Salzburg/Spiegelau. Die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald (FNBW) kennt er noch nicht. Richtige Beziehungen zum Woid hat er noch keine – das gibt der 61-Jährige offen zu. „Ich war ein paar mal dort, kenne ein paar Orte, es ist landschaftlich wunderschön. Die Leute, mit denen ich mich unterhalten durfte, waren tolle Gesprächspartner“, sagt Heinz Peter Schwendinger, der am kommenden Montag seinen Dienst als neuer Geschäftsführer der FNBW antritt.
Der gebürtige Salzburger, der in Österreich bereits einige namhafte Tourismus-Destinationen (u.a. Obertauern, Lungau) betreut hatte und als Projektleiter beim Aufbau einer Fachhochschule für Tourismus im Oman auch internationale Erfahrung sammeln konnte, hat sich gegen 33 Bewerber durchgesetzt. Im Hog’n-Interview spricht Schwendinger u.a. darüber, was er in den ersten Monaten „liefern“ möchte, wie er auf das FNBW-„Problemkind“ Zwiesel zugehen will – und warum sein Engagement am Tegernsee einst scheiterte.
Herr Schwendinger: Welche drei Ziele wollen Sie als erstes als Geschäftsführer der FNBW anpacken?
Das ist jetzt eine Frage, mit der Sie mich auf dem falschen Fuß erwischen. Bevor ich mich nicht wirklich mit der Region beschäftigen kann – und bisher konnte ich das noch nicht -, weiß ich nicht genau, wo die Probleme liegen. Ich weiß natürlich, dass es in den letzten zehn Jahren große Nächtigungsrückgänge gegeben hat usw. Doch jetzt als Schnellschuss ein Schwerpunkt-Konzept vorzulegen, ohne eine Ahnung zu haben, wovon ich rede, das mache ich ungern.
„Sache, die ich in den ersten drei bis fünf Monaten liefern sollte“
Verständlich. Worauf werden Sie die Prioritäten in ihrer Arbeit als Geschäftsführer legen?
Es geht sicher darum – und das ist in jeder Region ähnlich gelagert -, dass ich mich als Newcomer mit den Leistungsträgern im Tourismus zusammensetze. Ich bin zwar kein absoluter Newcomer, weil ich schon viele Tourismusregionen leiten durfte, doch in der Region Bayerischer Wald bin ich natürlich einer. Es geht darum zu eruieren, wo gewisse Hebel angesetzt werden können. Ich bin in der Anfangsphase darauf angewiesen von Dritten Feedback zu bekommen, um mir ein Gesamtbild von der Lage zu verschaffen. Deshalb muss ich mich mit den Entscheidern in der Region an einen Tisch setzen und gemeinsam eine Art Masterplan erarbeiten.
Meiner Meinung nach wird es zu unseren ersten Aufgaben gehören eine Prioritäten-Liste zu erstellen, die aufzeigt, an welchen Punkten kurz-, mittel- und langfristig angesetzt werden muss. Das ist eine Sache, die ich in den ersten drei bis fünf Monaten liefern sollte. Für die Bestandsaufnahme in den 13 Gemeinden muss man sich ein paar Monate Zeit nehmen, um den Stand der Dinge kennen zu lernen, um Daten und Fakten zu erheben. Dann kann ich die Ziele formulieren, an denen ich letztlich auch als Geschäftsführer gemessen werde.
Die Thematik mit dem Zwieseler Bürgermeister Franz Xaver Steininger ist Ihnen sicherlich bekannt, oder?
Ja, die ist auch an mir nicht spurlos vorbei gegangen (schmunzelt). Ich kann dazu wenig sagen, ich kenne den Zwieseler Bürgermeister noch nicht – und er mich auch nicht. Aber ich werde auf jeden Fall auch mit ihm das Gespräch suchen, das ist klar. Zwiesel ist ein wichtiger Player in der Region, an dem man nicht vorbei kommt. Dass es Menschen in einer Region gibt, mit denen man etwas leichter bzw. etwas weniger leicht ins Gespräch kommt, das gibt’s überall.
„Strukturen gibt es ja, die muss man nicht aufbauen“
Werden Sie Ihren Wohnsitz dauerhaft in die Ferienregion verlegen?
Das ist meiner Meinung nach zwingend notwendig, ja. Ich werde meinen Hauptwohnsitz in Österreich belassen, aber ich werde meinen Zweitwohnsitz in einem der Orte in der Ferienregion haben. Wo genau, weiß ich noch nicht. Doch anders geht das auch gar nicht – man muss greifbar sein.
Worauf freuen Sie sich am meisten bei Ihrer Arbeit als neuer Geschäftsführer der Ferienregion?
Es ist eine spannende Aufgabe. Es ist ja nicht so, dass man eine Region übernimmt, in der es die längste Zeit keinen Geschäftsführer gab oder in der eine große Krise ausgebrochen ist. Die Strukturen als solche, die gibt es ja. Die muss man nicht aufbauen. Ich komme also nicht als Geschäftsführer wohin, wo man bei Null anfangen muss. Das ist nicht so. Aber wie gesagt: Ich muss mich zunächst einmal damit auseinandersetzen, wer wo sitzt, wer meine Ansprechpartner sind etc. Ich kenne keinen Geschäftsführer – mich mit eingeschlossen -, der die Region im Alleingang weitergebracht hätte. Das geht nur im kollegialen Miteinander.
Hog’n-Informationen zufolge hatte sich mit Daniel Eder auch ein Mitarbeiter aus den eigenen Reihen für die Stelle des Geschäftsführers beworben. Wie gehen Sie damit um bzw. befürchten Sie hier Schwierigkeiten?
Ich kenne Herrn Eder bis dato noch nicht – aber ich denke nicht, dass es hier zu Problemen kommen wird. Herr Eder hat aufgrund seines noch relativ jungen Alters eine Perspektive in der Region – auch wenn ich für die nächsten zwei, drei Jahre die Position des Geschäftsführers innehabe. Doch ich bin der Meinung, dass für Herrn Eder der Zug nicht abgefahren ist. Er kommt aus der Region, er hat seine Connections, er hat die nötige Qualifikation, sonst hätte er sich nicht beworben.
„Das ging ins Persönliche und war irgendwann nicht mehr lustig“
Wie stehen Sie einer Erweiterung der FNBW-Mitgliedsgemeinden gegenüber?
Die Außenwirkung und Schlagkraft einer Region erhöht sich mit ihrer Größe und Potenz – auch in finanzieller Hinsicht. Eine Erweiterung über internationale Grenzen hinweg – Stichwort: Akquirierung von EU-Geldern etc. – darf man sicherlich auch nicht aus den Augen lassen.
Sie waren vor einigen Jahren am Tegernesse als Tourismusleiter tätig. Der Tegernsee gilt als Modell-Region mit touristischem Vorbild-Charakter. Warum endete das Arbeitsverhältnis damals?
Das Tegernseer Tal hatte sich in dieser Zeit sehr gut als Region weiterentwickelt. Damals war die Tegernsee-Schliersee-Komponente noch gar nicht spruchreif, es ging ja ausschließlich um die fünf Anlieger-Gemeinden rund um den Tegernsee. Das hat alles sehr gut geklappt. Nicht geklappt hat bei mir persönlich die Zusammenarbeit mit einem der Bürgermeister der fünf Anlieger-Gemeinden. Aber das passiert eben. Das ging sehr ins Persönliche und war irgendwann nicht mehr lustig.
Aber an und für sich war das Projekt als solches schon erfolgreich. Ich war nicht immer erfolgreich und oftmals bin ich auch gescheitert, aber am Tegernsee hatte es tatsächlich funktioniert.
Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben und alles Gute für Sie.
Interview: Stephan Hörhammer