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Freyung-Grafenau/Steinerleinbach. Ausbildung ist und bleibt ein Thema, das die regionale Wirtschaft beschäftigt. Inzwischen gibt es mehr Stellen als Bewerber, weshalb der Kampf um die „besten Köpfe“ längst entbrannt ist. Während sich viele Unternehmen Gedanken um die Attraktivitätssteigerung ihrer Ausbildungsplätze machen, versucht die „öffentliche Hand“ mit Veranstaltungen wie der „Ausbildungs- und Arbeitsbörse“ (AuA) der heimischen Wirtschaft und deren potenziellen Arbeitnehmern neue Impulse zu geben.Die Regionalschau, deren Ziel es ist, Unternehmen und Arbeitskräfte einen Tag lang unter einem Dach zu vereinen, wird am Samstag, 8. Oktober, bereits zum dritten Mal ausgetragen.
Wie schon 2014 findet diese Messe auch heuer wieder im Haidl-Atrium in Steinerleinbach (Gde. Röhrnbach) statt. Vorab sprechen Regionalmanager Stefan Schuster, Wirtschaftsreferent Ralph Heinrich und Agentur für Arbeit-Chef Hans Haugender über die AuA sowie über die Ausbildungssituation im Landkreis Freyung-Grafenau. Außerdem erklären sie, welche Rolle geflüchtete Menschen auf dem Arbeitsmarkt spielen.
Meine Herren: Wie gestaltet sich die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt?
Hans Haugeneder: Niederbayern ist im positiven Sinne nach wie vor Spitzenreiter in Sachen Arbeitslosigkeit in Bayern. Der Landkreis Freyung-Grafenau weist derzeit eine Arbeitslosenquote von 2,8 Prozent vor. Generell gibt es aktuell keine negativen Meldungen vom Arbeitsmarkt. Insgesamt eine sehr erfreuliche Entwicklung. Auch, weil die Beschäftigung immer mehr steigt, das heißt: Es stehen immer mehr Arbeitsplätze zur Verfügung. Punktuell ist es tatsächlich so, dass Arbeitgeber Probleme haben, ihre freien Stellen zu besetzen.
Ralph Heinrich: Im Rahmen unseren jährlich rund 100 Betriebsbesuche wird natürlich vermehrt über dieses Thema gesprochen. Gerade im hochqualifizierten Bereich haben viele Unternehmen Probleme, geeignetes Personal zu finden. Einige Firmen im Woid haben inzwischen Fachleute aus dem Donaubereich beschäftigt. Früher war es gegenteilig – da pendelten viele Waidler in Richtung Passau. Wir haben aktuell 25,2 Prozent mehr Industrie-Arbeitsplätze als noch vor fünf Jahren. Eine sehr erfreuliche Entwicklung, da kann ich Hans Haugeneder nur bestätigen.
„Es gibt mehr Stellen als Schulabgänger – das ist noch immer so“
Woher rührt diese positive Ausgangslage?
Ralph Heinrich: Der Landkreis Freyung-Grafenau ist kein Randgebiet mehr, sondern liegt im Zentrum von Europa. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung hat aber auch die Wirtschaftsförderung. Im Jahresdurchschnitt haben wir zuletzt fünf Millionen Euro in den Landkreis geholt. Mit diesem Geld haben die Firmen investiert und Arbeitsplätze geschaffen.
Dennoch hat die Wirtschaft mit einigen Problemen zu kämpfen – u.a. mit der immer schwieriger werdenden Suche nach Lehrlingen.
Stefan Schuster: Es gibt mehr Stellen als Schulabgänger – das ist leider nach wie vor so. Diejenigen Unternehmen, die sich gut positionieren und Alleinstellungsmerkmale erarbeiten, haben allerdings weniger Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen.
…und ein besonderes „Sorgenkind“ ist weiterhin das Handwerk?
Stefan Schuster: Eine pauschale Antwort ist hier nicht möglich. Auch im Handwerk gibt es einige, die sich nicht schwer tun, genügend gute Lehrlinge zu finden. Die klassischen Mangelberufe wie Metzger, Bäcker und Friseur haben hingegen zu kämpfen.
Hans Haugeneder: Sehr stark betroffen ist auch das Bau-Handwerk – und das, obwohl man hier bereits während der Ausbildung gutes Geld verdienen kann.
Wie kann man hier gegensteuern?
Hans Haugeneder: Unter anderem durch eine gute Beratung, bei der wir besonders auf weniger bekannte Berufe eingehen. Letztlich entscheidet aber immer der Bewerber, welches Ausbildungsangebot er annimmt.
„Nicht jeder Bewerber ist für einen Büroberuf geeignet“
Ralph Heinrich: Genau hier setzen wir an – wir müssen informieren. Denn: Nicht jeder Bewerber ist für einen Büroberuf geeignet. Manche merken relativ schnell, dass sie gerade im Handwerk gute Chancen haben. Hier müssen wir ansetzen. Schulabgänger sollen die Möglichkeit haben, sich von jedem Beruf ein Bild machen zu können.
Stefan Schuster: Gerade Veranstaltungen wie die Arbeits- und Ausbildungsbörse spielen dabei eine große Rolle. Beim Konzept mit den bewegten Ständen kann der Handwerker zeigen, was er genau macht.
Ralph Heinrich: Ziel war es, dass sich mehr Handwerker im Haidl-Atrium präsentieren – und das ist uns auch gelungen.
Welchen Stellenwert hat die Ausbildungs- und Arbeitsbörse, die heuer zum dritten Mal ausgetragen wird, inzwischen?
Ralph Heinrich: Das wird allein an den Zahlen deutlich. Vor vier Jahren, bei der Premiere, haben rund 40 Unternehmen teilgenommen und gezählte 2.000 Besucher. 2014 waren es 50 Firmen und 3.000 Besucher. Bei der diesjährigen Messe werden sich 53 Aussteller präsentieren. Solange der Bedarf der Wirtschaft da ist, wird die Arbeits- und Ausbildungsbörse bestehen bleiben.
Warum ist das Haidl-Atrium in Steinerleinbach bei Röhrnbach der ideale Standort?
Ralph Heinrich: Wir haben auf einer ebenen Fläche viele Möglichkeiten. Darüber hinaus gibt es Parkplätze vor Ort und auch Außenstellflächen. Zugegeben: Steinerleinbach ist nicht so zentral gelegen, wie es sich vielleicht der ein oder andere Besucher aus dem nördlichen Landkreis wünscht. Die Veranstaltungshalle ist jedoch genau so, wie wir sie uns vorstellen.
„Die Attraktivität der Region muss weiter gesteigert werden“
Der Name sagt es bereits: Es soll am 8. Oktober sowohl um Arbeit als auch um Ausbildung gehen. Sie wollen also sowohl Schulabgänger als auch Menschen mit Erfahrung im Berufsleben ansprechen.
Ralph Heinrich: Ja, das stimmt. Unser Fokus liegt aber auf der Ausbildung. Potenzielle Lehrlinge werden meist von den Eltern begleitet, sodass auch diese ins Gespräch mit den ausstellenden Firmen miteinbezogen werden.
Stichwort: Fachkräftemangel. Wie kann man dieses Problem konkret beseitigen?
Ralph Heinrich: Hier ein Allheilmittel zu finden, ist fast nicht möglich. Dieses Thema muss von verschiedenen Seiten angegangen werden. Zum einen müssen die Unternehmen wissen, dass der Fachkräftemangel existent ist und auch entsprechend reagieren. Manche bauen ihre Firmen um, manche machen sich noch attraktiver, manche gehen vermehrt in die Ausbildung. Zum anderen unterstützt die öffentliche Hand die Wirtschaft eben mit solchen Veranstaltungen wie mit der Ausbildungs- und Arbeitsbörse. Bei dieser Regionalschau findet man gebündelt viele Firmen, die im Landkreis ansässig sind.
Hans Haugeneder: Großes Potenzial sehe ich auch in der innerbetrieblichen Qualifikation. In beinahe jedem Betrieb gibt es Mitarbeiter, die zu mehr fähig sind. Solche Weiterbildungen werden übrigens auch von der Agentur für Arbeit gefördert. Diese finanzielle Hilfe soll aber nicht der Hauptaspekt sein, sondern vielmehr das Potenzial des eigenen Personals. Darüber hinaus muss sich jedes Unternehmen die Frage stellen, ob es überhaupt nötig ist, gewisse Arbeitsplätze mit Fachkräften zu besetzen. Ein Patentrezept zur Beseitigung des Fachkräftemangels gibt es nicht – wichtig ist vor allem ein Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und der Agentur für Arbeit.
„Ein erster Schritt ist die Imagekampagne“
Stefan Schuster: Die Konzeption des Regionalmanagements ist größtenteils auf diesen Bereich ausgelegt. Nach wie vor sind wir viel an Schulen unterwegs, um zu informieren. Wir wollen das Klischee, dass der Bayerische Wald für Fachkräfte nicht geeignet ist, endgültig aus der Welt schaffen. Zugleich müssen wir über den berühmten Tellerrand schauen und die Attraktivität der Region über die Landkreisgrenzen hinaus steigern. Ein erster Schritt ist hier die jüngst gestartete Imagekampagne.
Welche Rolle könnten hierbei geflüchtete Menschen spielen?
Stefan Schuster: Klar, diese Menschen helfen uns weiter – aber man darf die Situation keinesfalls überschätzen. Arbeit und Ausbildung ist sicherlich ein wichtiger Punkt in Sachen Integration. Mit Unterstützung von Hans Haugeneder hat es deshalb auch bereits Infoveranstaltungen für Unternehmen gegeben, in deren Rahmen explizit auf das Thema „unbegleitete Minderjährige“ aufmerksam gemacht worden ist.
Hans Haugeneder: Die ersehnte Patentlösung für den Fachkräftemangel und die fehlenden Lehrlinge sind die Flüchtlinge definitiv nicht. Sie können zwar einen Teil dazu beitragen, wir dürfen aber nicht die Illusion haben, dass das kurzfristig geschehen wird. Zuerst muss unter anderem das Bleiberecht dieser Menschen endgültig geklärt werden. Einige wenige sind bereits in Ausbildung. Bei einem Großteil hingegen haben wir noch viel Arbeit vor uns – viele sind nicht einmal alphabetisiert.
Vielen Dank für das Gespräch – wir wünschen der Arbeits- und Ausbildungsbörse 2016 einen erfolgreichen Verlauf.
Interview: Helmut Weigerstorfer
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