Landau an der Isar. Beim aktuellen Blick in die ZDF-Mediathek macht das Herz von Monika Bormeth einen (beinahe hörbaren) Hüpfer. Dies hat jedoch nichts damit zu tun, dass ein neuer Blockbuster, eine spannende Doku oder ein Filmklassiker in der Angebotsliste zu finden ist. Sondern liegt vielmehr daran, dass die 35-Jährige dort selbst ihre Spuren hinterlassen hat: nämlich als Drehbuchautorin für eine seit mehr als 20 Jahren erfolgreiche TV-Serie.
„Ich bin sehr glücklich, dass ich mein erstes Drehbuch für Die Rosenheim-Cops schreiben durfte“, kann es die aus Osterhofen stammende und in Landau an der Isar lebende freiberufliche Autorin und Journalistin selbst noch nicht so recht glauben. „Es erfüllt mich mit großer Dankbarkeit und Freude zu sehen, wie die wundervollen Schauspielerinnen und Schauspieler zum Leben erweckt haben, was ich geschrieben habe.“
Die letzte Schlagzeile lautet der Titel der „RoCops“-Folge, die am 13. Februar (19.25 Uhr) erstmals im Zweiten Deutschen Fernsehen präsentiert wird. Darin wird Karl-Heinz Becker, Chefredakteur des Boulevardblatts Rosenheim aktuell, tot in der Redaktion aufgefunden, wie dem Anreißer zu entnehmen ist. Ins Blickfeld der Kommissare Kaya und Hansen geraten schnell Verdächtige…
Wir haben uns mit Monika Bormeth vorab darüber unterhalten, was die Faszination Drehbuch schreiben ausmacht, worauf es beim Schreiben eines Drehbuchs ankommt und was sie all denjenigen empfehlen kann, die einen ähnlichen Weg einschlagen möchten.
„Ich wollte immer frei sein – frei arbeiten“
Monika: Nach deiner Zeit im Lokaljournalismus hast du dich für den Weg in die Selbständigkeit als Drehbuchautorin entschieden. Was hat dich zu diesem durchaus ungewöhnlichen Schritt bewegt? Und: Wie viel Mut hat dieser Schritt erfordert?
Tatsächlich ist die entscheidende Änderung gar nicht so sehr der Wechsel vom Lokaljournalismus zum Drehbuch schreiben, sondern der von der Festanstellung zur Freiberuflichkeit. Ich habe mir schon immer gewünscht, nicht nur Zeitungsartikel zu schreiben, sondern mich auch in anderen Textarten zu verwirklichen. Gerade das Drehbuch schreiben hat mich gereizt, weil mich schon als Kind fasziniert hat, was da auf dem Bildschirm oder auf der Leinwand für Welten entstehen können. Es war aber nicht ein reiner Wechsel nur zur Drehbuchautorin hin, ich arbeite immer noch als Journalistin und gehe einer bunten Vielfalt anderer schreiberischer Tätigkeiten nach.
Endlich habe ich die Chance, all das zu tun, ohne mich auf eine Sache beschränken zu müssen. Ich wollte immer frei sein – frei arbeiten. Wenn dir das bewusst ist, ist das keine Frage des Muts, sondern eher eine Alternativlosigkeit. Aber bis zu dem Punkt hat es Mut gekostet – sehr viel sogar.
Was genau fasziniert dich an der Tätigkeit einer Drehbuchautorin?
Die Möglichkeit, neue Welten zu erschaffen. Jeder, der sich ein fiktives Format ansieht, weiß, dass das Fiktion ist – trotzdem lassen wir uns darauf ein. Die Lebenswirklichkeit der Figuren in einem Film oder in einer Serie reißen uns mit, sie bringen uns zum Lachen, zum Weinen, zum bedingungslosen Mitfiebern. So etwas hervorzubringen, ist sehr erfüllend.
„Das freut mich ungemein und ist eine große Ehre“
Gibt es eigentlich irgendwelche Parallelen zwischen dem Lokaljournalismus und dem Beruf der Drehbuchautorin?
Auf alle Fälle verbringen beide viel Zeit mit Schreiben (schmunzelt). In meiner Eigenschaft als Journalistin habe ich den Automatismus in mir, Geschichten in der Welt zu sehen. Welche Orte, Menschen, Begebenheiten sind es wert, erzählt zu werden? Im Grunde eine ähnliche Fragestellung, die zu einer Drehbuch-Idee führen kann. Seit ich mich damit beschäftige, registriere ich unwillkürlich jede Menge Dinge in meiner Umgebung, die ich mir gedanklich sofort als Ideen notiere.
Dein TV-Debüt als Drehbuchautorin gibst du nun mit der seit über 20 Jahren im Fernsehen vertretenen Krimi-Serie „Rosenheim-Cops“. Warum gerade diese Serie?
Dass ich als unbekannte Autorin mein erstes Buch für die Rosenheim-Cops schreiben durfte, freut mich ungemein und ist eine große Ehre. Ich habe die Serie das erste Mal mit etwa zwölf Jahren gesehen und finde den feinsinnigen, intelligenten Humor ganz wundervoll. Die Rosenheim-Cops sind eine tolle Unterhaltungsserie mit Krimispannung und großem Identifikationspotenzial, weil sich unter den vielschichtigen Charakteren im Kommissariat jeder Zuschauer irgendwie wiederfinden wird.
Wie schafft man’s denn überhaupt, als Drehbuchautorin für eine derartige Kult-Serie genommen zu werden? Gibt’s da eine Art Auswahlverfahren?
Ich hatte eine Stoffidee und kannte einen der Regisseure. Der hat mir glücklicherweise einen Kontakt zu den Machern vermittelt – und denen hat die Idee schließlich gefallen. Ich freue mich immer noch riesig, dass sie mir die Chance gegeben haben.
„Dann braucht es wie bei allem im Leben: Glück“
Wie entsteht denn so ein Drehbuch eigentlich? Reicht da eine „blühende Fantasie“ aus? Oder gilt es da bestimmte „handwerkliche Kniffe“ zu beachten?
Ein Drehbuch verlangt neben der ‚blühenden Fantasie‘ auch viel Durchhaltevermögen und Arbeitseinsatz, da in der Praxis oftmals viele Überarbeitungen erforderlich sind, bis die gewünschte Qualität vorliegt. Im Laufe dieser Überarbeitungen kann sich die Geschichte durchaus noch weiterentwickeln und verändern.
Es gibt mittlerweile viele Ausbildungswege zum Drehbuchautor, Workshops, Studiengänge, Lehrgänge, Drehbuchwerkstätten etc. Ich habe während meines Studiums der Sprach- und Textwissenschaften ein Blockseminar zum Drehbuch schreiben belegt. Danach habe ich die Sache – erst einmal – einige Jahre nicht weiter verfolgt und ausschließlich als Journalistin gearbeitet, bis ich es 2020 wieder angepackt und mich für einen Fernlehrgang entschieden habe. Dort habe ich noch mehr zum Drehbuch schreiben gelernt. Wobei ich das Meiste nun tatsächlich learning by doing erfahre.
Was kannst du demnach Menschen empfehlen, die auch gerne Drehbuchautor werden möchten?
Eine schwierige Frage. Es gibt ja zahlreiche Wege und ich selbst stehe noch ganz am Anfang. Ich würde dazu raten, viel und oft Serien oder Filme, wie man sie selbst gerne schreiben würde, mit analytischem Blick zu schauen. Auf der Homepage des Deutschen Filmpreises kann man beispielsweise komplette Drehbücher preisgekrönter Produktionen einsehen – es ist ungemein spannend, diese mal parallel zum Film zu lesen. Und dann würde ich empfehlen, viel zu schreiben und irgendeine Art Praxislehrgang zu absolvieren. Sich ein Angebot zu suchen, das zu einem passt. Und dann braucht es wie bei allem im Leben: Glück.
„Und irgendwann das Buch zu einem Kinofilm schreiben“
Hat sich dein Leben sehr verändert, seitdem du als Drehbuchautorin tätig bist?
Seit ich mich mit Drehbüchern beschäftige, sehe ich Filme auf andere Weise. Man nimmt Dialoge anders wahr als zuvor. Das Leben im Allgemeinen hat sich für mich durch den Wechsel zur Freiberuflichkeit verändert – ich habe nun wesentlich mehr Möglichkeiten, mich beruflich und privat zu entfalten. Wenn ich um Mitternacht schreiben will, schreibe ich um Mitternacht. Wenn ich morgens eine Stunde spazieren gehen will, mache ich das.
Wofür möchtest du, wenn du die freie Wahl hättest, künftig gerne Drehbücher schreiben?
Ich freue mich, wenn ich weitere Bücher für die Rosenheim-Cops schreiben darf, weil es mir großen Spaß gemacht hat. Generell interessiert mich alles sehr, was an beliebten Serien so läuft – solche Formate schenken dem Publikum einen regelmäßigen Fixpunkt – einen Termin, an dem man für eine bestimmte Zeit das Gefühl hat, die Welt ist eine bessere. Und irgendwann das Buch zu einem Kinofilm schreiben zu dürfen, das wäre toll.
Zuletzt ein kleiner Ausblick: Was dürfen wir künftig von dir erwarten?
Man darf erwarten, dass ich für alle Projekte offen bin, die mich begeistern und kreativ fordern. Ich lasse mich überraschen, was das Leben mir schenkt.
Ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für deine Zeit und weiterhin alles Gute.
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer