Kirchberg im Wald. Ein Feuer in den eigenen vier Wänden ist der Alptraum aller Hausbesitzer. Brandschutzbeauftragter Dipl.-Ing. (FH), MEng Felix Ulrich hilft dabei, dieses Schreckensszenario zu vermeiden. 2010 gründete er deshalb in Kirchberg im Wald die Firma IBU Brandschutz, die der 35-Jährige seit 1. März 2014 hauptberuflich betreibt. Wir haben mit Felix Ulrich über seinen nicht gerade alltäglichen Beruf und die dazugehörige Ausbildung gesprochen. Außerdem gibt er allen Hog’n-Lesern einen einfachen Tipp in Sachen Brandschutz. You start me up!
Herr Ulrich, warum haben Sie die Firma „IBU Brandschutz“ gegründet?
Im Zuge meiner Diplomarbeit habe ich in Zusammenarbeit mit der FH Regensburg und der Berufsfeuerwehr Regensburg die Einsatz- und Feuerwehrpläne für das Gebäude ‚Mikrosystemtechnik‘ erstellt. Durch einen glücklichen Umstand habe ich den Bauleiter aus dem Praxissemester, welches ich in München bei der Firma Züblin absolviert habe, in Regensburg wieder getroffen – dort konnte ich aber letztlich nicht Bauleiter werden. Über Umwege landete ich schließlich bei der svt Brandschutz GmbH. Während meiner dortigen Tätigkeit absolvierte ich von 2007 bis 2009 einen berufsbegleitenden Masterstudiengang „vorbeugender Brandschutz“ in Dresden. Nach meinem erfolgreichen Abschluss habe ich dem Konzern den Vorschlag unterbreitet, die Ausführung sowie die Planung als ganzheitliche Leistung dem Kunden anzubieten – doch das war von der Führung nicht erwünscht. Somit habe ich im Oktober 2010 das Sachverständigenbüro IBU Brandschutz im Nebenerwerb gegründet.
„Ich bereue es keine Minute, diesen Schritt gewagt zu haben“
Was genau bieten Sie an?
Ich beschäftige mich vorwiegend mit der Brandschutzplanung von Neubauten und Bestandsgebäuden im Zuge der Baugenehmigung. Durch meine damalige Tätigkeit als Niederlassungsleiter bie der svt Brandschutz habe ich umfangreiche Erfahrungen in der Bauausführung sammeln können und war zusätzlich bei Brandversuchen in der Zentrale Technik in Hamburg begleitend tätig. Aus diesem Grund liegt noch ein weiterer Schwerpunkt in der Bau- und Objektüberwachung sowie in der Erstellung von gutachterlichen Stellungnahmen bei baulichen Problemen auf Baustellen, die bauordnungsrechtlich nicht mehr zu lösen sind.
Warum haben Sie sich für das Thema Brandschutz interessiert? Waren Sie bei der Feuerwehr?
Mein Vater und Bruder waren bei der Freiwilligen Feuerwehr – ich hatte daher schon immer Kontakt dazu. Letztendlich ist die Begeisterung für den Brandschutz erst im Studium gekommen. Im Zuge eines Wahlpflichtfaches „vorbeugender Brandschutz“ hat mich unser Professor für dieses Thema so begeistern können, dass ich auch meine Diplomarbeit bei Ihm absolvierte. Umso stärker ich mich mit den Thema beschäftigte, desto mehr stieg auch meine Begeisterung. Seit zwei Jahren bin ich auch aktives Mitglied der Feuerwehr Kirchberg im Wald.
Seit 1. März 2014 betrieben Sie Ihre Firma „IBU Brandschutz“ im Haupterwerb. Warum dieser Schritt?
Wie bereits erzählt, habe ich 2010 mein Büro gegründet, weil meine damalige Firma meine Sichtweise nicht teilte. 2012 bin ich von der ausführenden Seite in ein Sachverständigenbüro für Brandschutz gewechselt. In kurzer Zeit hat sich herausgestellt, dass das Angestelltenverhältnis für meine berufliche Zukunft keine Perspektiven mehr bietet. Ich hatte immer eine klare Vorstellung, ein Unternehmen zu führen – stets wurde ich jedoch in gewissem Maße eingebremst. Obwohl ich viele Freiheiten als Angestellter hatte, war immer eine gewisse Unzufriedenheit in mir. Da die Aufträge von IBU Brandschutz immer mehr wurden, war dann für mich die Selbstständigkeit die einzige Lösung. Und bis jetzt bereue ich noch keine einzige Minute, diesen Schritt gewagt zu haben.
Brandschutzbeauftragter? „Es gibt keine konkrete Ausbildung“
Welche Ausbildung haben Sie absolviert?
Das Thema Ausbildung im Brandschutz ist schwer zu fassen, da es keine konkrete Ausbildung gibt. Die meisten Personen, die ich kenne, sind Bauingenieure oder Architekten. Viele sind auch Quereinsteiger, die über die Feuerwehr kommen oder Mitarbeiter, die sich in ihren Firmen mit Brandschutz beschäftigten mussten und dann Gefallen daran gefunden haben. Im Studium, bei Meister- oder Technikerausbildung, wird dieses Thema nur ganz spärlich behandelt. Die meisten Personen, die sich mit dem Thema Brandschutz beschäftigten, haben sich privat weitergebildet – oder Unternehmen bilden den Nachwuchs direkt selber aus. Ein Brandschutzbeauftragter wird von einer Firma bestellt oder durch eine externe Firma eingekauft. Die Ausbildung zum Brandschutzbeauftragten ist ebensowenig geregelt.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit den einzelnen Feuerwehren aus?
Die meisten Brandschutznachweise dienen als Bauvorlage und werden für eine Baugenehmigung benötigt. Die prüfende Stelle, zum Beispiel das Landratsamt, schickt die Unterlagen zur Feuerwehr mit der Bitte um Stellungnahme. Grundsätzlich hat man wenig Kontakt mit den Feuerwehren. In Großstädten wie München ist die Berufsfeuerwehr die Fachstelle der Lokalbaukommission. Dort werden alle Brandschutzthemen mit der Branddirektion, BF München, direkt besprochen – was in den ländlichen Gegenden eher selten ist. Die wenigen Schnittstellen, die man in den ländlichen Gegenden noch hat, sind meistens die Zugänglichkeit zum Objekt, Anleiterbarkeit, Personenrettung und Löschwasser. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass man immer gemeinsam eine Lösung gefunden hat und die Zusammenarbeit sehr gut ist.
Ulrichs Appell: „Investition in Rauchwarnmelder sehr sinnvoll“
Haben Sie einen Brandschutz-Tipp für die Hog’n-Leser parat, den jeder sofort ausführen kann?
Seit 1. Januar 2013 müssen alle Neubauten mit Rauchwarnmeldern ausgestattet sein – bestehende Gebäude sind bis zum 31. Dezember 2017 nachzurüsten. Nachweislich gibt es die meisten Brandtoten in Wohnungen – deshalb wurde das gesetzlich vorgeschrieben. Hamburg, das als eines der ersten Bundesländer die Rauchwarnmelderpflicht eingeführt hat, vermeldet bereits signifikante Rückgänge von Brandtoten – aufgrund der Rauchwarnmelder. Ich kann nur an alle Hog’n-Leser appellieren, in die Rauchwarnmelder zu investieren. Sinnvoll sind funkvernetzte Rauchwarnmelder, damit auch frühzeitig die Detektion gemeldet wird. Ebenso ist nach meiner Ansicht ein Feuerlöscher in jedem Haushalt Pflicht, damit kleinere Entstehungsbrände frühzeitig gelöscht werden können.
Herr Ulrich: Vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Helmut Weigerstorfer