Zenting. Der Brotjacklriegel, 1011 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, ist bei den Waidlern insbesondere aufgrund seines auf ihm thronenden Fernseh- und Radiosendemastens des Bayerischen Rundfunks bekannt – und dadurch bereits von weitem gut identifizierbar. Er ist der erste höhere Berg des Bayerischen Waldes, wenn man von der Donauebene Richtung Woid unterwegs ist. Die Menschen, die in der Region Sonnenwald leben, sind lange und strenge Winter gewöhnt – und wenn die Winter milder werden, müssen sich Skiliftbetreiber, Gastwirte und auch Waldbesitzer darauf einstellen. Filmemacher Robert Grantner, selbst dort verwurzelt und aufgewachsen, hat für die BR-Reihe „Unter unserem Himmel“ eine Dokumentation gedreht, die am 10. Januar (19.15 Uhr) im Fernsehen ausgestrahlt wird. Titel: „Winter am Brotjacklriegel“
Der Legende nach verdankt der Berg seinen Namen einem Bäcker, dem Brot-Jackl, der sich einst im Dreißigjährigen Krieg in einer Höhle vor den Schweden versteckte. Ungefähr an der Stelle, an der heute der Aussichtsturm steht. Bei klarer Sicht kann man von hier die gesamte Alpenkette sehen: Innsbrucker Schneise, Dachstein, Hoher Göll, Watzmann, bis hinter zur Zugspitze. Weit über 200 Kilometer Fernblick. Turmwirt Ingo Müller betreibt nicht nur die kleine Gaststube im alten Aussichtsturm, sondern er sammelt und restauriert alte Jukeboxen. Eine davon steht auch im Turmstüberl.
Josef Altmann hat den Steinberglift in den 80er Jahren von seinem Vater übernommen und seither viel Geld in Beschneiungsanlagen und das dazugehörige Wirtshaus investiert. Im Winter hat er bis zu 30 Mitarbeiter, auch die ganze Familie hilft in der „Stoaberghüttn“ mit. Wenn kein Schnee kommt und es zu warm zum Beschneien ist, wird es schwierig für den Familienbetrieb.
Auch Landwirt und Holzbesitzer Christian Drasch spürt die Folgen des milden Winters. Der Borkenkäfer hat sich in seinem Waldgrundstück breitgemacht. Jetzt muss er zahlreiche Fichten schlagen. Neue wird er nicht mehr pflanzen, weil er nicht an eine Zukunft der Fichte im Bayerischen Wald glaubt. Er setzt auf Tannen an den Hängen des Brotjacklriegel.
„Unverfälscht, authentisch und echt“
Wir haben uns mit Regisseur Robert Grantner über die Dreharbeiten unterhalten – und ihn danach gefragt, wie er als gebürtiger Waidler sein „Heimspiel“ in der Region Sonnenwald am Fuße des Brotjacklriegels erlebt hat.
Robert: In welchem Zeitraum haben die Dreharbeiten zu „Winter am Brotjacklriegel“ stattgefunden?
Gedreht haben wir im Winter 2019/2020. Das war leider einer der schneeärmsten Winter am Brotjacklriegel, an die ich mich erinnern kann. Aber es hat in den zwölf Drehtagen dann doch noch ausreichend Schnee gegeben.
Du selbst stammst als Zentinger ja unweit des Brotjacklriegels ab – war’s für dich demnach ein Heimspiel?
Ja, das kann man so sagen. Das war zum einen natürlich ein riesiger Vorteil, weil man die Leute kennt und auch die schönen Platzerl für gute Filmaufnahmen. Zum anderen war’s schon auch eine Herausforderung, weil man ja einen unvoreingenommenen Blick auf die Sache haben muss. Aber alles in allem ist es natürlich immer schön, wenn man in seiner Heimat arbeiten darf.
Nach welchen Kriterien wurde das Casting durchgeführt?
„Unter unserem Himmel“ ist ja die älteste Dokumentarfilmreihe innerhalb der ARD. „Vielfältig und echt“ hat sich die Redaktion auf die Fahnen geschrieben – und genau das haben wir gesucht. Unser Ansatz war es eine Art Portrait dieser Ecke des Bayerischen Waldes zu schaffen. Unverfälscht, authentisch und echt. Das ist es im Fernsehen ja bei weitem nicht immer – aber das ist nun Mal der Anspruch der Reihe. Das hatte natürlich auch Einfluss auf die Auswahl der Protagonisten. Wir wollten echte Typen, die sich vor der Kamera nicht verstellen. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen. Wer den Film sieht, der bekommt auch ein Gespür dafür, wie die Menschen dort ticken.
„Owa so hamma hoid, mia Waidler“
Ist der Brotjacklriegel ein Berg, der im Bayerwald neben Arber, Rachel und Lusen immer noch unterschätzt wird, in deren Schatten steht?
Bestimmt – aber das ist sicher nicht nur ein Nachteil. Man findet dort schon noch einsame Wege, was am Lusen oder Rachel – gerade zu Corona-Zeiten – eher schwierig ist. Auch der Brotjacklriegel hat viele Fans von nah und fern. Wenn man im Turmstüberl einkehrt, dann trifft man wirklich viele interessante Gäste. Aber wir sind halt nicht Nationalpark, das ist ganz klar.
Was war für dich das Besondere am Dreh? Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Aus privater Sicht war es sicher besonders, weil ich während des Drehs zuhause bei meinen Eltern wohnen konnte. Das ist schon eine ganz andere Atmosphäre. Es gab beispielsweise mal einen Grillabend mit dem ganzen Team und Freunden. Aus beruflicher Sicht war es für mich natürlich ein Highlight, weil es mein erster „Himmel“ war – und dann auch noch über meine Heimat. Das war also Druck in doppelter Hinsicht. Besonders in Erinnerung bleibt mit Sicherheit die Gastfreundschaft, die wir erleben durften. Das hat auch das Kamerateam sehr begeistert – owa so hamma hoid, mia Waidler…
Ja, da hast nicht ganz unrecht. Danke für die Infos – und weiterhin alles Gute.
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer