Freyung. „Ja, mir wurde auch ein Zettel in die Hand gedrückt“, sagt Stefanie Burke, Leiterin der dezentralen Asylbewerber-Unterkunft am Freyunger Geyersberg, wo seit November vergangenen Jahres bis zu 450 Flüchtlinge eine neue – wenn auch nur kurzfristige – Bleibe gefunden haben. Die Menschen, die in der ehemaligen „Klinik Wolfstein“ (Gesa-Klinik) untergebracht sind, stammen größtenteils aus Pakistan, dem Kosovo oder Syrien. So wie Alatrash Ahmad und Al Ali lead, zwei aus dem krisengebeutelten und vom Krieg gezeichneten Nahost-Staat stammende Männer, die dem autoritären Regime von Baschar al-Assad entflohen sind. Die beiden Syrer haben sich nun „bei den Bewohnern der Stadt Freyung“ bedankt – dafür, dass sie den vor wenigen Tagen zu Ende gegangenen Ramadan, den Fastenmonat der Muslime, im Bayerischen Wald zelebrieren durften.
Auf dem DIN-A4-formatigen Zettel, der von den beiden gläubigen Asylbewerbern am Montag, 20. Juli, persönlich im Freyunger Stadtgebiet verteilt wurde, sind folgende Worte zu lesen:
„Vielen Dank!
Wir schreiben das Ende des Ramadan und begrüßen die Ankunft des Neuen Jahres!
Wir möchten uns bei den Deutschen für Ihre Unterstützung der Syrer bedanken.
Wir danken der Bundesregierung, die die Bedürfnisse der Syrer erfüllt.
Wir sind erfreut über die gute Behandlung der Syrer und bedanken uns herzlich bei den Bewohnern der Stadt FREYUNG!
Ein glückliches Neues Jahr
Wünschen
Alatrash Ahmad
Al Ali lead“
„Uns hat’s sehr gefreut, dass dies so gewürdigt wird“
„Es sind Bewohner von uns, die den Text verfasst haben“, bestätigt Unterkunftsleiterin Stefanie Burke auf Hog’n-Nachfrage. „Sie haben – wie viele andere auch – den Ramadan gefeiert. Die Möglichkeit wurde ihnen von uns gegeben. Und der Zettel soll ein kleines Dankeschön dafür sein.“ Die Initiative für die Aktion sei dabei gänzlich von Alatrash Ahmad und Al Ali lead ausgegangen. Die beiden gläubigen Männer Anfang der 20er Jahre haben Burke zufolge darum gebeten, ihnen bei der Vervielfältigung der Zettel behilflich zu sein. „Alatrash Ahmad hat mir den Zettel in die Hand gedrückt – wir haben’s gerne kopiert, weil ich denke, dass es sich dabei um eine sehr nette Geste handelt. Uns hat’s sehr gefreut, dass dies so gewürdigt worden ist“, berichtet die Leiterin überrascht.
Wer ihnen bei der Übersetzung in grammatikalisch sowie orthographisch einwandfreies Deutsch geholfen hat, wisse sie nicht. Sie vermutet deutschsprachige Verwandte, die den beiden assistierten. Die Verantwortlichen der Stadt Freyung, die Betreiberin der Eintrichtung am Geyersberg ist, haben laut Stefanie Burke keinen Einfluss auf die Dankeschön-Aktion. Geschäftsführer Herbert Graf weile derzeit im Urlaub – und habe somit keine Kenntnis von den Handzetteln.
Tagsüber fasten – abends: Essen fassen
„Viele Bewohner haben’s positiv aufgefasst, dass sie rein aus religiösen Gründen den vom 17. Juni bis 17. Juli dauernden Ramadan durchführen konnten“, betont Stefanie Burke abschließend nochmals. Innerhalb dieses Zeitraums fasteten die muslimischen Aslybewerber tagsüber – abends, nachdem die Sonne untergegangen war, gab es für sie dann Essenspakete bzw. durften sie sich selbst ihre Speisen vor Ort zubereiten.
Stephan Hörhammer