Mauth/Schönberg/Frauenau. Clemens Gjertsen lacht. Er selbst sei durchaus ein bisschen verrückt, gibt er offen zu. Sonst wäre er jetzt nicht im Bayerischen Wald, sondern weiterhin in der Karibik. Sieben Jahre lang hat der Holländer mit seiner Frau Jacqueline auf Curaçao Ferienwohnungen verwaltet und einen Autoverleih gemanagt – bis den beiden quirligen Holländern die Hitze zu quälend und die politische Lage auf dem Inselstaat zu unsicher wurde. Deshalb wollten sie zurück nach Europa. „Wir haben uns im Urlaub mehrere Regionen angeschaut, aber der Bayerische Wald hat uns am meisten begeistert“, erinnert sich Clemens Gjertsen an seine ersten Eindrücke vor gut vier Jahren.
Der heute 60-Jährige hat in Mauth eine Pension gekauft, renovierte das Haus vom Keller bis zum Dachboden, verwandelte die einstmals elf kleinen Gästezimmer in ein Luxusdoppelzimmer und fünf Suiten – und setzte mit dem Neubau zweier Chalets auf Fünf-Sterne-Niveau den Modernisierungsmaßnahmen diesen Sommer die Krone auf. Das Besondere daran: Die Chalets sind nicht als Ferienhäuser, sondern als Suiten mit täglichem Hotelservice und Frühstück konzipiert. Insgesamt 800.000 Euro haben die Gjertsens in ihr individuell wie harmonisch gestaltetes „Suit & Frühstück zum Latschen“ gesteckt, denn: „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit“, ist der Hotelier überzeugt – gerade im Bayerischen Wald, der seiner Meinung nach noch lange nicht mit dem Image der Billigferienregion aufgeräumt hat.
Clemens Gjertsen: „Unser Aufwand und die tägliche Mühe lohnen“
Clemens Gjertsen jedenfalls hilft tatkräftig mit, mit diesen Vorurteilen auszuräumen. Wer bei ihm urlaubt, findet Komfort auf höchstem Niveau – was die Gäste auch mit Bestnoten honorieren: Seit vergangenem Jahr rangiert das „Suit & Frühstück zum Latschen“ mit 9,9 von zehn Punkten als „best bewertetes Hotel“ auf der Buchungsplattform Booking.com, wie es in einer Meldung an die Medien heißt. Ein Erfolg, der Clemens Gjertsen stolz macht: „Weil man daran sieht, dass sich unser Aufwand und die tägliche Mühe lohnen.“
Monika Dombrowsky pflichtet bei: „Die Hoteliers müssen nicht immer millionenschwer investieren, um ihre Gäste zu begeistern“, weiß die Geschäftsführerin der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald GmbH. Schon kleine, aber stimmige Maßnahmen brächten die Häuser um große Schritte voran – vor allem dann, „wenn der Gastgeber weiß, wen er ansprechen möchte“. Kein Betrieb könne die gesamte Bandbreite an Gästen abdecken, sondern soll vielmehr auf bestimmte Zielgruppen setzen. „Das ist wie in einem Kaufhaus“, verdeutlicht Dombrowsky: „Da gibt’s Unmengen an Klamotten. Aber ich kaufe ja nicht alles, was an den Haken hängt.“
Günter Schon: „Mit Qualität aufwarten und Trends setzen“
Während Clemens Gjertsen seine Suiten und Chalets ausschließlich an Erwachsene bzw. Jugendliche ab 16 Jahren vermietet, investieren Gabriele und Günter Schon voll und ganz in den Nachwuchs: Die Inhaber des Familotels Schreinerhof in Schönberg erweitern ihr Vier-Sterne-Ressort derzeit um imposante Wasserwelten mit acht Rutschen, Wasserklettergarten und atemberaubendem Sky-Pool. Kostenpunkt der Meldung zufolge: sechs bis sieben Millionen Euro. „Wir haben bereits Ende der 1990er Jahre die Erlebnislandwirtschaft als Chance erkannt und unsere Altgebäude in 16 Ferienwohnungen umgenutzt“, erinnert sich Günter Schon.
Was der gelernte Bauer seither aus seinem elterlichen Anwesen formte, kann sich wahrlich sehen lassen: Der Schreinerhof wartet aktuell mit 250 Betten auf, zielt auf Familien mit Kindern jedes Alters ab und bietet alles an Spiel, Spaß und Abenteuer, was das Buben- und Mädchenherz begehrt – vom Ponyreiten mit Stallarbeit und Traktorfahrten über eine Theater- und Showbühne bis hin zu Schwimmkursen und Angeboten zur Selbstverteidigung wie Karate oder Kickboxen. „Wer mit Qualität aufwartet, Trends setzt und die Arbeit nicht scheut, wird mit zufriedenen Gästen belohnt“, weiß Günter Schon.
Bei ihm bucht nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt: „Wir begrüßen regelmäßig auch Amerikaner und Afrikaner als unsere Gäste“, erzählt der Unternehmer – und verrät voller Leidenschaft gleich den nächsten Coup, den er nach Fertigstellung seiner Wasserwelten im Dezember dieses Jahres in naher Zukunft plant: die Aufstockung der derzeit 67 Appartements um weitere 40, ein Kino mit 250 Sitzplätzen, eine Turnhalle sowie ein Spezialitätenrestaurant, das Delikatessen wie etwa ein T-Bone-Steak vom japanischen Kobe-Rind aus der Küche zaubert.
Michaela Koller: „Wertschöpfung halten, Synergien schaffen“
„Wir haben zum Glück etliche Vorzeigebetriebe innerhalb der Ferienregion, die dem Tourismus im Bayerischen Wald den Weg in eine gute Zukunft ebnen“, wird Monika Dombrowsky in der Mitteilung zitiert. Neben dem „Suit & Frühstück zum Latschen“ und dem Familotel Schreinerhof investierten zahlreiche weitere Gastgeber jüngst in ihre Häuser – „etwa das Hotel Eibl-Brunner in Frauenau, das Landhaus zur Ohe in Schönberg oder das Hotel Bavaria in Zwiesel„. Das Spannende dabei: „Jedes Haus setzt auf eine Nische und stellt sich ganz individuell den Wünschen der Gäste.“
Auch das Hotel St. Florian in Frauenau. Dort übernachtet man künftig im „Laubgeflüster“ und „Beerenrausch“. So heißen die zehn neuen Themenzimmer, die Michaela und Bernd Koller in den vergangenen Monaten konzipiert und neu gestaltet haben. Zusammen mit umfassenden Brandschutzmaßnahmen steckten die Inhaber der Vier-Sterne-Destination eine Million Euro in den Umbau. Als Schmankerl für alle Sinne präsentieren sich die neuen Zimmer, worin Körper und Geist zur Ruhe kommen – und gleichzeitig jede Menge raffinierte Details zu entdecken sind. Denn Michaela Koller hat bei der Ausstattung nicht nur auf höchste Qualität gesetzt und Accessoires wie Lampen, Wanddekore und Stoffe mit viel Gespür auf den Anspruch des Gastes abgestimmt, sondern die Um- und Einbauten ausschließlich von Betrieben aus der Region ausführen lassen: „Mir war wichtig, die Wertschöpfung im Bayerischen Wald zu halten und Synergien zu schaffen.“
Weitere Alleinstellungsmerkmale intensiver ausspielen
Nicht selten werde sie von Gästen gefragt, woher zum Beispiel die Gläser, Holz- oder Filzdekos in den Zimmern stammen. „Ich verweise dann auf die entsprechenden Hersteller um die Ecke und schicke die Leute dorthin. Das ist doch eine weitere tolle Werbung für unsere Region“, ist die Hotelchefin überzeugt. Künftig möchte sie lokale Alleinstellungsmerkmale noch intensiver ausspielen. „Denn darin steckt noch jede Menge Potenzial“, glaubt Michaela Koller – sofern die Qualität stimmt. Sie sei schließlich die Grundvoraussetzung, die den Gast nicht nur immer wiederkehren lässt, sondern obendrein auch glücklich macht.
da Hog’n