Rinchnach. Ihr Wille und ihr Ehrgeiz, die erste Bürgermeisterin von Rinchnach überhaupt zu werden, dürfte selbst den politisch weniger Interessierten nicht entgangen sein. Im Wahlkampf setzte sie bislang in erster Linie auf optische (Blumen) und kulinarische (Foodtruck) Reize. Sie selbst bezeichnet sich als kreativ und ideenreich. Simone Hilz möchte ganz offensichtlich frischen Wind in die Gemeinde Rinchnach bringen, möchte mit vielen kleineren Projekten die große Veränderung für „Klousta“ herbeiführen.
Die 34-Jährige – verheiratet, zwei Kinder, gelernte Mediengestalterin und redaktionell für verschiedene Medienhäuser tätig – gibt sich recht volksnah und bodenständig. Familie und Freunde sind ihr wichtig. Als Gemeinderätin übt sie das Amt der Jugendbeauftragten und der Vorsitzenden im Rechnungsprüfungsausschuss aus. Zudem ist sie Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss. In der ILE Grüner Dreiberg engagiert sie sich in den Bereichen Innenentwicklung und Wirtschaft sowie Familie, Jugend und Senioren. In der Grund- und Mittelschule ist sie zudem im Elternbeirat aktiv. Ebenso im Guntherbund. Seit 2011 ist sie in der Spedition ihres Mannes als Verkehrsleiterin und Ausbilderin tätig.
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Anton Dannerbauer hat aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Bürgermeisters niedergelegt. Sie möchten nun seine Nachfolgerin werden. Wie sehr hat sie diese Nachricht überrascht? Und: Was qualifiziert Sie für den Posten?
Ich war sehr betroffen. Anton Dannerbauer zolle ich für diesen Schritt meinen allerhöchsten Respekt. Noch dazu in diesen schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie wünsche ich ihm von ganzem Herzen alles Gute für seine Genesung, viel Kraft, Rückhalt im Familien- und Freundeskreis und Zuversicht.
Blumensamen und Schokofrüchte
Fachlich gesehen qualifiziert mich für dieses Amt meine berufliche Laufbahn, die stets von Ehrgeiz, Wissbegierde, guter Lernfähgkeit, enger Vernetzung zu Medien und politischen Weggefährten auf Landkreis-, Landtags- und Bundestagsebene sowie Zielstrebigkeit und Kampfgeist geprägt war – und ist. Ebenso zählt meine Bodenständigkeit zu denjenigen Eigenschaften, weshalb ich mich für das Bürgermeisteramt in Rinchnach beworben habe.
Sie kandidieren für die „SPD-parteilos“ – was hat das konkret zu bedeuten?
Wir sind ein Zusammenschluss aus SPD-Anhängern und Parteilosen. Die Fraktion im Gemeinderat bilden zwei Mitglieder aus der SPD sowie drei parteilose Gemeinderäte.
Wie sieht Ihr Wahlkampf in Zeiten des Lockdowns aus? Welche Aktionen haben Sie geplant?
Mein Wahlkampf orientiert sich vor allem an Aktionen im Freien. Dazu habe ich jahreszeitlich passend den Slogan Rinchnach blüht auf gewählt. Ich bin die erste Frau, die für diesen Posten kandidiert, was gut mit diesem Slogan harmoniert.
Frühlingsblumen blühen im Ortskern, dafür habe ich mich eingesetzt; ich verteile meine Flyer, die auch ein Packerl Blumensamen enthalten, persönlich; biete mich dabei gerne für Gespräche am Gartenzaun an. Weiterhin habe ich den bekannten, auffälligen Foodtruck „Sissi“ um das Team von Gabriel Scharnagl nach Rinchnach eingeladen – er wird hervorragend angenommen. Ein Waffelstand traf den Geschmack der Menschen zudem voll. Familie Sonntag, bekannt vom Guntherfest, hat eine enge, persönliche Verbindung zu uns Rinchnachern, war drei Tage auf meine Anregung hin zum Verkauf von Lebkuchenherzen, Schokofrüchten und Mandeln in Klouster.
Bohlenweg und Kunstrasen
Für die öffentliche, rasche Aufarbeitung der kommunalen Angelegenheiten in diesem kurzen, sportlichen Wahlkampf habe ich verschiedene politische Unterstützer in unsere Gemeinde eingeladen: Landrätin Rita Röhrl unterstützt mich mit Rat und Tat. Sie hat mir versprochen, die Gespräche mit der Unteren Naturschutzbehörde aufzunehmen, um das Thema „Bohlenweg zum Fledermausspielplatz“ voranzutreiben; Landtagsabgeordneter Christian Flisek hat mit mir Möglichkeiten erarbeitet, der aktuell geringen Feuerwehrförderung Nachdruck im Landtag zu verleihen; wir haben außerdem den Betrieb der Firma List besichtigt und erfahren, wie der Glasfaserausbau im Landkreis vorangeht, wo Rinchnach steht und wie wir uns dem anschließen können.
Die Erweiterung des Kindergartens muss unmittelbar auf den Weg gebracht werden. Bundestagsabgeordnete Rita Hagl-Kehl hat uns vorgetragen, welche Mittel speziell für den Neubau von Krippenplätzen von Seiten des Bundes den Kommunen zur Verfügung gestellt werden – in Rinchnach stehen trotz der Anmeldung von 27 Kindern im September nur 11 Krippenplätze zur Verfügung, die Eltern haben jedoch einen gesetzlichen Anspruch darauf.
Ein offenes Ohr für die offensichtlich von der Corona-Pandemie gebeutelten touristischen Betriebe zeigten wir beim Besuch des Schafhofes Perl in Grub. Die Sportanlage der Schule und eine geplante Kunstrasenfläche könnten nach einem Beschluss des Gemeinderates aus dem Jahr 2019 bereits in absehbarer Zeit erneuert bzw. errichtet werden. Diese und viele weitere Ideen prägen mein kreatives Denken.
„Ob Frau oder Mann macht keinen Unterschied“
Sehen Sie sich eher als Gestalterin oder als Verwalterin?
Als Gestalterin. Es ist gut ersichtlich, wie viele Ideen bereits mein Wahlkampfkonzept prägen. In dieser Hinsicht ist die Zeit bis zur Neuwahl einerseits etwas zu kurz – andererseits brauche ich ja als Bürgermeisterin auch noch einiges zu tun…
Als Frau gegen zwei Männer. Aus Ihrer Sicht ein Vor- oder ein Nachteil?
Ob Frau oder Mann macht keinen Unterschied. Wie man an die Aufarbeitung von Themen, Pflichten, Anliegen und Wünschen der Bürgerinnen und Bürger herangehen kann, ist einzig eine Sache der persönlichen Eigenschaften und Einstellungen.
Was sind Ihre Kernthemen, die Sie in Rinchnach im Falle eines Wahlsiegs umsetzen möchten? Warum wollen Sie gerade diese Punkte realisieren?
- Den Anliegen der Menschen Gehör schenken: Es kann mit kleinen Akzenten schon vieles bewegt werden. Am Friedhof können beispielsweise beschattete Ruheplätze durch unser eigenes Bauhof-Personal entstehen, am liebsten aus unserem natürlichen Rohstoff Holz – im Übrigen gilt dies auch für Ruheplätze an Wander- und Radwegen – oder eine Absenkung der Stufen, sodass unser Friedhof barrierefrei wird.
- Es geht darum, die politischen Aufgaben geschickt und zeitnah anzugehen.
- Den Rinchnachern, Dorfgemeinschaften, Vereinsmitgliedern und Ehrenamtlern Respekt und Aufmerksamkeit entgegenbringen. Sobald es wieder möglich ist, möchte ich in jedem Fall Projekte wie etwa bestimmte Aktionen in den Dörfern nachholen und aufarbeiten. Ob dann als Gemeinderätin oder Bürgermeisterin!?
„Zuversicht, Gesundheit und Zufriedenheit“
Sie treten gegen zwei weitere Kandidaten an: Warum sollen die Menschen in Rinchnach gerade Ihnen ihre Stimmen geben? Oder anders gefragt: Was macht Sie zum besseren der drei Bürgermeisterkandidaten?
Unsere Gemeinde kann nur wachsen – aufblühen -, wenn die Menschen zusammenstehen und wir alle an einem Strang ziehen. Ich stehe für frische Ideen, kreatives Denken. Das tut unserer Gemeinde sicherlich gut.
Wie problematisch erachten Sie die momentane Coronakrise? Und: Verfolgt die „große Politik“ Ihrer Meinung nach die richtige Strategie in der Krise, um diese zu lösen?
Die Coronakrise wird auch unsere Gemeinde sicherlich die nächsten Jahre vor völlig neue, unerwartete Herausforderungen stellen. Es wird sich zeigen.
Abschließend: Sie haben drei Wünsche frei: Was wünschen Sie sich für die Gemeinde Rinchnach?
Ich wünsche uns Zuversicht, Gesundheit und Zufriedenheit – und eine engagierte Bürgermeisterin, die Rinchnach aufblühen lässt. Jetzt, im Frühling, in den nächsten Wochen und Monaten – und in den nächsten Jahren. Ich würde mich riesig freuen!
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer
Ich wünsche ihr viel Erfolg, denn Kreativität kommt üblicherweise zu kurz.