Freyung. Seit November des vergangenen Jahres kommen sie und gehen sie, die Asylbewerber aus Syrien, Pakistan, Albanien sowie einigen weiteren Herkunftsländern. Zwischen 200 und 400 Asylsuchende sind in der sogenannten Erstaufnahmeeinrichtung seitdem untergebracht. Sie haben in der ehemaligen Kurklinik „Wolfstein“ am Freyunger Geyersberg eine – wenn auch sehr kurzfristige – Bleibe gefunden. Stefanie Burke, die mehrere Sprachen spricht und als frühere Wirtschaftsleiterin eines Realschul-Internats Erfahrung in Sachen Unterkunftsleitung mitbringt, ist die „Managerin“ der Einrichtung. Wir haben sie u.a. gefragt, wie die Menschen am Geyersberg leben, welche Problemstellungen sich ergeben, wie es den Kindern dort ergeht und wie die logistischen Herausforderungen aussehen.
(Da die Stadt Freyung aus Sicherheitsgründen derzeit keine Vor-Ort-Termine für die Presse gestattet, hat Unterkunftsleiterin Stefanie Burke unsere Fragen schriftlich beantwortet, nachdem diese vom geschäftsführenden Beamten der Stadt, Herbert Graf, an sie weitergleitet wurden).
„Es entstehen viele Freundschaften unter allen Nationalitäten“
Frau Burke: Welches ist Ihr hauptsächliches Aufgabengebiet?
Mein Aufgabengebiet umfasst mehrere Bereiche – sowohl organisatorischer Art, als auch die Zusammenarbeit mit den zuständigen Regierungsstellen.
Natürlich bin ich auch mal Seelentröster – man darf das Menschliche nicht vergessen. Und sollte den Bewohnern das Gefühl geben, dass sie bei uns gut aufgehoben sind, sie und ihre Probleme ernst genommen werden. Das handhaben aber alle Mitarbeiter im Haus gleich.
Ganz allgemein gefragt: Wie leben die Menschen in der Freyunger Unterkunft?
Die meisten von ihnen sind in Zwei- bzw. Vier-Bett-Zimmern untergebracht. Einige auch in sogenannten Familienzimmern, die aus zwei Räumen bestehen. In jedem Zimmer befindet sich natürlich auch ein Badezimmer.
Wie sieht der Tagesablauf der Flüchtlinge aus?
Der Tagesablauf ist geprägt von den Essenszeiten. Vormittags werden meistens anstehende Arzttermine oder Einkäufe erledigt, nachmittags wird in der Turnhalle oft Fußball gespielt – oder die Familien gehen in die Stadt.
Welche Problemstellungen haben sich mittlerweile heraus kristallisiert, welche positiven Momente gibt es zu berichten?
Probleme haben sich bislang keine ergeben. Die größte Sorge besteht meistens darin, in welche Unterkunft die Bewohner weitergeleitet werden – und wo sich diese befindet.
Postitiv ist: Es entstehen viele neue Freundschaften unter allen Nationalitäten – und die gegenseitige Hilfsbereitschaft ist groß. Braucht jemand Hilfe, ist es egal, welcher Nationalität oder Religion diese Person angehört.
„Man kann keine kulturellen Unterschiede bemerken“
Welche kulturellen Unterschiede sind besonders auffällig? Mit welchen europäischen Gepflogenheiten kommen die Asylbewerber klar, mit welchen kommen sie weniger klar?
Man kann keine kulturellen Unterschiede erkennen, deswegen verstehen sich die Bewohner auch sehr gut.
Wenn jemand beispielsweise einen Arzttermin hat, kann es schon vorkommen, dass es mit der Zeit bzw. Pünktlichkeit nicht so genau genommen wird. Aber auch nicht bei allen. Die meisten sind im Grunde sehr froh, dass sie überhaupt einen Arzt aufsuchen können. Wobei uns die Ärzte in Freyung und Umgebung sehr unterstützen.
Wie geht es den Kindern in der Unterkunft? Welche Möglichkeiten gibt es für sie sich zu unterhalten, sich abzulenken?
Die Kinder haben überhaupt kein Problem, sich schnell zurecht zu finden. Es wurde eigens ein Spielzimmer für die kleineren Bewohner eingerichtet, wobei man die tolle Unterstützung aus der Bevölkerung erwähnen muss, die uns sehr viele Spielsachen gespendet hat. Für die größeren Kinder gibt es die Möglichkeit die Turnhalle zu nutzen: Dort kann Federball, Tischtennis oder Tischfußball gespielt werden. Wir haben einen extra Bereich für Gesellschaftsspiele, der aber auch sehr gerne von den Erwachsenen genutzt wird – und natürlich einen Fernsehbereich.
„Logistische Herausforderungen nur bei An- und Abreisen“
Wie steht es um die medizinisch-psychologische Betreuung schwer traumatisierter Bewohner?
Die ärztliche Versorgung ist natürlich vorhanden. Wir hatten bis jetzt zwei Nachfragen nach psychologischer Unterstützung.
Ankunft der ersten Asylbewerber in der Freyunger Erstaufnahmeeinrichtung im November:
Wie sehen die alltäglichen logistischen Herausforderungen aus – und wie werden diese bewältigt?
Logistische Herausforderungen haben wir nur bei An- und Abreisen, wobei sich das mittlerweile auch schon eingespielt hat – und alle Helfer wie die vom Bayerischen Roten Kreuz, von der Polizei im Landkreis Freyung-Grafenau oder vom Krankenhaus sehr gut mit uns zusammenarbeiten.
„Wie viele Menschen kommen, ist ganz unterschiedlich“
Wer arbeitet eigentlich „hinter den Kulissen“ mit und sorgt für einen reibungslosen Betrieb der Unterkunft?
Zum einen sind das die Mitarbeiter vor Ort, wie Herr Christoph (Otto Christoph, Mitarbeiter des städtischen Bauhofs – Anm. d. Red.) unsere Hausmeister und Reinigungskräfte sowie alle anderen Mitarbeiter der Stadt Freyung, die immer für einen sehr guten und unkomplizierten Ablauf sorgen.
Zum anderen haben wir einige freiwillige Helfer unter unseren Bewohnern, die uns immer gerne tatkräftig bei Reinigungsarbeiten, der Organisation der Kleiderkammer und Sprachproblemen helfen. Eine helfende Hand ist immer da.
Wie viele Menschen kommen in welchen Abständen neu in der Unterkunft an, wie viele reisen in welchen Abständen wieder ab?
Wie viele Menschen kommen, ist ganz unterschiedlich. Im Durchschnitt bleiben die Bewohner etwa zehn Tage bei uns, bevor sie in Gemeinschaftsunterkünfte verlegt werden. Bei Familien kann die Verweildauer zwei bis drei Tage länger sein.
Interview: Stefanie Burke/Herbert Graf/da Hog’n
Beim Lesen Ihres Berichtes ist mir eine Unstimmigkeit aufgefallen.
Wie sie auf der beigefügten Internetseite sehen können, heißt der Internatsleiter der Realschule Ortenburg seit 10 Jahren Herr Michael Schneider! Frau Burke war lediglich die Wirtschaftsleitung.
Eine Korrektur ihres Berichts sehr erfreulich!
http://www.realschule-ortenburg.de/internat/personal/
mfg
C. Wenzl