Hintertux/Mauth. Der Start ins „Abenteuer Traumberuf“ verlief denkbar schlecht. Am Ziel angekommen, bremste Stefan Schauberger zunächst eine schwere Grippe aus. Aufgrund einer damit verbundenen Mittelohrentzündung konnte er nicht Seilbahn fahren – die Druckunterschiede auf fast 3.000 Metern Höhe hätten die Genesung erheblich verzögert. Der 27-Jährige war somit ans Bett in seiner kärglichen Unterkunft im Gebirge gefesselt. „Sehr bitter“, blickt Stefan Schauberger zurück. „Das war natürlich alles andere als ein idealer Einstand.“
Seit Oktober 2016 ist Stefan Schauberger nun am Hinterduxer Gletscher als Liftbediensteter beschäftigt – genauso wie seine Frau Daniela. Zuvor hatten die beiden gebürtigen Passauer in Mauth eine neue Heimat gefunden. Dort fühlten sie sich wohl, fanden Freunde und beteiligten sich rege am Dorfleben. Der Woid – eigentlich ein Ort, an dem die Schaubergers gemeinsam alt werden wollten. Doch die wohl einmalige Gelegenheit, in einem österreichischen Skigebiet zu leben und zu arbeiten, war einfach zu verlockend. Schweren Herzens verließen sie ihr liebgewonnenes Bayerwald-Domizil und wagten den Schritt ins Ungewisse. Über diese nicht gerade einfache Entscheidung berichtete das Onlinemagazin da Hog’n im August vergangenen Jahres ausführlich.
„Münchener Preise“ und schwierige Wohnungssuche
Inzwischen leben Daniela und Stefan Schauberger ihren damals nicht für möglich gehaltenen Traum. Trotz der Startschwierigkeiten haben sie bisher nicht eine Sekunde bereut, wie sie unisono zu verstehen geben. Ihre Arbeit – Daniela ist an der Seilbahn beschäftigt, Stefan ist Maschinist an einem Schlepplift – empfinden sie nicht als solche, sondern vielmehr als Bereicherung. Zwar müssen sie während der wintersportlichen Stoßzeiten deutlich mehr und länger arbeiten als in ihrem vorherigen Berufsleben – dennoch vergeht die Zeit wie im Fluge. Die vielen, teils etwas anstrengenden Skitouristen, zahlreiche Verletzungen der Wintersportler und wenig Freizeit bestimmen ihren Alltag.
Trotz der häufig aufkommenden Hektik bleiben auch Momente der Ruhe und Entspannung, wie Daniela Schauberger erklärt. „Der Sonnenaufgang im Gebirge und das Panorama mit den zahlreichen 3.000ern entschädigen für den Stress.“ Und ihr Mann schiebt hinterher: „Jeden Morgen darf ich auf Skiern zu meinen Arbeitsplatz fahren. Einen besseren Start in den Tag kann man sich nicht vorstellen.“ Während der Saison wohnen die Schaubergers auf dem Hochplateau des Hintertuxer Gletschers; im Sommer, wenn im Skigebiet hauptsächlich Revisionsarbeiten anstehen, möchten sie sich im Tal eine etwas größere Wohnung mieten. Gar nicht so einfach, wie sie erklären: „Hier gibt’s Münchener Preise. Außerdem ist Wohnraum derart begrenzt, dass man sich bewerben muss, um eine Unterkunft mieten zu können.“
Heimaturlaub für die IPC-WM ist „Ehrensache“
Ein kleiner Wermutstropfen – nicht mehr und nicht weniger. Daniela und Stefan Schauberger sind glücklich in ihrer neuen Heimat, vergessen aber auch ihre alte Liebe für den Bayerischen Wald nicht. Die Geselligkeit und der Zusammenhalt in Mauth ist etwas, was sie sehr schätzen. Gleichzeitig ist das der Grund, warum sie sich Urlaub genommen haben, um bei der IPC-WM (10. bis 19. Februar) unentgeltlich mitzuhelfen. „Das ist Ehrensache.“
da Hog’n