; der andere, der den Namen „Schloßberg“ trägt, liegt etwas weiter südlich, beim Dörfchen Hochbruck. Da Hog’n mit einem weiteren Blick in das jüngst erschienene Buch „Keltenschanzen, Ringwälle, Burgställe“ von Manfred Böckl.
Um nach Hochdorf zu gelangen, verlässt man Bischofsmais nach Osten auf der REG5, biegt bei Hochbruck auf die REG1 in Richtung Füllersäge ab, fährt kurz danach auf die nach Norden führende St2135, passiert den Weiler Birkenthal und kommt etwa 200 Meter nördlich von ihm zu einem Seitenweg, der links abzweigt und zu einem ganz in der Nähe liegenden Bauernhof (um 48°54’54.86’’N 13°06’54.48’’O) führt. Und mit diesem Hof hat man zugleich den Burgplatz gefunden.
Vor zirka 1.000 Jahren dürfte die Burg bei Hochdorf entstanden sein
Die abgegangene Burg stand auf dem Hügelsporn, der hier zur östlich von ihm fließenden Schlossauer Ohe hin abfällt. Die Archäologen haben herausgefunden, dass es sich bei der verschwundenen Festung um eine Turmhügelburg handelte. Der künstlich aufgeschüttete Festungshügel, der ganz am Ende der Anhöhe lag, existierte bis ins 20. Jahrhundert hinein; dann allerdings wurde er abgetragen, weil an dem Platz das landwirtschaftliche Anwesen erbaut wurde. Die Kernburg befand sich also dort, wo heute das Bauernhaus und die landwirtschaftlichen Nebengebäude stehen.
Ein geheimnisvoller Teil der mittelalterlichen Burganlage blieb jedoch erhalten. Es ist ein Erdstall, der in der Tiefe des Burgplatzes überdauerte – und er lässt gewisse Rückschlüsse auf die Entstehungszeit der Festung zu. Denn der Brauch, solch unterirdische Labyrinth-Anlagen anzulegen, setzte vor zirka 1.000 Jahren ein, und ungefähr zur gleichen Zeit oder nicht sehr viel später könnte auch die Burg bei Hochdorf entstanden sein, wozu auch ihr Typus einer Turmhügelburg passen würde.
Um zum Burgstall Schloßberg bei Hochbruck zu kommen, fährt man vom Hochdorfer Burgplatz wieder nach Süden zurück bis zu der Stelle bei der Füllersäge, wo die REG5 in die REG1 einmündet. Der Einmündungsstelle gegenüber zweigt ein Wirtschaftsweg nach Norden ab, der sich schon nach wenigen Metern teilt.
Die Aufgabe der beiden Burgen ist ziemlich klar
Man hält sich dort links und folgt nun einem einfachen Weg etwa 800 Meter weit über zumeist offenes Gelände oder an schmalen Waldstreifen entlang bis zu einer Flurkapelle, die gleich rechts des Weges im Wald steht und den Namen Ödfeldkapelle trägt. Das Burgstall-Areal liegt dann etwa 100 Meter südöstlich der Kapelle (um 48°54’36.42’’N 13°06’36.58’’O) auf der höchsten Stelle des bewaldeten Geländerückens beim angesprochenen Gotteshaus. Auf einfachere Weise findet man zu diesem Burgstall, wenn man in den kleinen Ort Hochdorf hineinfährt und dort dann den Wegweisern zur Ödfeldkapelle folgt.
Noch recht gut erhaltene Wallgrabenzüge umgeben den Burgplatz im Westen, Osten und Süden; nach Norden hin sind diese Wehranlagen jedoch nur noch schwach kenntlich. Interessant ist eine Stelle im Nordwesten des Festungsgeländes, denn bei genauem Hinsehen kann man dort noch Mauerreste ausmachen.
Die Entfernung zwischen den Burgställen von Hochdorf und Hochbruck beträgt nur einen knappen Kilometer. Die abgegangenen Festungen könnten also so etwas wie Zwillingsburgen gewesen sein, die sich im Besitz einer einzigen Adels- oder Ministerialenfamilie befanden. Dies ist allerdings nur eine Vermutung – ziemlich klar ist hingegen, welche Aufgabe die beiden Burgen in der Vergangenheit hatten: Sie sollten wohl einen zwischen Bayern und Böhmen verlaufenden Handelsweg schützen, der unweit von ihnen am Talrand der Schlossauer Ohe vorbeiführte.
Manfred Böckl/ da Hog’n
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„Keltenschanzen, Ringwälle, Burgställe“: 120 Ausflüge zu verwunschenen Plätzen im Niederbayerischen Hügelland und im Bayerischen Wald. Das Buch von Manfred Böckl mit diesem Titel ist hier bestellbar.