Zwiesel. Während das Wirtshaussterben insbesondere im ländlichen Raum grassiert und ein angestammter gastronomischer Betrieb nach dem anderen seine Pforten schließt, scheint sich in Zwiesel eine Art Gegenbewegung formiert zu haben. Das Glashaus, eine liebevoll eingerichtete Bar mit traditionellen und modernen Elementen, hat vor wenigen Wochen in Zwiesel seine Pforten geöffnet.
Die Inhaber, die ihren Traum von der eigenen Bar nun verwirklicht haben, sind in der Region keine Unbekannten – und kommen beide aus der Glasstadt: Stephi Probst, hauptberuflich Journalistin beim Bayerischen Rundfunk („quer„) und Andreas Stadler, Leiter für Marketing und Kommunikation am Großen Arber. Wir haben der 33-Jährigen und dem 32-Jährigen ein paar Fragen zu ihrem Gastro-Projekt gestellt.
„Wer im Glashaus sitzt, soll Cocktails trinken“
Die Glashaus-Eröffnungsfeier fand erst vor Kurzem statt. Wie war’s für euch, eure erste eigene Kneipe zu eröffnen? Wie hat das Premieren-Publikum reagiert auf eure Bar? Welchen besonderen Moment gab’s?
Andi: Der erste Tag war natürlich sehr aufregend für uns. Klappt alles, funktioniert die Technik, was haben wir alles vergessen, kommt überhaupt wer? Das sind so die Fragen, die wir uns gestellt haben.
Stephi: Gekommen sind dann doch Leute – ziemlich viele sogar. Es war ein irrer Ritt dieser Abend, aber alle Besucher waren begeistert. Besonders war für mich vor allem die bunte Mischung, alt und jung – und mehrheitlich Frauen, das hat mich besonders gefreut, weil man das im Nachtleben oft anders erlebt.
„Glashaus“ – wie seid ihr auf den Namen gekommen?
Andi: Wir wollten etwas, das zur Glasstadt Zwiesel und zum verglasten Gebäude passt. Den Witz “Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen” haben wir natürlich mit einkalkuliert – der kam schon öfter. Aber daraus haben wir den Slogan “Wer im Glashaus sitzt, soll Cocktails trinken” gemacht.
Und überhaupt: Wieso eröffnet man heutzutage mitten im Bayerischen Wald – und nicht in München oder Regensburg – eine Bar? Dass die Goldenen Zeiten in der Gastronomie (vor allem im Woid) vorbei sind, dürftet ihr wohl mitbekommen haben. Was war dennoch eure Motivation?
Stephi: Weil wir hier Zuhause sind und dem Woid irgendwie auch was zurückgeben wollten. Wir haben beide schon in Großstädten, auch im Ausland gelebt, aber Dohoam ist halt Dahoam.
Andi: Und wir wollten gerne auch eine Lücke füllen in Zwiesel. Hier gibt es Rockbars, eine Disko für junge Leute, Boazn und vieles mehr – und da sind wir beide auch regelmäßig privat unterwegs. Wir haben aber auch gemerkt: Irgendwas fehlt.
„Schwimma kimma, des haut scho hin!“
Erzählt doch mal: Was macht eure Glashaus-Bar im Bayerwoid so einzigartig? Was ist euer Konzept? Für wen ist sie besonders geeignet?
Andi: Bei uns kann man gute Weine und Cocktails trinken und einen ganz gemütlichen Abend verbringen. Der Ratsch am Stammtisch ist einfach das Schönste am Abend, das kann man bei uns ganz gut, denke ich!
Stephi: Wir möchten auch Lesungen machen, vielleicht Kabarettisten einladen. Auch mal Livemusik und Quizabende sind geplant. Geeignet ist das Glashaus für alle – ganz egal, wie alt. Zuletzt hatten wir eine Gruppe Damen um die 70 da, die sich genauso wohl gefühlt haben wie der Tisch mit den Jungen daneben. Das ist toll – wir wollen ein großes Wohnzimmer sein.
Habt ihr beide denn einen gastronomischen Hintergrund?
Stephi: Andi hat Erfahrung, weil er stellvertretende Gastroleitung am Arber ist. Außerdem haben wir beide jahrelang hinter den Theken in der Gegend bedient. Aber ein eigenes Geschäft ist schon immer ein Sprung ins kalte Wasser. Wir dachten uns: Schwimma kimma, des haut scho hin!
Was ist auf der Karte zu finden? Gibt’s denn neben Getränken auch was zu essen?
Andi: Zu essen gibt es bei uns nichts, wir haben besondere Cocktails und Spritz auf der Karte, aber auch tolle Weine und regionales Bier.
Stephi: Die Cocktails und Spritz sind großteils auch alkoholfrei erhältlich. Das war uns wichtig – wir trinken beide nur selten und hätten uns anderswo oft mehr Auswahl ohne Alkohol gewünscht.
„Wir haben vielleicht eine Lücke gefüllt“
Wie viele Leute seid ihr eigentlich im Glashaus-Team? Wer macht was von euch beiden?
Stephi: Hinter der Bar sind wir zu zweit, wir bedienen aber beide auch sehr gerne – da kommt man mit den Gästen mal ins Gespräch, das ist toll.
Andi: Jetzt am Anfang gab es auch viele helfende Hände, weil wir tatsächlich ziemlich überrannt wurden in den letzten Wochen. Meine Familie sowie Stephis Mann Philip haben immer mal wieder mitangepackt, Gläser gewaschen oder Bier aufgefüllt, wenn gerade wieder ein Schwung Leute kam. Da sind wir sehr dankbar.
Was glaubt ihr: Seid ihr der langersehnte Rettungsanker für das Zwieseler Nachtleben?
Stephi: Mei, ob Zwiesel überhaupt einen Rettungsanker braucht, ist die Frage. Aber manchen Leuten geben wir jetzt wieder eine Heimat – und das freut uns.
Andi: Ja, jeder findet seinen Platz, wir nehmen anderen auch keine Gäste weg, denken wir. Wir haben vielleicht eine Lücke gefüllt, die es noch gab
„Freundliche und zufriedene Gäste“
Wem möchtet ihr in den nächsten drei, vier Jahren gerne mal einen Cocktail servieren?
Stephi & Andi: Jeder Gast hat seine besondere Geschichte – und jede davon würden wir gerne hören!
Was wünscht ihr euch für die Zukunft des Glashauses?
Stephi & Andi: Viele freundliche und zufriedene Gäste.
Vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt – und alles Gute weiterhin.
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer