Kronwinkel. Die Idee klingt einfach – und ist vielleicht gerade deshalb genial. Und vielleicht sorgen sogar unliebsame Erinnerungen für eine große unternehmerische Zukunft. Stefan Aigner aus Kronwinkel (Gmd. Grainet) hat mit „Viking’s Gold“ im August dieses Jahres ein eigenes Getränk auf den Markt gebracht. Es handelt sich dabei um ein mit Kohlesäure versetztes „Haidel-Wasser“, abgefüllt in stylischen Dosen und versehen mit einem „coolen“ Image. Alles klar, oder?
Die Geschäftsidee verbindet dabei Traum und Alptraum des 37-Jährigen miteinander. Nur ungern erinnert er sich an frühere Zeiten in den Kneipen und Discos der Region, als er an der Reihe war – und als Fahrer seiner Clique fungieren musste. „Es war dann immer unglaublich blöd, mit einem Glas Wasser in der Hand dastehen zu müssen. Da trinkt man dann lieber Red Bull, auch wenn der ungesund ist“, erinnert sich Stefan Aigner. Eher lästige Blicke in die Vergangenheit, die viele nur zu gut kennen. Szenen, die noch heute jedes Wochenende millionenfach vorkommen. Erinnerungen, die sich eingebrannt haben beim wachen Geist aus Kronwinkel.
Nicht irgendeine Flüssigkeit, sondern „Wasser von höchster Qualität“
Bereits seit Längerem wollte der Waidler, der hauptberufliche als IT’ler im Homeoffice beschäftigt ist, sein eigenes Ding auf die Beine stellen. An dem nötigen Erfindergeist, der fehlenden Kreativität, scheiterte es bis dato nicht. Eher an der Umsetzbarkeit. Bis Stefan Aigner wieder die einstigen Fuadgeh-Fahrer-Zeiten aus dem Gedächtnis hervorkramte. Er machte sich dabei den von ihm festgestellten Trend zu Nutze, dass sich bei der U30-Generation Dosengetränke wachsender Beliebtheit erfreuen. „Die Delle, nachdem das Pfand eingeführt worden ist, scheint überwunden. Dosen gelten wieder als cool.“
Und bei einer „coolen“ Dose ist sogar der Inhalt nicht das Wichtigste. Davon ist Stefan Aigner überzeugt. Wobei das, was abgefüllt wird, aber nicht irgendeine Flüssigkeit ist, sondern reinstes Wasser vom Fuße des Haidels. „Die Gemeinde Grainet hat dort eigene Quellen im Naturpark“, weiß der 37-Jährige zu berichten. „Was das heißt, weiß wohl jeder: Es handelt sich um höchste Qualität.“
Erst als alles perfekt war, ging er damit an die Öffentlichkeit
Seine Produktionsanlage, die zunächst wie ein Provisorium wirkt, befindet sich in einem kleinen Kämmerlein im hauseigenen Keller. Doch der erste Eindruck trügt. Einen fünfstelligen Betrag hat Stefan Aigner bisher in „Viking’s Gold“ investiert. Ein großer Teil davon ging für bauliche Maßnahmen drauf. Da er Lebensmittel vertreibt, muss alles höchsten hygienischen Vorgaben entsprechen. Das Landratsamt überprüft die Einhaltung dieser regelmäßig. Einen auch nicht zu verachtenden Teil des Startbudgets und noch mehr Hirnschmalz verschlang das Branding, das Design sowie die Corporate Identity im Generellen.
„Es sollte insgesamt in die nordische Richtung gehen“, erklärt Aigner die Grundbasis seiner Überlegungen. „Denn das ist derzeit angesagt. Und ich will ja ein angesagtes Getränk unter die Leute bringen.“ Nach und nach entstand in Zusammenarbeit mit einem Freund, ein Experte in Sachen Marketing und Design, der Name sowie die Gestaltung der Dose. Der 37-Jährige zeigte sich dabei eigenen Angaben zufolge regelrecht detailversessen. Er wollte nichts dem Zufall überlassen – und scheute weder Zeit, noch Mühen und Finanzmittel. Erst als alles aus seiner Sicht perfekt war, wollte er mit seinem Produkt an die Öffentlichkeit gehen.
Große Themen aktuell: Absatz und Marge
Das war im August der Fall – gut ein halbes Jahr nach den ersten Überlegungen. Seitdem haben mehr als 2.000 Dosen seine „Werkstatt“ verlassen. Viele davon noch als (Werbe-)Geschenk, einige aber auch bereits über Vertriebspartner. Die Vermarktung ist derzeit generell das große Thema. Einerseits klappert Aigner in diesen Tagen („Das war heuer meiner Urlaub„) Firmen, Discounter und alle aus einer Sicht potenziellen Kunden ab und fragt, ob sie „Viking’s Gold“ ins Sortiment aufnehmen möchten.
Andererseits tüftelt er an der Marge. Zirka 60 Cent entstehen pro Dose insgesamt an Produktionskosten. Für 84 Cent (netto) verkauft er derzeit 0,33 Liter Wasser an diverse Zwischenhändler weiter, die dann selbst den Endpreis für die Kunden bestimmen. „Das ist noch zuviel“, weiß der 37-Jährige. Vor allem die individuelle digitale Bedruckung der Dose ist teuer. Zu teuer. Es gebe aber nur wenige, die das überhaupt machen können, „weshalb es erst bei sehr, sehr großen Mengen spürbar billiger wird“.
Aigner will jedoch nichts übers Knie brechen. Muss er auch nicht. Freilich, die Vorleistung sei enorm gewesen. „Aber ich muss nicht auf Teufel komm raus von jetzt auf gleich davon leben. Das Ganze soll vielmehr gesund, also organisch wachsen.“ Eins ist dabei sicher: Sucht den Kronwinkler bei der Expansion der Durst heim, hat er sogleich die passende Erfrischung parat. Und das auch noch in „coolen“ Dosen in der Dose…
Helmut Weigerstorfer