„Ich wusste nicht, dass das so höllisch wehtun würde. Man fühlt sich einfach so hilflos und im Stich gelassen“, erinnert sich Marie an die Geburt ihres ersten Kindes im Mai 2023. Eigentlich heißt sie anders, doch über so intime Erfahrungen möchte sie anonym sprechen. Die 31-Jährige hat damals, am Tag ihres errechneten Geburtstermins, einen Termin bei ihrer Frauenärztin. Ihr Muttermund ist etwa einen Zentimeter geöffnet. Für die Geburt fehlen noch neun weitere Zentimeter. Doch jegliche Anzeichen von Wehen oder dem Beginn des Geburtsprozesses bleiben aus.
Trotzdem – oder vielleicht genau deswegen – versucht die Frauenärztin, den Muttermund mit ihren Fingern zu dehnen. Ein extrem schmerzhaftes Unterfangen, wenn der Körper noch nicht bereit ist, berichtet Marie. Eine solche Dehnung wird normalerweise nur dann durchgeführt, wenn es wirklich notwendig ist – zum Beispiel, wenn die Wehen zwei Wochen nach dem errechneten Termin noch nicht eingesetzt haben. Andernfalls kann es zu Infektionen, Blutungen und anderen Risiken kommen, die zur Notwendigkeit eines Kaiserschnitts führen können.
„Wie im Delirium“
Genau das passiert dann auch bei Marie. Nach der schmerzhaften Untersuchung verlässt sie die Praxis. Auf dem Weg zu ihrem Auto spürt sie plötzlich, dass sie blutet. „Ich hätte mir einfach eine Vorwarnung gewünscht. Ich bin über nichts aufgeklärt worden. Ich wusste nicht, welche Auswirkungen diese Untersuchung haben würde und dass ich dann blutend am Parkplatz stehe“, schildert Marie ihre Erfahrungen. So aber war sie in der Situation auf sich alleine gestellt. Ihre Gynäkologin riet ihr auf Nachfrage, nach Hause zu fahren und sich auszuruhen, das sei ganz normal.
„Gewalt bei der Geburt“: Hebamme Eva Placzek erzählt von ihren Erfahrungen:
Noch in der Nacht darauf platzt Maries Fruchtblase. Mit ihrem Mann fährt sie ins Krankenhaus. Doch auch jetzt setzten keine Wehen ein. Erneut versucht eine Ärztin, den Muttermund zu dehnen – auch dieses Mal ohne Vorwarnung und mit starken Schmerzen verbunden. Schließlich legen die Ärzte Marie einen Zugang. Über einen sogenannten Wehentropf erhält sie ein wehenförderndes Mittel als Infusion, um den Geburtsvorgang zu beschleunigen. Als einige Stunden später endlich die Wehen einsetzen, dehnen die Hebammen aufs Neue den Muttermund. Widersprechen kann Marie nicht mehr. Sie ist körperlich am Ende, „wie im Delirium“…
Die gesamte Story von Annabell Frankenfeld, Juliane Karl und Nicole Wiedemann gibt es bei „PAblish“ zu lesen (einfach klicken)
_________________________
„PAblish“ lautet der Name der Projektplattform des Studienganges Journalistik und Strategische Kommunikation an der Universität Passau. Während ihres Studiums können sich dabei Studierende aller Semester in verschiedenen Praxiskursen auf unterschiedlichen medialen Plattformen in den Tätigkeitsfeldern Journalismus und Public Relations ausprobieren. In Zusammenarbeit mit dem Onlinemagazin da Hog’n werden in diesem Rahmen ausgewählte Projekte der verschiedenen Kurse präsentiert.
da Hog’n