Miesbach/Bad Tölz. Über Humor lässt sich bekanntlich nicht streiten – genauso verhält es sich auch mit den Los Brudalos, der selbsternannten „brudalsten Band Bayerns“. Entweder man mag deren Art Spaß zu machen und zu haben – oder man findet sie befremdlich. Dem Tobi und dem Michi, den beiden Brudalos-Hauptakteuren, ist’s relativ wurscht, wie sie im Interview mit dem Hog’n verraten. Hauptsache sie können lachen.
Die beiden 28-jährigen Oberbayern mit Homebase in den Landkreisen Miesbach und Bad Tölz kennen sich von Jugendbeinen an, haben bereits in der Schule zusammen eine Bank gedrückt. Heute sitzen sie wieder (fast) nebeneinander – im Büro der gemeinsamen Filmproduktionsfirma, in der auch Bassist „Hairy Harry“ beschäftigt ist. „Privates und Berufliches vermischt se bei uns“, berichten die beiden, die viel Zeit miteinander verbringen. „Mia leb’n unsan Job und mochan tagsüber genau des, wos ma sonst aa mocha daadn“, berichtet Tobi alias „Oid O“. Und Kumpel Michi alias „KidRäp“ ergänzt: „Ansonsten treff ma uns mit Spezln – und Radl fahrn, wandern und schwimma dea ma net. Um Inspiration zu tanken, dea ma gemeinsam Antn fuadan – weil uns des brutal owabringt.“ Ein Gespräch über Bier, Volksmusik, Humor und boarisch’n Hip-Hop.
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Los Brudalos – „de brudalste Band Bayerns“ ist auf Eurer Website zu lesen. Sagt’s es frei raus: Warum seid’s agrat ihr de brudalste Band Bayerns?
KidRäp: Unsane Texte san einfach brudala wia bo de meist’n Bands. Unsane Live-Shows und Videos san auf alle Fälle aggressiver und mehr nach vorn wia bei de andern Künstler.
Oid O: Darüber hinaus deaf ma unsan Bierkonsum net vergess’n – des waad ma wichtig, dass des net unerwähnt bleibt.
„De hean se olle gleich o“
Ihr macht’s „boarischen Hip Hop für LKW-Fahrer, Maurer und vorbestrafte Sexualtäter“ – wie wichtig is eich der Faktor Spaß bei dem, wos ihr macht’s?
Oid O: Der Spaß steht bei uns im Vordergrund. Es is klar, dass wir im echt’n Leb’n net ganz so asozial san. Und es is freilich net immer ois ganz so ernst g’moant, wia’s vielleicht oftmois auf viele wirk’n mag – auch auf vui vo unsane Fans. I dad sog’n: Es is a Mitt’lweg aus dem, wos ma noch auß’n drong und wos ma privat san…
Ihr wollt’s der heutigen Jugend a brudale Alternative zur Voixmusi bieten – find’s ihr, dass die Voixmusi überhand g’nomma hod in Bayern?
KidRäp: Was auf jeden Fall überhand g’nomma hod, san de ganz’n Bläserbands – irgendwie sprießt do jede Woch a neie ausm Bod’n. De hean se olle gleich o – und do gibt’s wenige, de se no unterscheiden vo de andern.
Oid O: De urtümliche Voixmusik nimmt net überhand. Des wad scho ganz cool, wenn de moi bissl mehr zelebriert werd, wobei de aa vo unsere Fans nach wie vor in de Bierzelta am Leb’n ghoid’n werd. Aber wia g’sagt: Wos da so nachkommt, des is teilweise…
KidRäp: … is halt koa Böhmischer Traum (lacht).
Was haltet’s ihr zum Beispiel von LaBrassBanda?
Oid O: Meistens komman vui mehra Leid zu d’earane Konzerte als zu uns, des ärgert uns natürlich. Des is a klarer Minuspunkt für LaBrassBanda. Ansonsten feiert i jed’n bayerisch’n Musiker, der wos macht und net rumhockt. Von dem her: über LaBrassBanda kann i leider goa nix Negativs sog’n.
„Mia voarsch’n uns eigentlich ständig selba“
A Thema, des se wia a roter Faden durch eire Lieder ziagt: Bier. Welches Bier trinkt’s ihr am liabst’n? Und warum?
KidRäp: Sappl Bräu aus Holzkirchen. Des is a guade Alternative zum Guschtl, weil: Des is a süffig’s Bier, des guad schmeckt und vo dem ma richtig vui dringa kon. Des is uns b’sonders wichtig.
Oid O: Des is as Geheimnis! Des vernachlässig’n leida vui andere Bierbrauer, de machan vielleicht soa Delikatess-Bier, wo ma oan, zwoa davo dringa kann – owa beim Sappl geht da irgendwann da Platz für de Strichllistn aus. Wei do kannst wiakle etliche davo dringa.
Zu eire Talente zählt’s ihr u.a. Wallerfischen, Trichtern und Eicherfahrn. Worauf kommt’s beim Eicherfahrn im B’sondren an?
KidRäp: Dass ma cool ausschaut aufm Eicher. Dass de Weiwa aa wiss’n, dass ma bereit is. Des is soa Art Balztanz.
Oid O: Ja, des is Paarungsgehabe. Eicherfahrn is eigentlich as Vorspiel. Dementsprechend sexy muasd du aa auf dem Eicher drob’n ausschau’n – und es is b’sonders wichtig, dass vui Leid drum rumstehn, wennst na olasst, weil des muas richtig schewan…
Bei eiam aktuellen Song mit dem Titel „Baaz“ nehmt’s ihr eich in der anfänglichen Wirtshaus-Szene ordentlich selbst auf die Schippe. Wie wichtig is des Thema Selbstironie bei de Los Brudalos?
KidRäp: Des Thema is total wichtig. Mia voarsch’n uns eigentlich ständig selba. A gewisser Selbsthumor g’head einfach dazua, weil sunst wad’s ja scheinheilig, wenn ma uns ständig über andere lustig machan – und net über uns selba lacha kinnan.
Oid O: Des is owa aa des Guade, weil de Selbstironie macht uns natürlich unverwundbar. I sog am KidRäp zum Beispiel relativ häufig, dass er fett is – und er sogt zu mia relativ oft, wia winzig i bin. Des bedeutet: Wenn’s andere sog’n, duad’s weniger weh, weil ma’s scho g’wohnt san…
„De checken’s dann net – owa des is uns wuaschd“
Versteht eian Humor a jeda gleich? Oder gibt’s Leid, de sog’n: Wos ihr macht’s, des geht eigentlich überhaupt net?
KidRäp: Manche Leid verstengan’s ned, weil mia a bissl über dem „Höhö-mei-bläde-Oide“-Humorstandard drüber san. Mia bedienan a bissl mehr ois des (lacht). Und manche Leid is des einfach a bissl z’vui ab und zua. De checken’s dann net – owa des is uns dann eigentlich wuaschd…
Oid O: Ja, hauptsach mia lachan drüber… Owa sag’n ma so: Es gibt wenige, die’s gar net verstehn – aber es gibt aa sehr vui Leid, des net versteh woin…
„Ihr miasst’s moi wieda do hi, wos herkemma seid’s – ihr miasst’s wieda moi nei in Baaz“:
Wia kommt’s ihr auf eire Texte? Wos inspiriert eich?
KidRäp: Des san immer unterschiedliche Situationen. Entweder mia erleb’n irgendwos, wo ma uns dengan: Hey, do kannt ma an Song drüber macha. Oder uns fällt wos ei aus da Vergangenheit, des ma verarbeit’n miassn. Oder mia hean a Melodie oder Beats, zu dene mia wos macha kinnan. Unsane Freind inspierian uns genauso…
Oid O: … i muas de iatz unbedingt unterbrecha, weil’s so langweilig is… I glaub, dass die größte Quelle der Inspiration unsane gemeinsamen Autofahrten san, zum Beispiel wenn ma vo oam zum andern Drehort fahr’n. Dabei kemman sehr vui strangé und kranke Ideen, de ma dann in unsa kleiner, rotes Büchlein eineschreim. Des Buach wenn irgendwann moi jemand in de Hände griang dad, do dad wahrscheinle eig’spaart werd’n.
„Mia san de Retter der Kultur!“
Mitm Oimara habt’s ja z’letzt zammgarbat – mit wem wollt’s ihr sonst no gern moi Projekte start’n?
Oid O: Mia wart’n eigenlich drauf, dass d’Leid auf uns zuakemman (lacht). Es gibt tatsächlich Pläne, mia san grad mit a boa Künstler in Kontakt, wia zum Beispiel mitm BBou oder mitm Birger.
Wie habt’s ihr die Corona-Krise bislang überstandn – und: Wos muas passian, dass de Los Brudalos aa no de näxtn zehn Joah gibt?
KidRäp: G’hoifn hod uns bislang as Bier auf jed’n Foi. Mia ham des Glück, dass ma a eigens Studio ham und somit net auf Ausgehmöglichkeit’n ang’wiesen san. Uns werd’s definitiv aa noch da Corona-Krise na geb’n, falls uns de Leid gnuag Bier geb’n.
Oid O: 80 Prozent der Band san ohnehin hier in unsam Studio. Und mia proben eh nua olle sechs Johr amoi. Dementsprechend hod uns Corona wenig o’hom kinna. Uns spuit Corona eigentle in de Kart’n, weil ma dann net mid Leid red’n miassn… I moa iatz net unsane Fans, weil mid Fans red ma gern, owa mid Fremde…
Letzte Frag: Wia schatzt’s ihr den momentanen Zuastand der bayerischen Hip-Hop- und Rap-Szene ei?
KidRäp: Es is an sich vui los. Es gibt vui Künstler…
Oid O: … aber de wenigst’n machan no aktiv wos, find i. Des hoast, dass bayerischer Rap – abgesehen von uns – tot is (lacht)… na im Ernst: Es bassiat scha vui, grad wenn ma sigt, dass dicht & ergreifend de Olympiahalle füllt.
KidRäp: Vui distanzian se mittlerweile vom Bierdimpfe-Dasein – owa grad des Traditionelle, des leb’n halt mia na voi aus… mia san de Retter der Kultur!
Wahrlich koa leichte Aufgabe! Dankschee fürs Gespräch und ois Guade weidahin!
Interview: Stephan Hörhammer