Osterhofen. „Ja, wir sind eine Problem-Band, weil’s immer wieder mal Stress gibt – das kann man nicht abstreiten. Aber wir sind konsequent.“ Diese ehrliche und selbstreflektierte Aussage stammt von Hans-Jürgen Vogl, Gründer und Kopf der 2009 ins Leben gerufenen Heavy-Rock-Band 5 Aces aus Osterhofen. Ehrlichkeit und Authentizität ist ein wesentlicher Bestandteil des Rock’n’Roll – und somit auch von 5 Aces, wie der 25-jährige Musiklehrer gerne betont. Seit zehn Jahren steht „der Joker“, wie er von vielen genannt wird, mittlerweile auf der Bühne, spielt seit 13 Jahren Gitarre (Lock and Load u.a.). Genau so lange hat auch Bassist und Band-Kollege Christoph „Eigi“ Eiglmeier mit der Musik zu tun (u.a. Terminus Kill, Noctis, Blackest Light). Der 26-jährige Niederalteicher ist erst im September zu den 5 Aces gestoßen – per Zufall sind die beiden an der Berufsfachschule für Musik in Plattling ins Gespräch gekommen. „Und die Grundidee vom verzerrten Bass hat mir gleich sehr getaugt.“
Hans und Christoph – das macht dann zwei von fünf Assen. Und was ist mit dem Rest der Band? „Bei dieser Frage wird mir ehrlich gesagt immer a bissal übel“, kommentiert der Joker – und lacht notgedrungen. Denn genau darin liegt zumeist das Problem seiner „Problem-Band“: Die Besetzung ist – gelinde ausgedrückt – nicht unbedingt die dauerhafteste. Wobei man wissen sollte, dass bei 5 Aces nie mehr als drei Musiker zur Grundausstattung gehören…
Ihr aktuelles Album, das mit dem ehemaligen Queen-Produzenten Reinhold Mack eingespielt wurde, trägt den Titel „Greetings from the Underground“. Die Zusammenarbeit mit Mack, die über dessen Sohn und befreundeten Musiker-Kollegen Freddy Mack zustande kam, war „eine super Experience und eine Ehre“ für Hans-Jürgen Vogl. Da Hog’n hat sich mit ihm und Christoph über die neue EP unterhalten, über Motörhead und die Bedeutung des Rock’n’Roll – und darüber, warum die Band momentan ohne (festen) Schlagzeuger dasteht…
„Ohne die Band Motörhead gäbe es 5 Aces sicher nicht mehr“
Ihr nennt Euch 5 Aces – wie seid Ihr auf den Namen gekommen? Geht’s da ums Falschspielen beim Pokern?
Hans: Es geht auch ums Karten spielen, ja. Aber die Geschichte hinter dem Namen halten wir immer a bissl geheim. Da kann sich jeder seine Geschichte selbst zusammenreimen. Nein, im Ernst: Ich spiel wirklich gerne Karten, am liebsten Schafkopf und Poker, und wollte das Gambling-Thema einfach in den Namen miteinbringen. Wir sind ja alle Vollzeitmusiker und spielen ständig irgendwas mit irgendeinem Musikinstrument…
Bei 5 Aces denken vor allem Motörhead-Fans an deren legendäres Album „Ace of Spades“ – gibt’s da irgendeine Verbinung zu dieser Band?
Hans: Perönlich kennen wir uns leider nicht – doch Motörhead ist definitiv meine Lieblingsband. Ich fahr da jedes Jahr aufs Konzert. Die Motörhead-Attitude ist brutal wichtig für mich. Motörhead hat mir durch schwere Zeiten geholfen – hat mir geholfen, Energie zu schöpfen und nach persönlichen Rückschlägen wieder aufzustehen. Ja doch, ich verdanke der Band eine ganze Menge – ohne Motörhead gäbe es 5 Aces sicher nicht mehr.
Christoph: Ja, absolut. Motörhead ist eine der wichtigsten Bands in der Rock-Branche überhaupt – und somit auch ein großer Einfluss für 5 Aces.
Was bedeutet für Euch Rock’n’Roll?
Hans: Das ist wie meine Religion. Er gibt mir Kraft und Energie, genauso wie übrigens auch die Punk-Musik. Ich kann mich damit beschäftigen. Das ist eine spirituelle Sache.
Christoph: Rock’n’Roll ist für mich eine Kunstform, eine zeitlose Ausdrucksform. Er ist Anti-Kommerz – und eine andere Realität.
In Osterhofen ist kulturell gesehen ja jetzt nicht unbedingt die Hölle los – bis auf das Wirtshaus „Zum Haber“…
Hans: Ja, klar, das ist meine Stammkneipe, in der wir mit 5 Aces auch jedes Jahr auftreten. Das ist immer mein Geburtstagsgig. Und Helmuts Pizzas sind freilich immer vom Feinsten – und sauscharf… (lacht).
„I like awesome Music, telling me terrible Things“
Greetings from the Underground lautet der Titel der mittlerweile zweiten 5-Aces-CD, die am 28. August veröffentlicht wurde. Warum heißt die Scheibe „Grüße aus dem Untergrund“? Welche Intention steckt dahinter?
Hans: Es gibt darauf einen Song namens ‚Take you down – Greetings from the Underground‘. Die Geschichte dazu: Ich war auf einem ZZ-Top-Konzert in Linz und wollte nach dem Gig mit der Band ins Gespräch kommen. Das wäre für mich natürlich gigantisch gewesen, wenn das geklappt hätte. Jedenfalls haben wir die Security gefragt, ob wir zur Band dürfen. Wir waren recht freundlich, keiner von uns war betrunken oder so. Aber die Security ist gleich recht aggressiv auf uns zugegangen und hatte überhaupt kein Verständnis für unser Anliegen. Das hat mich ziemlich aufgeregt – und dann hab ich eben diesen Song geschrieben.
Außerdem wollte ich was mit ‚underground‘ im Titelnamen machen, weil wir eben auch ‚underground‘ sind – auch vom Sound her, der nicht unbedingt jedermanns Gehörnerv trifft und absolut radiotauglich ist. Von dem her, hat das ganz gut gepasst…
Volle Ladung Heavy-Rock: 5 Aces mit ihrem Powersong „Gypsy Party“:
Um was geht es in Euren Texten?
Hans: Wir machen ehrlichen Rock’n’Roll. Es geht darum, dass es im Leben immer wieder mal Tiefs gibt, die es zu überwinden gilt. Und darum, wie man das Beste draus machen kann, wenn’s mal nicht so rund läuft. Genauso wie mir Motörhead Energie gegeben hat in schlechten Zeiten, soll auch unsere Musik Energie transportieren. Und das tut sie auch recht gut, denk ich.
Christoph: Bei uns schwingt neben dem Heavy-Rock auch immer die Blues-Attitude mit – man macht Musik, um gewisse Ereignisse zu verarbeiten…
Hans: …wobei wir auch sehr viele positiv-motivierte Songs haben. Das soll also jetzt nicht falsch rüberkommen: Wir wollen nicht ausschließlich negativ-depressive Botschaften rüberbringen – aber für mich ist’s nunmal die Realität, weil ich schon verdammt viel Pech in meinem Leben hatte.
Christoph: Der Blues gibt Dir ja auch ein gutes Gefühl, obwohl’s inhaltlich um traurige Erlebnisse geht. Das ist eine Gratwanderung, die auch wir gehen.
Hans: Ich habe mal irgendwo den Spruch gelesen: ‚I like awesome Music, telling me terrible Things‘. Das trifft recht gut auf 5 Aces zu.
„Das kam relativ überraschend für uns. Ein Schock.“
Die aktuelle EP wurde ja ohne Dich, Christoph, als Bassisten eingespielt – wie hat das dann funktioniert, Hans?
Hans: Derjenige, dem das Studio gehört, der hat den Bass gespielt. Damals hatten wir auch noch einen festen Drummer.
Du sagst „hatten“ – was ist mit ihm passiert?
Hans: Der ist im Oktober ausgestiegen. Das kam relativ überraschend für uns. Ein Schock.
Christoph: Man kann’s eigentlich gar nicht genau erklären, was da genau los war. Wir saßen vor der letzten Bandprobe noch beisammen, alles war in Ordnung, jeder hat sich auf den nächsten Gig gefreut. Und ein paar Tage später hat er zwei Stunden vor dem Auftritt seinen Abschied verkündet…
Heißt: Ihr steht momentan ohne Schlagzeuger da?
Christoph: Nein, nicht ganz. Ein Kollege, Moartl Pleintinger, hilft bei uns aus – der Mann hat Rock’n’Roll-Erfahrung, unter anderem bei Overdose.
Wie viele Auftritte macht Ihr übers Jahr hinweg im Schnitt?
Hans: Wenn alles normal verläuft und wir nicht von irgendwelchen Besetzungwechseln geplagt sind, dann haben wir 20 bis 30 Gigs. Wir stehen dann in München, Salzburg und natürlich auch bei uns in der Region auf der Bühne. Auch Tschechien wäre für uns interessant. Dort schätzen die Leute den Rock’n’Roll fast noch mehr wert als bei uns – und weit weg ist’s auch nicht (lacht).
Lasst uns nach vorne schauen – wo steht 5 Aces in fünf, zehn Jahren?
Hans: Uns wird’s auf jeden Fall noch geben, weil ich’s weitermachen werde. Ich bin aber schon drauf aus, dass wir eine langfristige Besestzung haben.
Christoph: Ich bin ja erst relativ kurz dabei, aber so viel kann ich auf jeden Fall schon sagen: 5 Aces wird’s immer geben, das ist dem Hans sein Leben. Diese Band ist wie das Blut, das durch seine Adern fließt.
Hans: Danke fürs Kompliment (lacht). Ich werde immer für die Band da sein.
Dann wünscht auch da Hog’n Euch natürlich alles Gute für die Zukunft.
Interview: Stephan Hörhammer