Waldkirchen. Bauen mit Holz hat Zukunft! Das versuchte das Netzwerk Forst und Holz beim „C.A.R.M.E.N. e.V.“ bei der Aus- und Weiterbildungsmesse „Zukunft Holz“ am verganenen Samstag in den Räumlichkeiten von Wimmer Wohnkollektionen in Frischeck bei Waldkirchen zu beweisen. Zahlreiche holzverarbeitende Betriebe samt den zugehörigen Schulen stellten sich und ihre Berufe dabei vor. Im Vorfeld haben Presseprecherin Anke Wischnewski und Geschäftsführer Alexander Schulze im Gespräch mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ auf die Veranstaltung, die Entwicklung des Rohstoffes Holz und des dazugehörigen Handwerks geblickt.
Was erwartet die Besucher bei der Aus- und Weiterbildungsmesse „Zukunft Holz“?
Anke Wischnewski: Die Veranstaltung richtet sich vor allem an Schüler, bei denen das Thema Berufswahl aktuell ist. Bei Zukunft Holz können sie sich über die Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten im Forst- und Holzbereich informieren. Es stellen sich Betriebe aus der Region vor und präsentieren ihre Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Einen Schwerpunkt bilden die handwerklichen Holzberufe wie Schreiner, Zimmerer oder Holzmechaniker.
Darüber hinaus sind Schulen und Hochschulen, darunter die Fachakademie für Raum- und Objektdesign Cham, das Staatliche Berufliche Schulzentrum Waldkirchen und die Hochschule Rosenheim, als Aussteller vertreten. Und auch unabhängig von den Themen Berufswahl und Weiterbildung lohnt sich ein Besuch der Messe. So können sich alle Besucher im neuen Gebäude der Firma Wimmer von den Qualitäten des modernen Holzbaus überzeugen lassen und über die Vielfalt der regionalen Forst- und Holzbranche informieren.
„Holz profitiert vom Wunsch nach einem authentischen Produkt“
Wie hat sich die Wertigkeit des Rohstoffes Holz in den vergangenen Jahren entwickelt?
Alexander Schulze: Die vielen Vorteile, die Holz speziell für den Nutzer haben, machen es in allen Anwendungsbereichen attraktiv. Wir beobachten einen erfreulichen Trend hin zu mehr Holzverwendung. Nehmen wir Möbel: Auf den großen internationalen Möbelmessen ist sichtbar verwendetes Holz seit Jahren ein Megatrend. Hinzu kommt die Verarbeitung von altem, recyceltem Holz, so genanntes „Altholz“. Holz profitiert vom Wunsch vieler Konsumenten nach einem authentischen Produkt. Oder nehmen wir das Bauen mit Holz: Hier gewinnen Baufamilien mit einem Holzhaus ein gesundes Wohnklima, eine energieeffiziente Bauweise und eine dauerhaft wertbeständige Immobilie.
Das Handwerk hatte zuletzt damit zu kämpfen, nur wenige Auszubildende zu bekommen. Ist das noch immer der Fall?
Anke Wischnewski: Durch den demographischen Wandel hat die Branche erkannt, wie wichtig die Nachwuchsgewinnung ist. Nun gilt es, den jungen Leuten die Attraktivität der Berufsbilder rund ums Holz näher zu bringen – zum Beispiel in Form der Aus- und Weiterbildungsmesse. Dazu kommt der Trend, dass immer mehr junge Leute gerne dauerhaft in ihrer Heimat leben und arbeiten, oder aber nach der Ausbildung in die Region zurückkehren wollen. Hier bietet gerade die Branche Forst und Holz gute Perspektiven, was unserer Meinung nach das Interesse an den Holzberufen, insbesondere im Handwerk, verstärken wird. Noch bieten die ansässigen Betriebe allerdings ausreichend Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, was die jungen Leute nutzen sollten.
„Holzbauquote in Bayern ist auf 19,1 Prozent gestiegen“
Warum sollen Jugendliche ausgerechnet Holzberufe erlernen?
Anke Wischnewski: Aktuelle Zahlen und Studien belegen, dass der nachwachsende Bau- und Werkstoff Holz immer mehr verwendet wird. Das sorgt natürlich auch für eine gute Auftragslage bei den Betrieben. Die Branche braucht folglich junge, engagierte Menschen, denen großartige Chancen geboten werden. Von traditionellen Lehrberufen wie Schreiner und Zimmerer bis hin zu neueren Berufen wie Holzmechaniker ist mit einer Lehre in der Forst- und Holzbranche alles drin. Weiterbildungen zum Techniker, Meister oder Gestalter können sich anschließen. Und auch ein Studium, etwa zum Innenarchitekten oder Holzbauingenieur, ermöglicht einen Einstieg in das weite Feld der Berufe rund um Forst und Holz.
Das Bauen mit Holz wird – wie vorher angesprochen – immer attraktiver. Gibt es da Zahlen?
Anke Wischnewski: Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik belegen, dass die Holzbauquote in Bayern von 2003 bis 2013 um etwa 7 Prozent auf 19,1 Prozent gestiegen ist. Und dieser Trend hält unverändert an. Interessant zu wissen ist, dass in den Landkreisen in und um den Bayerischen Wald bereits heute deutlich mehr mit Holz gebaut wird. Eine Studie der Hochschule für Angewandtes Management Erding konnte kürzlich belegen, dass hier mittlerweile über 30 Prozent der neuen Wohngebäude in Holzbauweise errichtet werden. Dazu kommen zahlreiche öffentliche Gebäude wie zum Beispiel das neue Landratsamt in Passau-Salzweg sowie Umbauten und Aufstockungen mit Holz.
„Man braucht stabile, gesunde und produktive Wälder“
Holz als Baustoff, Holz als Brennstoff – wie wird sich der Wald durch die Mehrfachnutzung in den kommenden Jahren entwickeln?
Alexander Schulze: Diese Mehrfachnutzung haben wir schon seit vielen Generationen – die Holzbranche nennt das Kaskadennutzung. Die dicken und schönen Stämme werden zu Bauholz sowie Möbelholz und erst nach der stofflichen Nutzung verbrannt, die schwachen und schlechten Sortimente werden gleich zu Brennholz. Was viele nicht wissen: Ein Wald braucht Durchforstungen, um dauerhaft stabil zu sein. Im Wirtschaftswald setzt man eben nicht auf eine reinigende und verjüngende Katastrophe wie Stürme oder Käfer. Man braucht vielmehr dauerhaft stabile, gesunde und produktive Wälder.
Vielen Dank für das Interview.
Interview: Helmut Weigerstorfer