Passau. Es ist der Albtraum für viele Verkehrsteilnehmer: Ein Unfall mit Sach- und, im schlimmsten Fall, auch Personenschaden. Der sich anschließende „Papierkrieg“ mit der Versicherung ist meist sehr nervenaufreibend. Und genau hier kommen die „Unfallhelden“ ins Spiel. Das junge Unternehmen aus München, das seine Wurzeln in der Dreiflüssestadt Passau hat, kümmert sich um das Prozedere nach einem Crash – vom Gutachten über das Ersatzauto bis zum möglichen Verkauf des Unfallfahrzeugs. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht Frederik Fleischmann von den „Unfallhelden“ über die Ursprünge des 2014 gegründeten Start-Ups und über die studentischen Verbindungen nach Passau.
Frederik: Wie ist es zu unfallhelden.de gekommen?
Vor dem Start der Marke ‚Unfallhelden‘ haben Teile des Teams bereits 15 Jahre lang große Flottenbetreiber bei der Abwicklung von Verkehrsunfällen betreut. Und: Wenn ein Unternehmen sich bei der Abwicklung seiner Autounfälle helfen lässt und davon auch wirtschaftlich profitiert, dann sollten wir diesen Service doch auch für private Autofahrer anbieten. Denn Verkehrsunfälle passieren ständig – und dann stehen Privatleute den ausgeklügelten Mechanismen der Versicherungswirtschaft schutzlos gegenüber. Diese sind natürlich daran interessiert, möglichst wenig Schadensersatz zu bezahlen. Deshalb haben die Versicherer über Jahrzehnte hinweg sehr effiziente Methoden entwickelt, Geld bei der Abwicklung zu sparen.
Die Krux mit den Versicherern
Welche denn?
Das treibt recht merkwürdige Blüten: Versicherer schicken eigene Gutachter zu den Geschädigten, die den Schaden möglichst gering bemessen. Sie schicken den Verunfallten zu Partnerwerkstätten, die aufgrund des durch den Versicherer ausgeübten Kostendrucks kaum qualitativ hochwertige Arbeit leisten können. Sie kürzen vielmehr Schadensersatzansprüche ohne jede sachliche Rechtfertigung, verschleppen künstlich die Auszahlung und Regulierung, bis der Geschädigte irgendwann aufgibt, etc. Deshalb wollten wir eine Lösung schaffen, die allen Geschädigten zu ihrem Recht verhilft und die dabei einfach und komfortabel funktioniert.
Seit wann gibt es das Unternehmen?
Die Marke ‚Unfallhelden‘ als Dienstleistung für Privatkunden haben wir im August 2014 ins Leben gerufen.
Wie kann man sich Eure Arbeit genau vorstellen?
Alles, was der Geschädigte tun muss, ist, den Autounfall über die Hotline oder das Webinterface auf der Internetseite unfallhelden.de zu melden. Um alles Weitere kümmern wir uns. Wir organisieren einen unabhängigen KFZ-Gutachter, der mit dem Verunfallten einen Termin vereinbart und das Fahrzeug besichtigt. Anschließend geben die Unfallhelden den Fall an einen auf Verkehrsrecht spezialisierten Rechtsanwalt weiter, der die Regulierung der Schäden mit der gegnerischen Versicherung übernimmt. Außerdem kümmern sich die Unfallhelden um eine passende Werkstatt und ein Ersatzfahrzeug. Wenn das Fahrzeug einen Totalschaden erlitten hat, auch um den Weiterverkauf des Fahrzeugwracks.
Macht ihr das nebenbei oder hauptberuflich?
Es gibt drei Gründer: Christopher und Marc-Oliver Eckart sowie Sebastian Wemhöner. Zwei sind parallel noch in anderen Berufen beschäftigt, der Dritte arbeitet bereits jetzt voll für die Unfallhelden.
Oft wird ein kostensparendes „Schadensmanagement“ angewendet
Wie finanziert Ihr Euch? Und: Warum ist das Ganze für Kunden kostenlos?
Jeder Gutachter, jeder Rechtsanwalt, jede Werkstatt und jedes Abschleppunternehmen arbeitet dezentral in seiner Region und versucht, seine Dienstleistungen gegen die gebündelte Macht der Kfz-Versicherungen zu behaupten. Denn diese versuchen die Unfallopfer so schnell wie möglich zu erreichen, um ihr eigenes kostensparendes ‚Schadensmanagement‘ anwenden zu können. Dagegen möchten wir Unfallhelden etwas unternehmen: Wenn die Kfz-Versicherungen zentral und straff organisiert sind, dann halten wir dagegen und bündeln die vielen dezentralen Dienstleister in einer zentralen Servicestelle. So setzen wir den Kfz-Versicherungen eine ebenso schnelle wie kompetente und allein im Sinne der Unfallopfer tätige Unfallabwicklung entgegen. Die vielen kleinen Dienstleister sind im Gegenzug gerne bereit, uns zu finanzieren, damit wir unsere Rolle als zentraler Ansprechpartner und Koordinator wahrnehmen können. Wir erhalten eine Kombination aus Software-Lizenzgebühren und Vermittlungsprovisionen.
Und welche Verbindung habt Ihr zu Passau?
Sebastian Wemhöner hat in Passau Diplom-Kulturwirtschaft studiert und war dort Mitglied der studentischen Unternehmensberatung INSTEAD e.V. Auch die beiden anderen Gründer kennen Passau durch studentische Netzwerke.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin alles Gute.
Interview: Helmut Weigerstorfer