Freyung. Gut drei Monate sind seit der Bekanntgabe vergangen, dass die ehemalige Gesa-Klinik „Wolfstein“ am Freyunger Geyersberg an das Unternehmen Karl-Bau für einen symbolischen Euro verkauft worden ist. Im Gegenzug macht die Innernzeller Firma das marode wie schadstoffbelastete Gebäude innerhalb eines Jahres dem Erdboden gleich, die Stadt spart sich dadurch 8,2 Millionen Euro Abbruchkosten – und kann das Gelände für die geplante Landesgartenschau im Jahr 2022 von Karl pachten. An der Außenfassade sind seitdem keine sichtbaren Veränderungen eingetreten. Bis jetzt.
„Derzeit führt die Karl-Gruppe die letzten Entkernungsarbeiten im Bauteil A durch – ab Mitte dieser Woche beginnen dort die Abrissarbeiten“, teilt das Unternehmen auf seiner Homepage mit. Seit dem Kauf Ende Mai habe man die Entkernung und Schadstoffsanierung in dem Gebäude durchgeführt und dabei „unterschiedlichste Schadstoffe wie PCB oder KMF rückgebaut und fachgerecht entsorgt“, wie von Seiten Karl vermeldet wird.
Rückbauarbeiten beginnen am 4. September
PCB seht für polychlorierte Biphenyle. Dabei handelt es sich um giftige und krebsauslösende organische Chlorverbindungen. Diese wurden bis in die 1980er Jahre vor allem in Transformatoren, elektrischen Kondensatoren, in Hydraulikanlagen als Hydraulikflüssigkeit sowie als Weichmacher, Lacken, Dichtungsmassen, Isoliermitteln und Kunststoffen verwendet. Laut Wikipedia zählen PCB „inzwischen zu den zwölf als dreckiges Dutzend bekannten organischen Giftstoffen, welche durch das Stockholmer Übereinkommen vom 22. Mai 2001 weltweit verboten wurden“. Weiter heißt es: „PCB haben sich überall auf der Erde ausgebreitet, sie sind in der Atmosphäre, den Gewässern und im Boden allgegenwärtig nachweisbar.“ KMF sind künstliche Mineralfasern, die etwa beim Rückbau bzw. Abbruch älterer Gebäude anfallen. Auch sie werden in aller Regel als krebserzeugend eingestuft.
Ab Mittwoch, 4. September, soll im Gebäudeteil A mit den maschinellen Rückbauarbeiten gestartet werden, wie die Karl-Gruppe weiter mitteilt. „Parallel dazu erfolgt weiter die Demontage und Entsorgung von Schadstoffen in den anderen Gebäudeteilen. Bis Oktober soll das Gebäude schadstofffrei sein.“
„Abbruch so effektiv wie möglich gestalten“
Damit der Abbruch beginnen könne, rollt in der Nacht auf Mittwoch ein Bagger mit einem Einsatzgewicht von 51 Tonnen auf den Geyersberg. Aufgrund des Schwertransports komme es nachts zu Straßensperrungen sowie zu einem kurzzeitigen Parkverbot, das sich von der Bavaria Klinik bis zur ehemaligen Gesa-Klinik erstreckt. Etwa 14 Tage später werde ein weiterer Abbruchbagger die Baustelle erreichen – mit einem Ausleger von 43 Metern und einem Einsatzgewicht von 132 Tonnen. Auch hierbei seien Straßensperrungen sowie ein kurzzeitiges Parkverbot erforderlich.
Um das Gesa-Klinik-Gebäude innerhalb der vorgegeben Zeit – bis voraussichtlich Mitte nächsten Jahres – abbrechen zu können, setze die Karl-Gruppe fünf Bagger, einen Radlader, diverse kleinere Maschinen sowie in Spitzenzeiten bis zu 20 Mitarbeiter ein, heißt es.
„Erklärtes Ziel von Karl ist es, den Abbruch durch verschiedene Maßnahmen so effektiv wie möglich zu gestalten, um die Bauzeit möglichst kurz zu halten“, ist der Meldung weiter zu entnehmen. Dazu zähle auch die geplante Wiederverwertung von gebrochenem Recycling-Material. An- und Abfahrbewegungen sollen durch ein „intelligentes Massenmanagement“ möglichst gering gehalten werden. Dies stelle einen zeitlichen sowie logistischen Vorteil für die Baustellenabwicklung dar. Diese Vorgehensweise sei auch in ökologischer Hinsicht vorteilhaft, da unnötige Fahrbewegungen in und aus dem Gelände und somit Emissionen vermieden würden. „Der große Gebäudeteil in Richtung der Bavaria Klinik wird zum Schluss abgebrochen, damit dient dieser Abschnitt bis dahin noch als Lärm- und Staubschutz für die benachbarte Klinik.“
da Hog’n