Deggendorf. So viele waren es noch nie: 650 Vertreter von Unternehmen, Hochschulen und Politik sind zum Bayerisch-tschechischen Unternehmertag gekommen. Zum fünften Mal fand dieser statt – und nach zweieinhalb Jahren coronabedingter Zwangspause war der Zuspruch enorm.
Viel Lob gab es für Jaroslava Pongratz, Netzwerkmanagerin Bayern-Böhmen, die die Veranstaltung federführend organisiert hatte. Die Deggendorfer Stadthalle bot heuer den richtigen Rahmen dafür. Neben Sach- und Fachinformationen stand vor allem eines im Zentrum: Miteinander ins Gespräch zu kommen und möglichst eine Zusammenarbeit von Unternehmen diesseits und jenseits der Grenze anzukurbeln.
„Aber was ist seit dem letzten Mal alles passiert?“
Bereits am Eingang stand fest: Das Bayerisch-tschechische Miteinander wird auch sprachlich großgeschrieben. Für jeden Besucher gab es ein Übersetzungsgerät, um auch dann jedes Wort zu verstehen, wenn gerade ein Vertreter des Nachbarlandes zu Wort kam. In beiden Stadthallen waren 180 Stände aufgebaut: von Elektromobilität über IT und Banken bis zur Wissenschaft waren etliche Sparten vertreten. Alle Gäste konnten sich bei den Betrieben und Einrichtungen informieren und sich ganz ungezwungen kennenlernen und austauschen.
Stillschweigen war nur in der Halle gefragt – und für die Zuhörer kein Problem, denn: Die Grußworte und Impulsreferate boten viele Informationen, die auf den Alltag anwendbar sind. „Zweieinhalb Jahre hat Corona den Unternehmertag verhindert – man sieht nun, wie sehr die Firmen und Betriebe auf ihn gewartet haben. Aber was ist seit dem letzten Mal alles passiert?“, fragte sich Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, der als Vorsitzender der Europaregion Donau-Moldau zu den Teilnehmern sprach. Die derzeitige Lage sei sehr schwer für die Wirtschaft. Resilienter sei der, der auf Zusammenarbeit setze. Und noch nie seien Themen wie kurze Wege von Produkten, hergestellt von Lieferanten aus der näheren Umgebung, so wichtig gewesen. „Wir wollen in vertrauensvollem Miteinander in Kontakt treten“, rief Heinrich auf.
Rudolf Špoták, Bezirkshauptmann des Bezirks Pilsen, erklärte, es gebe im Bereich Kultur, Umweltschutz und Tourismus eine bereits vielfältige grenzüberschreitende Kooperation: „Aber wenn diese nicht wirtschaftlich untermauert ist, dann ist sie wertlos.“ 60 bis 70 Prozent des Auslandsimports seiner Region gehen ins bayerische Nachbarland, führte er an: „Wir können uns nicht nur auf Produkte aus Asien konzentrieren. Die Europaregion Donau-Moldau muss der Motor der Europäischen Union sein. Diese Chance wird heute unsere Größte sein, packen wir sie jetzt an, sie ist jetzt da.“
Mit großem Engagement und viel Herzblut
Im Interview mit Moderation Christiane Allinger berichtete Deggendorfs Landrat Bernd Sibler stellvertretend für die anwesenden Repräsentanten der Kommunalpolitik von der Bedeutung von Wissenstransfer der Hochschulen in Bayern und Tschechien. Hier sei man auf einem sehr guten Weg. „Corona hat aber vieles, was schon gewachsen ist, wieder zurückgeschnitten – deshalb sind Veranstaltungen wie der Unternehmertag so wichtig“, sagte er und ergänzte. „Wir wollen die gelebte Partnerschaft wieder zur gelebten Routine werden lassen.“
Das Potenzial und die Ideen, die junge Forscher haben, rückte Dr. Dagmar Škodová Parmová, Mitglied des südböhmischen Parlaments, in den Mittelpunkt. Aus diesen Ideen werden ihr zufolge sehr oft Start-Ups. „Hier können gemeinsam Handlungskonzepte erarbeitet werden“, ist sie sich sicher.
Einen Sonderapplaus und ein großes Dankeschön erhielt Netzwerkmanagerin Jaroslava Pongratz, die bayerische und tschechische Unternehmen grenzüberschreitend bei Fragen der Zusammenarbeit berät. Sie fülle ihre Aufgabe mit großem Engagement und viel Herzblut aus und habe es geschafft, dass der fünfte Bayerisch-Tschechische Unternehmertag ein großer Erfolg sei, unterstrich Heinrich. „Die Beratungstätigkeit ist für Unternehmen und weitere Einrichtungen in den Bereichen Wirtschaft und Technologietransfer kostenlos und wird vom Finanzministerium und vom Bezirk Niederbayern gefördert“, gab Pongratz Einblicke in ihre Tätigkeit.
Im Anschluss gab es in den beiden Stadthallen die Möglichkeit, sich bei den Unternehmen und Einrichtungen ausführlich zu informieren. Dabei wurde so mancher grenzüberschreitende Kontakt geknüpft.
da Hog’n