Direkt am Waldrand unterhalb der tschechischen Ortschaft Čachrov, eine knappe halbe Stunde von Bayerisch Eisenstein entfernt, befindet sich eine kleine Kapelle, ein Kleinod, das von der Straße aus leicht zu übersehen ist. Einen direkten Weg dorthin gibt es nicht, man muss das Auto abstellen und zu Fuß weitergehen. Die Türe der Kapelle steht offen.
Das Innere ist verwüstet, der Altar zerstört. An den Seiten, sich gegenüberliegend, hängen zwei große Spiegel. Weitere Spiegelscherben und Teile der zerstörten Einrichtung liegen auf dem Boden verstreut. Der gruselige Eindruck verstärkt sich noch, wenn man die Treppe, die links vom Altarraum nach unten führt, hinuntersteigt: Ein düsterer Raum mit Bogengängen, voller Gerümpel und zerbrochener Bretter erwartet einen dort.
Es ist ein trauriger Anblick
Es handelt sich um die ehemalige Grabkapelle, die einst der Unternehmer Petr Kordík, der Besitzer der Villa Čachrov, als letzte Ruhestätte seiner Familie erbauen ließ. In den 1860er und 1870er Jahren besaß Kordík Ziegeleien und Brauereien, später jedoch verarmte die Familie zusehends. Die Kapelle beherbergte einst die Särge dreier Menschen – die zweier Erwachsener und eines Kindes. Bereits 1903 verwüsteten Vandalen zum ersten Mal das Gebäude, versuchten auch die Särge zu öffnen (was ihnen jedoch nicht gelang) und zerstörten den Altar.
Die nächsten Jahre zerfiel das Gebäude mehr und mehr. Ende des 20. Jahrhunderts wurde es erneut Opfer von Zerstörungen. Das Innere der Kapelle wurde für satanische Rituale benutzt, die Wände wurden mit Blut beschmiert und die sterblichen Überreste der Familie Kordík aus den Särgen geholt und im nahegelegenen Wald verstreut. Später wurde die Familie auf dem Friedhof von Čachrov beerdigt.
Die Grabkapelle befindet sich heute in Privatbesitz, doch es sieht nicht so aus, als würde man etwas unternehmen wollen, sie zu erhalten bzw. zu renovieren. Im Gegenteil: Es ist ein trauriger Anblick. Und wenn nicht bald etwas gegen den Verfall unternommen wird, verfällt diese hübsche, kleine Kapelle, die frei zugänglich, aufgrund der Baufälligkeit jedoch mit Vorsicht zu betreten ist, in Gänze…
Sabine Hamberger
Weitere Infos:
- Weitere Informationen zum Grab der Kordíks aus Hořákov (einfach klicken)
_________________
In unregelmäßigen Abständen präsentiert da Hog’n an dieser Stelle sog. Lost Places – also Orte, die im Kontext ihrer ursprünglichen Nutzung in Vergessenheit geraten sind – in der bayerisch-böhmischen Grenzregion.