Bayerischer Wald. Der Rachelsee ist einer der vielen kleineren Seen in Bayern und der einzige im Gebiet des Nationalparks Bayerischer Wald. Er befindet sich auf einer Meereshöhe von 1.071 Metern, ist etwa 350 Meter lang, 200 Meter breit und bis zu 13,4 Meter tief. Nach den jüngsten Hitzeperioden mit Temperaturspitzen von weit über 30 Grad erreichten die Hog’n-Redaktion mehrere Leser-Nachfragen, ob denn der aktuell niedrige Wasserstand des Rachelsees Anlass zur Sorge gebe. Wir haben beim Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) und bei der Nationalparkverwaltung nachgefragt.
„Das Wassereinzugsgebiet des Rachelsees ist nur 0,4 Quadratkilometer groß“, informiert die zentrale Fachbehörde für Fragen zu Umweltschutz, Geologie und Wasserwirtschaft zunächst. Wie alle Gewässer, so der LfU-Sprecher, unterliegt der Wasserstand des Rachelsees jahreszeitlichen Schwankungen. Im Frühjahr, nach der Schneeschmelze, sei der Rachelsee in der Regel vollgefüllt und auftretender Überlauf laufe in den Seebach ab. „Nach längeren Trockenperioden sinkt der Wasserstand ab, da die Zuläufe weitgehend trockenfallen. Ein Überlauf in den Seebach findet dann nicht mehr statt.“
Seespiegel um einen halben Meter abgesunken
Verringerte oder gar trockenfallende Zuläufe würden zunächst keine Bedrohung für Seen darstellen, erklärt das LfU – zumindest solange der Wasserstand nicht stark abfällt. „Im Gegenteil, eine verringerte Einschwemmung von Nährstoffen ist meist positiv für die Ökologie der Seen.“ Dagegen seien weitere Begleitumstände der Trockenphasen wie hohe Gewässertemperaturen und trockenfallende Uferbereiche für das Seeökosystem belastend: etwa durch Absterben des emersen (Ufersaum) und submersen (untergetauchten) Vegetationsbereichs, der als Lebensraum und „Kinderstube“ für eine Vielzahl von Lebewesen im See dient. Betroffen seien hier vor allem flache Seen oder weiträumig flache Uferbereiche. „Auch Nährstoffe des Sediments können bei großflächigem Trockenfallen wieder gelöst und eingespült werden.“
„Mitte Juli 2023 wurde durch Mitarbeitende des Wasserwirtschaftsamtes Deggendorf ein Trockenfallen von Zuläufen beobachtet“, informiert der Sprecher weiter. Auch sei der Seespiegel bereits um etwa 0,5 Meter im Vergleich zum Mai abgesunken. „Einige kleinere Uferbereiche sind bereits trockengefallen“, gibt die Behörde Auskunft und ergänzt: „Hier war kein Bestand an untergetauchten Wasserpflanzen betroffen“. Der emerse Pflanzenbestand am Seeufer sei feucht gewesen und habe bisher keine auffälligen Schädigungen gezeigt.
Fazit laut Landesamt für Umwelt: „Der aktuelle Wasserstand ist niedrig, aber nach längeren Trockenphasen nicht außergewöhnlich. Nach derzeitigem Stand ist die Austrocknung des Rachelsees mittelfristig nicht zu erwarten.“
Bodenwasservorräte „gut geleert“
Dies bestätigt auch der Nationalpark Bayerischer Wald. „Wegen der noch günstigen Grundwassersituation dürfte der aktuelle Stand der Jahreszeit entsprechen. Ein komplettes Austrocknen ist sehr unwahrscheinlich“, informiert dazu Burkhard Beudert vom NP-Sachgebiet „Naturschutz und Forschung“. Das Austrocknen würde ihm zufolge voraussetzen, dass es deutlich länger als ein Jahr nicht regnet, um den Zufluss aus dem Grundwasser über die Vorfluter abzuschwächen oder zum Erliegen zu bringen. „Sollte das eintreten, haben wir massive Probleme mit der kommunalen Trinkwasserversorgung schon lange vorher zu lösen gehabt.“
Beudert gibt jedoch in puncto Versorgung der Waldbestände zu bedenken, dass diese bei anhaltender Niederschlagsarmut zunehmend knapper werde. „Bis Ende Mai waren die Bodenwasservorräte bis in ein Meter Tiefe sehr gut gefüllt. Sie wurden aber im Juni gut geleert, weil dieser Monat der niederschlagsärmste seit 1972 war.“ Es brauche daher dringend Niederschläge, um die Vorräte an Bodenwasser aufzufüllen und Bäume transpirieren zu lassen.
Stephan Hörhammer