Neureichenau. Wer abends den Sonnenuntergang auf dem Dreisessel-Bergkamm beobachtet und dann von einem plötzlich aufziehenden Gewitter überrascht wird, hat derzeit ein Problem: Der Berggasthof schließt um 17 Uhr, es gibt sonst keine Möglichkeit, sich unterzustellen. Übernachtungen sind oben am Berg ebenfalls nicht umsetzbar: Das in die Jahre gekommene Haus erfülle nach dem Vorfall in Schneizelreuth (2015) die Brandschutz-Auflagen dafür nicht. All das möchte der Eigentümer des Gasthofes, der Bayerische Waldverein „Sektion Dreisessel„, nun ändern: Das Haus soll von Grund auf saniert werden.

Momentan ist der Berggasthof Dreisessel nur von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Waldverein „Sektion Dreisessel“ möchte dort zukünftig auch wieder Übernachtungen ermöglichen.
„Es soll ja ein Schutzhaus sein oben am Berg“, sagt Walter Bermann, Neureichenaus Bürgermeister und zugleich Vorsitzender des Waldvereins „Sektion Dreisessel“. Und ein Schutzhaus müsse vor allem auch am späteren Abend sowie nachts zur Verfügung stehen.
Der aktuelle Pächter möchte seine Öffnungszeiten nicht erweitern
Der Vertrag mit dem aktuellen Pächter Frank Tiedtke läuft noch bis 2022. Dieser habe aber kein Interesse an einer Pacht-Verlängerung, wie Bermann gegenüber dem Hog’n mitteilt. Der Grund: Der Waldverein möchte das Schutzhaus so renovieren, dass wieder Übernachtungen im Haus möglich seien. Der aus Straubing stammende Wirt will seine Öffnungszeiten Bermann zufolge allerdings nicht erweitern. Der Waldverein muss also nicht nur das Haus auf Vordermann bringen, sondern auch einen neuen Pächter finden, wenn wieder Gäste im Berggasthof übernachten sollen.

Teile des Berggasthofes am Dreisessel sind stark renovierungsbedürftig.
Zunächst stehe jedoch die Planung für die Haus-Sanierung ganz oben auf der Agenda. Auf die Initiative des Neureichenauer Bürgermeisters hin habe sich jüngst ein „Förderkreis Dreisessel Schutzhaus“ gegründet. Dessen Ziel ist es, das Bauvorhaben bis 2025 abzuschließen. Mitmachen dürfe beim Förderkreis natürlich jeder. „Es sollen Idealisten sein, die als Multiplikatoren auftreten, um wieder ein richtiges Bergschutzhaus zu bekommen“, sagt Bermann. Heißt also: Der Förderkreis soll das Vorhaben bekannt machen und unterstützen. Allein mit Spenden lässt sich der Umbau wohl aber nicht finanzieren.
Vorbild für die Dreissesel-Aktion ist das Bauvorhaben am Falkenstein. Hier hat der Bayerische Waldverein den kompletten Neubau des Schutzhauses geplant und in Teilen bereits umgesetzt. Der dortige Förderverein konnte innerhalb eines dreiviertel Jahres bereits über 124.000 Euro an Spendengeldern sammeln. Die voraussichtlichen Gesamtkosten des Neubaus werden sich auf etwa 1,6 Millionen Euro belaufen.
Erster Schritt: Plan erstellen, Renovierungskosten kalkulieren
Wie viel Geld nötig sein wird, um das Schutzhaus am Dreisessel zu renovieren, steht bis dato noch nicht fest. Demnächst soll eine örtliche Baufirma einen Plan erstellen, um die Kosten kalkulieren zu können. „Wir wollen die Steinfassade des Hauses auf jeden Fall erhalten“, sagt Walter Bermann. In Holzbauweise soll der Rest des Gebäudes dann völlig neu entstehen – inklusive Zimmer, in denen die Besucher des Dreisesselberges übernachten können. Im Mai will die „Sektion Dreisessel“ ihre Pläne dem Dachverband vorstellen.

Derzeit entsteht auf der Rückseite des Dreisesselhauses eine Terrasse. Der Raum darunter soll Wanderern schon bald als Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung stehen.
Bis das Vorhaben in die Tat umgesetzt wird, soll es jedoch eine Zwischenlösung geben, um Wanderern schon bald eine Schutzmöglichkeit zur Verfügung zu stellen: Der Waldverein habe bereits jetzt damit begonnen, eine Terrasse auf der Rückseite des Berggasthofes zu errichten. Der Raum unterhalb der Terrasse werde Wanderern auch nach Schließung der Gaststätte offen stehen, um sich dort umzuziehen „oder um abends zusammen zu sitzen, Brotzeit zu machen und zu plaudern“, informiert Bermann weiter.
Wenn am 2. Juni eine große Sternfahrt zum Dreisessel stattfindet, soll die Terrasse bereits fertiggestellt sein und Platz für 100 Gäste bieten. An diesem Tag werden nicht nur Radfahrer den Berg erstürmen, auch Walking- und Laufbegeisterte sind eingeladen, auf den Dreisessel zu kommen. Start der Aktion ist dabei nicht nur die Gemeinde Neureichenau – auch an anderen umliegenden Orten sollen sich die Sportler treffen und Richtung Berg marschieren. Oben am Dreisessel findet dann die Einweihung der Skulptur „Der Bezwinger“ statt. Ursprünglich für den „Tag des Sports“ kreiert, soll der riesige Radfahrer aus Holz künftig auf dem Gipfel stehen.
Parkplatz droben am Berg bald wieder gebührenpflichtig
Da nicht nur Großveranstaltungen wie der „Tag des Sports“ die Massen immer mehr anziehen und der Ansturm auf den Dreisessel in jüngster Vergangenheit zugenommen hat, soll es demnächst auch wieder eine Regelung für den häufig überfüllten Parkplatz wenige Höhenmeter unterhalb des Schutzhauses geben. Walter Bermann berichtet, dass der Landkreis Freyung-Grafenau künftig Parkschein-Automaten aufstellen möchte. Straße und Parkplatz am Dreisessel befinden sich nämlich im Eigentum des Landkreises. Zunächst sei geplant gewesen, eine Schranke an der Einfahrt zum Parkplatz zu installieren. „Dafür hätte man aber 800 Meter Stromkabel verlegen müssen“, weiß Bermann. Eine zu aufwendige Aktion in dem unwegsamen Gelände des Dreisesselbergs.

Waldvereinssektionsvorsitzender und Bürgermeister von Neureichenau: Walter Bermann. Foto: Hog’n-Archiv
Die Parkschein-Automaten hingegen können mit Solarenergie betrieben werden. „In der ersten Zeit sind dann natürlich verstärkt Kontrollen nötig“, sagt der Vorsitzende. Es gebe Überlegungen, die Kontrollen zwischen der Gemeinde Neureichenau, der Gemeinde Haidmühle, dem Landkreis und der Polizei aufzuteilen. Der Erlös aus den Parkgebühren könne dann für den Erhalt der Straße hinauf auf den Berg eingesetzt werden. Nach dem schneereichen Winter 2018/19 sei diese momentan in einem ziemlich schlechten Zustand.
Sabine Simon