Rinchnach. Er wirkt recht bescheiden, grundsolide – ja fast a bissal brav. Er ist eher ein Mann der Tat, nicht der großen Worte. „Bürgermeister zu sein hat sicherlich noch einmal eine andere Verantwortung und Tragweite, als Mitglied des Gemeinderates zu sein, dessen bin ich mir bewusst“, gibt sich Reinhard Berger auf seiner eigens eingerichteten Homepage zur Neuwahl des Rinchnacher Rathaus-Chefs realistisch. Er ist einer von drei Kandidaten, die am 2. Mai Nachfolger von Anton Dannerbauer werden möchten, der aus gesundheitlichen Gründen auf das Amt verzichtet und sich seit September 2020 im Krankenstand befindet.
Verheiratet, zwei Kinder, wohnhaft im Rinchnacher Ortsteil Grub und seit mehr als 20 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv. Als langjähriges Gemeinderatsmitglied (von 1996 bis 2014 und von 2016 bis 2020) weiß Reinhard Berger, wie der Laden läuft. Wobei der selbständige Schreinermeister die Verwaltung der Kommune gerne mit dem Führen eines Betriebs vergleicht, wie er auch im folgenden Hog’n-Interview betont.
Wichtig sind dem 50-jährigen „Kloustara“ typische Themen wie Feuerwehr (er selbst ist seit vielen Jahren Mitglied bei den Wehren Ellerbach und Kasberg), Dorferneuerung, Kanalisation, Wasserversorgung, Kindergartenerweiterung und Verkehrsentlastung. Ehrenamtlich engagiert er sich in vielen Vereinen, etwa dem Guntherverein, dem EC Grub, dem Imkerverein oder dem Bayerischen Waldverein.
Im vergangenen Jahr stellte er sich deshalb nicht zur Wahl, weil er der Meinung war, dass beide Kandidaten für das Amt geeignet seien. Berger ist keiner, der die direkte Konfrontation sucht, der kein böses Blut im Wahlkampf will. Als augenscheinlich harmoniebedürftiger Mensch sagt er: „Über Mitbewerber werde ich mich nicht äußern.“
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Anton Dannerbauer hat aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Bürgermeisters niedergelegt. Sie möchten nun sein Nachfolger werden. Wie sehr hat sie diese Nachricht überrascht? Und: Was qualifiziert Sie für den Posten?
Die Nachricht, dass Anton Dannerbauer sein Amt niederlegt, hat mich sehr getroffen, da er nicht nur ein guter Freund, sondern praktisch ein Familienmitglied ist (Dannerbauer ist Lebenspartner von Bergers Schwester Christine – Anm. d. Red.) – und er mein volles Vertrauen für dieses Amt hatte. 22 Jahre in der Kommunalpolitik als Gemeinderatsmitglied und fast 30 Jahre Selbstständigkeit in dem von mir gegründeten Betrieb in Grub haben mich wichtige Erfahrungen in Sachen Betriebsführung sammeln lassen. Dieses Wissen kann ich als künftiger Bürgermeister in die Führung des Gemeindebetriebs einbringen.
„Bin Gestalter und Verwalter zugleich“
Wie sieht Ihr Wahlkampf in Zeiten des Lockdowns aus? Welche Aktionen haben Sie geplant?
Der Lockdown lässt leider keine Wahlveranstaltungen zu. Mit Flyern, Internet und Plakaten bleibt die Bewerbung im Rahmen. Größere Ansammlungen sind aufgrund der Abstandsregeln genauso zu vermeiden wie die sogenannten Haustürgespräche. Wobei ich aber klarstellen will: Ich gebe meine Bewerbung für das Amt des Ersten Bürgermeisters ab, der Wähler kann frei entscheiden, einen Kampf werde ich nicht führen. Die Gefahr besteht dabei, gewisse Verletzungen zuzufügen; dafür sind mir Rinchnach und seine Bürger zu wertvoll.
Sie bringen als gelernter Schreiner einen sehr handwerklich geprägten Hintergrund mit. Im Handwerk geht es in erster Linie ums Anpacken. Sehen Sie sich eher als Verwalter oder als Gestalter?
Als Handwerksmeister bin ich Gestalter und Verwalter zugleich.
Was sind Ihre Kernthemen, die Sie in Rinchnach im Falle eines Wahlsiegs umsetzen möchten? Warum wollen Sie gerade diese Punkte realisieren?
Die Aufgaben für die Gemeinde in nächster Zeit sind vorgegeben. Sie wurden bei der Kommunalwahl letztes Jahr von allen benannt. Hinzugekommen ist die notwendige Erweiterung des Kindergartens. Jetzt geht es darum, die Aufgaben umzusetzen. Es stellt sich lediglich die Frage nach der Reihenfolge.
„Wer der Bessere ist, wird der Wähler entscheiden“
Ein wichtiges Thema stellt für Sie die Verkehrsentlastung der St 2134 durch den Ortskern dar. Wie ist dieses Ziel Ihrer Meinung nach zu erreichen?
Die Verkehrsentlastung der St 2134 durch den Ortskern befindet sich im Dornröschenschlaf – es müssen zeitnah wieder Gespräche mit dem Straßenbauamt aufgenommen werden. Das Hauptproblem ist der Schwerlastverkehr, der aufgrund der kürzeren Strecke Zwiesel-Passau den Weg durch den Ortskern nimmt. Dadurch leidet nicht nur unsere Pfarrkirche durch Erschütterungen, auch unsere kleinsten Bürger sind auf dem Schulweg einer enormen Gefahr an den bekannten Engstellen ausgesetzt.
Sie treten gegen zwei weitere Kandidaten an: Warum sollen die Menschen in Rinchnach gerade Ihnen ihre Stimmen geben? Oder anders gefragt: Was macht Sie zum besseren der drei Bürgermeisterkandidaten?
Ich finde eine Bürgermeisterkandidatur verdient für jeden Respekt, der dies auf sich nimmt. Über Mitbewerber werde ich mich deshalb nicht äußern. Wer der Bessere ist, wird der Wähler entscheiden.
Wie problematisch erachten Sie die momentane Coronakrise? Und: Verfolgt die „große Politik“ Ihrer Meinung nach die richtige Strategie, um diese zu lösen?
Die momentane Krise ist problematisch, persönliche soziale Kontakte fehlen in allen Altersgruppen. Diese Auswirkungen können wir noch nicht abschätzen. Wie sie sich wirtschaftlich in der Gemeindekasse auswirken wird ebenfalls nicht. Darum wird sich auch die „große Politik“ bewähren müssen, denn Projekte auf kommunaler Ebene erstrecken sich von der Planung bis zur Fertigstellung immer über längere Zeiträume. Wie gut die Bezuschussung in Zukunft sein wird, wird sich zeigen.
„Der Rest wird sich finden“
Abschließend: Sie haben drei Wünsche frei: Was wünschen Sie sich für die Gemeinde Rinchnach?
Mein Wunsch für uns und unsere Gemeinde: dass wir wieder in einen normalen Lebensablauf kommen. Der Rest wird sich finden.
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer