Bayerischer Wald. Er, 37, ausgebildeter Journalist und Waldführer, wohnhaft in Schönanger, unweit des Lusens, seinem Lieblingsberg. Sie, 44, Reiseverkehrskauffrau und nebenher Schneeschuh- und Fahrrad-Guide, in Kirchdorf im Wald beheimatet, Lieblingsberg: Arber. Beim Autorenpaar Gregor Wolf und Sandra Schrönghammer könnte man getrost von „G’suacht und g’fund’n“ sprechen, denn beide verbringen so gut wie jede freie Minute in der Natur des Bayerischen Waldes. Ein Umstand, von dem insbesondere auch ihre Leser profitieren – mit dem Buch „Radeln für die Seele“ .
Auf mehr als 190 Seiten beschreiben die beiden die Schönheiten des Bayerischen Waldes mittels 15 abwechslungsreicher Strecken, die man mit dem Fahrrad erkunden kann – auf zwischen 21 und 54 Kilometer langen „Auszeit-„, „Panorama-“ und „Erfrischungstouren“. Ein Gespräch über „Wohlfühltouren“, ambitionierte Bio-Biker, herrliche Ausblicke, Hoiwaschewal und die Omi aus Norderney…
„Damit eben auch Anfänger Spaß haben“
Sandra, Gregor: Hand aufs Herz – noch „Bio-Biker“ oder schon E-Biker?
Sandra: Bio-Bikerin mit Rennrad und Mountainbike. Weil ich mich ja tatsächlich noch auspowern und nicht nur spazieren fahren will. Das E-Bike-Fahren habe ich zwar auch schon ausprobiert, aber so richtig warm werde ich damit noch nicht…
Gregor: Ich bin zugegeben immer noch mehr der Wanderer. Ich habe mir zwar für die Recherche zum Buch ein Bio-Bike zugelegt, bin aber nur Teilstrecken selbst gefahren. Den Rest habe ich der Zweirad-Expertin unter uns überlassen. Ich war dafür dann für den schreibenden Part zuständig.
Euer Buch befasst sich mit dem Thema „Wohlfühltouren“, „entspanntes und erholsames Radeln“ – was genau ist denn darunter zu verstehen? Denn das Erklimmen eines Bayerwald-Bergs mit dem Radl kann bekanntermaßen nicht unanstrengend, sondern eher schweißtreibend ausfallen…
Gregor: Eins muss natürlich klar sein: Es ist ein ständiges Auf und Ab im Bayerischen Wald. Unser Mittelgebirge ist eben nicht die Norddeutsche Tiefebene. Aber wer etwas Ausdauer oder genügend Akkuleistung mitbringt, findet trotzdem mächtig viel Radlglück.
Sandra: Und wir haben bei der Tourenauswahl darauf geachtet, dass es auch einige leichtere Strecken mit nicht allzu vielen Höhenmetern ins Buch geschafft haben, damit eben auch Anfänger Spaß haben. Zudem liegt das Wohlfühlen ja auch am Tempo. Die Routen sind alle so angelegt, dass es genügend Rastmöglichkeiten und Orte zum Entdecken am Wegesrand gibt, an denen man durchschnaufen kann.
Strecken sind für jeden geeignet
Von den 15 im Buch aufgelisteten Touren – welche sind denn eure Favoriten? Und: Seid ihr die auch alle selbst mal mit dem Bike gefahren? Oder sind da auch Touren dabei, die quasi auf dem Reißbrett entworfen wurden?
Sandra: Ja, ich bin alle Touren – genauso wie im Buch beschrieben – selber gefahren. Mir hat es vor allem unsere Arber-Tour angetan. Hier ist die Wegbeschaffenheit einfach, so dass auch Anfänger keine Probleme haben. Und es gibt dabei richtig viele Höhepunkte zu sehen. Bei der rund 24 Kilometer langen Runde vom Bretteschachten startend, sind zwar über 600 Höhenmeter zu überwinden, dafür gibt’s aber auch genügend Möglichkeiten unterwegs Pausen zu machen, die Aussicht zu genießen und die Seele baumeln zu lassen: etwa am Hochzellberg mit seiner Gleitschirmrampe und Blick auf Bodenmais oder am Arber- und Buchhüttenschachten.
Gregor: Die beiden Inseln im Wald erinnern zudem noch an vergangene Zeiten, als die Bauern ihre Tiere im Sommer noch mühsam auf die Hochweiden treiben mussten. Höhepunkt der Tour bleibt aber natürlich der Große Arber selbst mit seinem 360-Grad-Panorma. Doch auch den etwas unterhalb gelegenen Blick auf den Kleinen Arbersee sollte man ausgiebig würdigen.
Die Sportskanone, der einheimische Genussradler, die Omi aus Norderney: Für wen sind eure Streckenvorschläge am besten geeignet?
Gregor: Die Strecken sind für jeden geeignet. Klar, die Omi aus Norderney wird mit der Arber-Runde Schwierigkeiten haben, wenn sie auf pure Muskelkraft angewiesen ist. Mit dem E-Bike wiederum ist auch diese Tour kein Problem. Der ambitionierte Bio-Biker, wie du so schön gesagt hast, findet wiederum auch in unserem Buch Strecken, die durchaus fordernd sind.
Sandra: Das Schöne daran ist ja eben, dass die Touren von der Schwierigkeit her wirklich so vielfältig sind, dass sich jeder Radler ein paar Routen findet, die für seinen aktuellen Fitnessgrad und das zur Verfügung stehende Gerät passend sind. Und wer das ganze Buch durchradeln will, wird mit der Zeit sowieso fitter… (lacht)
Märchenhafte Wälder und Versteckte Kleinode
Entspannung, Genuss und Romantik – so lauten die drei Kriterien, nach denen ihr eure Touren jeweils am Ende mit einer fünfstelligen Sterneskala bewertet. Wie seid ihr auf diese „Maßeinheiten“ gekommen? Und noch viel wichtiger: Was macht eine romantische Tour aus?
Gregor: Die Einheiten selbst sind tatsächlich vom Verlag vorgegeben. Unser Radführer entspringt ja einer Buchreihe des Droste Verlags, die immer im selben Schema aufgebaut sind.
Sandra: Die jeweilige Sternebewertung ist dann natürlich ziemlich subjektiv. Jeder empfindet natürlich andere Sachen entspannend, genussvoll oder romantisch. Wir haben dann tatsächlich bei jeder Tour miteinander durchgesprochen, wie wir sie selbst sehen und uns dann auch im Gesamtkontext auf ein Ranking geeinigt. Romantisch sind unserer Meinung nach zum Beispiel Touren, die durch besonders märchenhafte Wälder führen, an denen man ursprüngliche Landschaften erleben kann oder an denen besonders schmucke Kleinode versteckt liegen.
In eurem Buch ist genau von jenen versteckten Kleinoden die Rede, die selbst Einheimische überraschen dürften. Wir hätten gerne mal eine Kostprobe eines solchen Geheimtipps vernommen…
Sandra: Sagt dir zum Beispiel die Gunterkirche etwas? Das ist ein wahrlich traumhaft im Wald liegendes Kirchlein oberhalb von Rinchnach. Richtig begeistert bin ich dort ein jedes Mal wieder, wenn ich auf der Aussichtsplattform über der Kapelle stehe und den Blick in die weite Hügellandschaft genieße.
Gregor: Was ich bei der Recherche zum Beispiel ganz neu entdeckt habe, ist die Herzogsreuter Klause, die wir in unsere Haidel-Tour eingebaut haben. Der schmucke Teich liegt ganz idyllisch unterhalb von Leopoldsreut und ist im Vergleich zu anderen Klausen bei uns in der Gegend selbst vielen Einheimischen unbekannt.
Kuchen und selbstgemachte Hoiwaschewal
Zu einer feinen Radltour gehört natürlich auch eine geschmeidige Einkehr mit dazu. Auch daran habt ihr in eurem Radl-Buch freilich gedacht. In welcher Gastwirtschaft sollte man denn unbedingt mal ein Päuschen eingelegt haben? Welche Essensempfehlung habt ihr?
Sandra: Da komme ich gleich zur Arber-Runde zurück, bei der man an meiner Lieblingsberghütte, der Chamer Hütte, vorbeikommt. Dort gibt’s besonders leckere Kuchen – und während der Saison auch selbstgemachte Hoiwaschewal.
Gregor: Ich mag’s dann vielleicht doch etwas deftiger, deswegen fällt mir da spontan die Ehrn in Finsterau ein. Das ist eben noch ein richtig urig-bayerisches Wirtshaus, in dem man am Schweine- oder Hirschbraten nicht vorbeikommt.
Letzte Frage: Wann bringt ihr ein Buch mit dem Titel „Gleitschirmfliegen über die Wipfel des Bayerwalds“ heraus? Oder vielleicht: „Genussvolle Motorradtouren durch’n Woid“? Oder…?
Sandra: Ein paar Connections in die Gleitschirm-Flieger-Community hätte ich tatsächlich…
Gregor: Ich glaube, dass ich jetzt auch erstmal eine Buch-Pause brauche. Aber wer weiß, wenn der Nachwuchs dann doch mal richtig fit im Selbstwandern ist, ob nicht noch ein Familien-Wanderführer folgt…
Frei nach Kaiser Franz: Schau ma moi, dann seg’n ma’s scha. Danke für Eure Zeit – und weiterhin alles Gute.
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer
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„Radeln für die Seele“, März 2023, Sandra Schrönghammer & Gregor Wolf, Droste Verlag, Paperback, 192 Seiten, ISBN 978-3-7700-2408-7, 18 Euro