Minga/Mauth/Auerbo. Podcasts gibt’s mittlerweile wie Sand am Meer – über Bildung, Politik, Film, Fernsehen und überhaupt alles. Einen Podcast über den Bayerischen Wald und seine Menschen, seine Eigenheiten, Liebenswürdigkeiten und Untugenden hingegen noch nicht. Bis dato. Denn mit Kathi Greipl und Birgit Geißinger wollen zwei (Exil-)Waidlerinnen diese Lücke nun füllen. „Wortwechsel aus’m Woid“ nennt sich ihr Format, das erst vor Kurzem die große Podcast-Welt erblickte. Das Besondere daran: Das „Funkhaus“ der beiden „Woid-Weiber mit Germanistik-Hintergrund“ befindet sich eben genau nicht da, wo man es dem Namen nach vermuten könnte, sondern im fernen München. Also dort, wo die zwei seit vielen Jahren leben und arbeiten.
Um sie etwas näher kennen zu lernen, haben die Hog’n-Macher ihnen ein paar Fragen zur Beantwortung zukommen lassen. Im Folgenden berichten sie darüber, wie es ihnen in ihre Eingewöhnungsphase als „Zuagroaste“ in Minga so ergangen ist, wo die Hauptunterschiede zwischen den Waidlern und den Bewohnern der Landeshauptstadt liegen – und warum die Menschheit in den Podcast der beiden Woid-Mädls unbedingt einmal reinhören sollte…
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Birgit, Kathi, stellt Euch bitte jeweils kurz in maximal vier Sätzen unseren Lesern vor.
Birgit: Servus, ich bin die Birgit, 35 Jahre alt und komme aus der schönen Gemeinde Mauth-Finsterau. Schon als Grundschülerin wusste ich, dass ich später einmal Lehrerin sein möchte – und so unterrichte ich mittlerweile seit über zehn Jahren Deutsch und Geographie in München. Ich reise unglaublich gerne und verbringe meine freie Zeit beim Sport oder in der Natur, am liebsten in den Bergen. Ein gutes Buch oder ein mitreißender Podcast – ich bin ein großer True-Crime-Fan – dürfen dabei nie fehlen.
„Kritisch-humorvolle Woid-Weiber mit Germanistik-Hintergrund“
Kathi: Und ich bin die Kathi, 40 Jahre alt, in Auerbach zwischen Hengersberg und Lalling aufgewachsen. Ich bin selbstständiger Life-Coach, begeisterte Ausdauersportlerin und Mama eines erwachsenen Sohnes. Der Bub ist gerade ausgezogen und so genieße ich zurückgewonnene Freiheiten. Wie die Gittl hab’ ich einen ausgeprägten Hang zum Buch, zur Natur, zu den Bergen. Die Liebe hat mich vor zehn Jahren nach München gebracht.
Wie kam es zur Idee für Euren Podcast? Und: Warum sollte die Menschheit da unbedingt mal reinhören?
Birgit: Wir haben viele Schnittmengen: einen ziemlich ähnlichen Humor, wir haben beide während unseres Studiums in der Gastronomie gearbeitet, haben beide Deutsch studiert, kommen aus demselben Gäu, sprechen dieselbe Sprache und wohnen inzwischen beide in Minga. Wir unterhalten uns oft über die Gegensätze zwischen Stadt und Land, lachen über die Eigenheiten der beiden Lebensräume – und mit unserem Germanistik-Background sind unsere Antennen, was Sprache, Ausdruck, Verständnis und Kultur anbelangt, natürlich ziemlich fein-getuned.
Irgendwann, als wir uns wieder einmal über eine solche Eigenart unterhalten hatten – ich glaube, es war kurz vor Weihnachten auf dem Marienplatz, wo wir den Christbaum aus Freyung-Grafenau begutachteten – haben wir uns vorgenommen, das alles mal in einem Podcast festzuhalten. Warum die Menschheit da rein hören sollte, ist ganz einfach: kritisch-humorvolle Woid-Weiber mit Germanistik-Hintergrund, denen letzten Endes eine Synthese zwischen Stadt und Land gelingt – wo gibt es das schon?
Was ein Kennzeichen mit „FRG“ in Minga bedeutet…
Wie geht ihr bei Eurer Themenauswahl vor? Wo und wie nehmt ihr die Podcasts auf?
Birgit: Bis jetzt nehmen wir die Folgen im heimischen Wohnzimmer auf. Die Themenauswahl folgt einer Strategie, die wir erarbeitet haben: Wir wollen in unseren Folgen auf alles Relevante und Wissenswerte über unsere Hoamat eingehen – und das ist ziemlich viel! Es gibt jetzt schon das Intro und die Folge „Im Woid dahoam“. Die aktuelle Folge hat einen geographischen Hintergrund. Und da passt als nächstes dann voraussichtlich der Nationalpark. Wir planen eine Folge über Geschichte, Brauchtum usw. Alles immer ein wenig aus der Perspektive, die wir jetzt haben und natürlich mit einer ordentlichen Portion Selbst-Ironie und -Kritik.
Wie ist denn so, das Leben als Exil-Waidlerin im Münchener Raum? Hattet ihr Anpassungsschwierigkeiten?
Birgit: Kommunikativ auf alle Fälle. Mir passiert es oft, dass ich auf meinen Dialekt angesprochen werde, wodurch sich viele Gespräche und Bekanntschaften ergeben. Als Lehrerin für Deutsch musste ich mich zu Beginn meines Referendariats schon sehr zusammenreißen, nicht ständig ins Bairische abzudriften. Ich fand das damals gar nicht schlimm, meine Seminarlehrerin war dagegen nicht so begeistert. Und was ein Kennzeichen mit „FRG“ in Minga bedeutet, brauch ich euch ja wohl nicht erzählen (lacht). Und das mit dem „Rechts stehen, links gehen” musste ich auch erst lernen…
Kathi: Meine größte Schwierigkeit damals war tatsächlich die Orientierung und die Menschenmengen. Mein erstes Zuhause war ziemlich zentral gelegen und ich brauchte Monate, um mich mit der Größe der Stadt anzufreunden und mich darin zurecht zu finden – heute weiß ich, dass die Stadt auch nur ein großes Kaff ist… Außerdem war ich gezwungen, mir eine neue Tugend zuzulegen: Geduld! Überall anstehen, sei es beim Bäcker oder im Klamottenladen, verspätete U-Bahnen, viel längere Wege…
„Da Woid hoid an Waidler immer wieder z’ruck“
Worin liegen die Hauptunterschiede zwischen dem Waidler und dem Mingara?
Birgit: Der Waidler an sich ist einfach offen, warmherzig, stur und manchmal auch grantig. Er liebt seine Heimat, den Bayerischen Wald, mit Stolz. Die Arroganz, die den Münchnern zum Teil nachgesagt wird, findet man da nicht so oft.
Wenn wir mal ehrlich sind, sind die typischen Mingara den Waidlern gar nicht so unähnlich. Nur gibt’s von diesen Originalen anscheinend nicht mehr so viele… Ein paar Kleinigkeiten gibt es natürlich schon: Der Mingara hat keine Ahnung, was ein echter Fluss ist, der Waidler hat keine Ahnung, dass auch ein Landstrich ohne Bäume schön sein kann. Der Mingara kann keine Schneefräse bedienen, der Waidler kann sich ein Leben ohne Auto nicht vorstellen…
Du bringst an Waidler ausm Woid ausse, owa den Woid net ausm Waidler – könnt ihr dem zustimmen?
Definitiv! Und ich würde noch ergänzen, dass da Woid an Waidler immer wieder z’ruckhoid – oder eihoid???
Was wünscht ihr Euch für Eure Podcast-Zukunft?
Birgit: Das ist eine gute Frage! Viele Hörer, die sich in unseren Themen wiederfinden, die ihre Liebe für den Bayerischen Wald mit uns teilen und denen wir mit unseren niederbayerischen Stimmen ein bisschen Heimat ins Exil und ein Lachen ins Gesicht zaubern können. Und vielleicht auch den ein oder anderen Hörer von außerhalb des Weißwurscht-Äquators – solange es keine Preißn sind…
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer