Viechtach. Was ihm vor sechs Jahren bei der Regener Landratswahl verwehrt geblieben ist, soll Stefan Ebner nun am 8. Oktober gelingen, wenn er bei der bayerischen Landtagswahl als Spitzenkandidat im Stimmkreis 207 für die CSU ins Rennen geht: ein höheres, politisches Mandat auf überregionaler Ebene. Die Vorzeichen, ins oberste Parlament des Freistaats einzuziehen, stehen jedenfalls gut für den 43-jährigen Viechtacher. Doch er selbst will sich (noch) nicht zu weit aus dem Fenster lehnen…
Verheiratet, zwei Kinder, seit 21 Jahren als Kreisrat engagiert, seit elf Jahren mit Führungs- und Personalverantwortung als promovierter Volkswirtschaftler im selben Unternehmen tätig. So lesen sich die biografischen Rahmendaten Ebners. Als 17-Jähriger habe er die „beste Entscheidung“ getroffen, indem er Mitglied in der Jungen Union und in der CSU geworden ist. Seine Freizeit verbringt er gerne mit seinen zwei und vier Jahre alten Kindern. Und über den bayerischen Tellerrand habe er auch geschaut, sagt er: durch Studium und Beruf im Ausland und in Norddeutschland. Die Zeit sei spannend gewesen, aber: „Dahoam is dahoam, im Woid is im Woid!“
„Jede Wahl birgt ein gewisses Risiko in sich“
Herr Ebner: Die Bewerbung um den Posten des Landrats vor sechs Jahren sollte nicht von Erfolg gekrönt sein. Warum klappt’s stattdessen heuer mit dem Einzug in den Landtag?
Das war eng damals. Ich hatte knapp 46 Prozent. Ob es mit dem Landtag klappt, entscheiden die Wählerinnen und Wähler bis zum 8. Oktober.
Als CSU-Direktkandidat des Stimmkreises 207 ist die Angelegenheit wohl „a g’mahdeWies’“ für Sie, wie man im Woid so schön sagt. Oder haben Sie Bedenken, dass Sie am 8. Oktober nicht in Bayerns höchstes Parlament einziehen werden?
Jede Wahl birgt ein gewisses Risiko in sich. Meine Erfahrung ist: Wenn ein Kandidat sich so verhält, als wäre es a g’mahde Wies‘, gibt’s oft böse Überraschungen. Deswegen bin ich überall bei den Menschen im Stimmkreis, wo es mir möglich ist – und kämpfe bis zum letzten Tag um jede Stimme.
Max Gibis, bisheriger Abgeordneter des Stimmkreises 207, durfte sich stets über große Unterstützung auch aus dem Landkreis Regen freuen. Denken Sie, dass die Gibis-Anhänger aus dem Landkreis FRG auch Ihnen ihre Stimme geben werden? Wie wollen Sie diese als Viechtacher auf Ihre Seite bringen?
Sie sagen es: Die beiden Landkreise waren bei der Unterstützung der Kandidaten bisher sehr solidarisch zueinander. Und ich hoffe, dass es dieses Mal auch genauso bei mir ist. Nicht zuletzt, weil die Menschen auch wissen, dass die CSU in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten politisch viel dazu beigetragen hat, dass sich der Bayerische Wald vom Armenhaus zu einer florierenden Region entwickelt hat. Und sie wissen, dass der Bayerische Wald auch in Zukunft bei der CSU in guten Händen ist.
„Im Woid gehen Auto und ÖPNV Hand in Hand“
Unabhängig davon: Max Gibis unterstützt man am wirkungsvollsten, wenn man mit der Zweitstimme Max Gibis wählt – und mit der Erststimme Stefan Ebner. Warum? Weil beim bayerischen Wahlsystem Erst- und Zweitstimmen zusammengezählt werden, sie zusammen entscheiden, wie viele Sitze die CSU insgesamt bekommt. Jede Erststimme für Ebner ist also automatisch auch eine Stimme für Gibis.
Rückblickend betrachtet: War es hinsichtlich der kommenden Landtagswahl zuträglich für die hiesige CSU, dass sich mit Ihnen und Max Gibis im Vorfeld zwei Kandidaten für das Direktmandat zur Wahl gestellt haben- und es somit zur Kampfabstimmung gekommen ist?
Mehr Kandidaten für eine Wahl ist nichts Ungewöhnliches. 2018 waren es auch schon zwei Bewerber in unserem Stimmkreis. Und zu dieser Wahl gab es sogar in drei niederbayerischen Stimmkreisen mehrere Kandidaten bei der Aufstellung. Entscheidend ist doch, wie es danach weitergeht. Und wer den Wahlkampf in unserem Stimmkreis beobachtet, sieht, dass wir alle zusammen – die Kandidaten für den Bezirkstag, den Landtag und im Landkreis Regen auch noch der Landratskandidat – für gute CSU-Gesamtergebnisse in der Region kämpfen. Die CSU in beiden Landkreisen zieht an einem Strang – das sieht man an den Infoständen.
Sie wollen sich stark machen für die geplante, jedoch noch nicht in trockenen Tüchern zu sein scheinende Ansiedelung des niederbayerischen Verwaltungsgerichts in Freyung. Wie wollen Sie dies erreichen?
Das Verwaltungsgericht in Freyung wäre längst da, wenn die Freien Wählen nicht blockiert hätten. Die betreiben Wortbruch, weil sie dem VG Freyung nämlich schon längst zugestimmt haben, aber sich jetzt nicht mehr daran halten. Und weil dieser Beschluss durch den Landtag muss, können die Freien Wähler das nun blockieren. Es stehen sogar schon fertige Räumlichkeiten zur Verfügung. Die Region muss bei den Koalitionsverhandlungen darauf achten, dass das VG Freyung in den Vertrag aufgenommen wird.
Der Streckenabschnitt der Waldbahn zwischen Viechtach und Gotteszell ist ein weiteres Thema, für das Sie sich einsetzen möchten. Warum ist der Dauerbetrieb dieser Strecke so wichtig für die Region?
Im Woid gehen Auto und ÖPNV Hand in Hand. Die Bahn ist das Rückgrat für den ganzen ÖPNV der Region. Die Teilstrecke zwischen Viechtach und Gotteszell ist wichtig. Sie ist nicht nur von praktischem Nutzen, sie hat durch den Verlauf entlang des Wassers auch einen hohen touristischen Wert.
„Wolf und Bär sind von unseren Bauern fernzuhalten“
Die Stärkung der regionalen Landwirtschaft steht ebenfalls auf ihrer Agenda. Wie wollen Sie diese erreichen? Welche Pläne bzw. welche Interessen wollen Sie hier verfolgen bzw. vertreten?
Unsere Bauern wurden durch die Neuregelung der Ausgleichszulage benachteiligt. Hier braucht es eine Kompensation. Wichtig ist mir der Erhalt unserer bäuerlichen Kultur, denn es sind die Bauern, die unsere Landschaft pflegen und uns ermöglichen, dass wir regionale Produkte auf dem Teller haben. Ebenso setze ich mich für den Fortbestand der Kombihaltung ein, weil ein Verbot der Anbindehaltung unsere kleinbäuerliche Struktur kaputt machen würde. Und zuletzt: Wolf und Bär sind von unseren Bauern fernzuhalten.
Nicht wenige behaupten: Die CSU hat ein Identitätsproblem, ist weder Fisch noch Fleisch, ist manchmal grün, manchmal blau, manchmal alles zusammen. Das konservative Element geht ihr mehr und mehr abhanden. Was braucht diese Partei ihrer Meinung nach, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden?
Das sehe ich ganz anders. Keine andere Partei trägt das Bayern-Gen so sehr in sich wie die CSU. Gleichzeitig muss man auch erkennen: Die Gesellschaft ist heterogener geworden, die Unterschiede zwischen Ballungsräumen und ländlichen Regionen sind sehr ausgeprägt. Die Zeiten mit Wahlergebnissen von dauerhaft 50 oder 60 Prozent sind vorbei. Die CSU muss immer wieder zeigen, dass wir die Interessen von Bayern am erfolgreichsten vertreten – aber nicht wie die Freien Wähler Regionalpartei bleiben, sondern immer den Anspruch haben, bundes- und europapolitisch Einfluss zu nehmen. Das gelingt uns gut und nutzt der Heimat.
„Das ist verrückt!“
Wie sehen Sie das Erstarken der AfD und den konstant großen Rückhalt dieser Partei in der Bevölkerung des Bayerischen Waldes? Was muss passieren, dass die Waidler wieder mehr CSU wählen?
Viele AfD-Wähler haben berechtigte Sorgen zu bestimmten Themen, fühlen sich auch nicht ausreichend gehört von anderen Parteien. Das muss man ernst nehmen, sich der Themen annehmen und im besten Falle auch lösen. Das hätte man auf Bundesebene schon lang machen müssen, anstatt alle kategorisch als „rechts“ abzustempeln. Gleichzeitig muss man den potenziellen AfD-Wählern auch klar sagen, dass die AfD die fünfte Kolonne Moskaus ist, sie offen mit Putin sympathisiert und aus der NATO raus will. Das ist verrückt! Ich meine auch: Der aktuelle Zuspruch zur AfD ist besonders der desaströsen Arbeit der Bundesregierung geschuldet.
Abschließend: Was wird die typische Ebner’sche Handschrift im Münchner Landtag künftig ausmachen? Welchen Politikstil wollen Sie sich auf die Fahnen schreiben?
Mein Anspruch und mein Ziel ist es, in München das Beste für den Woid, unsere Heimat, rauszuholen. Ich will dabei Klartext reden, sagen was ist. Ohne Blabla, aber auch ohne Sirene. Anstand und Respekt in der Debatte ist ein hohes Gut.
Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer